Kreis Viersen Mordversuch: Schon vorher gab es Anzeigen

Ein Brüggener (74) wird verdächthgt, seine Frau angegriffen zu haben. Laut Staatsanwalt war es nicht der erste gewalttätige Sreit. Bei häuslicher Gewalt ist die Dunkelziffer hoch. Hier finden Opfer Hilfe.

 Häusliche Gewalt macht nach Angaben der Polizei einen Großteil der Kriminalität aus. Die Dunkelziffer ist dabei hoch.                                                                           Foto: dpa

Häusliche Gewalt macht nach Angaben der Polizei einen Großteil der Kriminalität aus. Die Dunkelziffer ist dabei hoch.                                                                          Foto: dpa

Foto: dpa (Archiv)

Ein 74-Jähriger aus Brüggen befindet sich seit Dienstag in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, seine Ehefrau (67) nach einem Streit im gemeinsamen Haus mit einem 20 Zentimeter langem Brotmesser angegriffen zu haben. Eine Mordkommission ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Inzwischen hat der Mann sich geäußert. „Er bestreitet die Tat; er habe seine Frau weder verletzten noch töten wollen“, erklärt Sprecher  Axel Stahl von der zuständigen Staatsanwaltschaft Krefeld.  Der 74-Jährige sei zur Tatzeit betrunken gewesen; wie stark, konnte Stahl nicht sagen.

Streitigkeiten sollen beim Paar  bereits in der Vergangenheit eskaliert sein. Laut Stahl habe es Anzeigen wegen Körperverletzung gegeben, aber keine Verurteilung:  „Der Mann ist nicht vorbestraft.“

Wie sieht die Statistik aus? Bei Fällen von häuslicher Gewalt ist die Dunkelziffer hoch, weiß Alexandra Dallmann, Opferschutzbeauftragte bei der Polizei in Viersen. „Häusliche Gewalt macht einen Großteil der Kriminalität aus. Statistisch gesehen ist die Gefahr, Opfer von häuslichen Gewalt zu werden, viel größer als Opfer eines Raubüberfalls.“  In den vergangenen beiden Jahren ist die Zahl der Fälle im Kries Voersen konstant. 2018 wurden 547 solcher Taten angezeigt. Die Zahlen von 2019 können laut Dallmann noch nicht genannt werden. Sie schätzt aber, dass sie auf Vorjahresniveaus liegen. Bundesweit waren 2018 insgesamt 140.755 Menschen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. Mehr als 81 Prozent der Opfer sind Frauen.

Wo finden Opfer Hilfe?

Die Polizei Viersen arbeitet bei häuslicher Gewalt eng mit dem Verein Frauenzentrum, Gladbacher Straße 25 in Viersen, zusammen. So werden Sachverhalte mit Einverständnis der Opfer zeitnah übermittelt, um schnellstmöglich Unterstützung und fachkundige Hilfen für sie anbieten zu können. Frauen ab 16 Jahre können dort Termine vereinbaren oder die offene Sprechstunde nutzen. Ruf: 02162 18716.

Außerdem bietet der Weiße Ring unter Telefon  0151 55164792 vielfältige Hilfe an. Laut Dallmann stellen Opferschutzbeauftragte regelmäßig Kontakt zum „Weißen Ring“ her: So sollen menschlicher Beistand und persönliche Betreuung gewährleistet werden. Auch rechtliche Beratungen und. medizinische Hilfen können individuell angeboten werden.

Unter der Rufnummer 08000 116 016 ist das Telefon „Gewalt gegen Frauen“ an 365 Tagen zu jeder Uhrzeit erreichbar. Frauen können sich dort anonym und kostenfrei beraten lassen. Dolmetscherinnen helfen bei der Beratung in vielen Sprachen.

Was soll man tun, wenn eine Situation durch Gewalt zu eskalieren droht?

Die Bedrohten oder bereits Geschädigten sollten Hilfe rufen. Bei einer akuten Gefährdungssituationen empfiehlt die Polizei, dass sich Opfer über den Notruf 110 an die Polizei wenden.

Was passiert, wenn die Polizei bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung eingreift?

Sie prüft zunächst den Einzelfall. Um die Gefahr zu beseitigen, kann eine Verweisung aus Wohnung oder Haus erfolgen; außerdem kann die Polizei ein zehntägiges Rückkehrverbot gegen den Angreifer aussprechen.

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