Niederkrüchten Was Niederkrüchtens Solo-Bad kostet

Niederkrüchten · Die mögliche Alternative zum interkommunalen Freizeitbad an der B221 liegt auf dem Tisch. Im Niederkrüchtener Hauptausschuss wurden nun Pläne für die Sanierung des Freibads mit integriertem Hallenbad vorgestellt.

  So könnte das Freibad-Gelände nach den vorliegenden Plänen aussehen: Links ist das Hallenbad zu sehen, rechts das Freibad, in dem ein Holzdeck die verschiedenen Beckenbereiche unterteilt.

 So könnte das Freibad-Gelände nach den vorliegenden Plänen aussehen: Links ist das Hallenbad zu sehen, rechts das Freibad, in dem ein Holzdeck die verschiedenen Beckenbereiche unterteilt.

Foto: iwt/Neugebauer

Rund 60 Zuhörer verfolgten bei freibadtauglichen Temperaturen die Vorstellung der Pläne im Sitzungssaal des Rathauses. Das Konzept von Architekt Dirk Neugebauer sieht ein gut 900 Quadratmeter großes Freibad und ein Hallenbad mit einem 25 Meter langen Lehrschwimmbecken mit drei Bahnen und einem Hubboden zur Regulierung der Wassertiefe vor. Das Hallenbad bildet in den Plänen das Entree des Geländes – es liegt parallel zum heutigen Eingangsbereich und öffnet sich mit einer großen Glasfront Richtung Freibad. Die Freifläche zwischen Hallen- und Freibad könnte als Terrasse mit Sitzmöglichkeiten und einem neuen Kleinkinderbecken gestaltet werden.

Für das Freibad wird der Rohbau des bisherigen Beckens genutzt und mit einer Edelstahlwanne ausgekleidet, erklärte Neugebauer, der mit seinem Architektur- und Planungsbüro auf Bau und Sanierung von Schwimmbädern spezialisiert ist. Er plant eine Verkleinerung der mit bisher 1.300 Quadratmeter recht üppig bemessenen Wasserfläche um etwa 30 Prozent auf gut 900 Quadratmeter. Der Verlust an Wasserfläche wird durch eine Attraktivitätssteigerung des Freibades aufgefangen. So ragt ein Holzdeck, das als Liegemöglichkeit genutzt werden kann, quasi ins Wasser hinein. Eine neue Rutsche und eine Schaukelbucht im Wasser sorgen für Spaß. Der Sprungbereich soll erhalten bleiben, erklärte Neugebauer. Ob der Sprungturm saniert werden kann oder neu gebaut werden muss, ist noch zu klären.

Das Freibad unterteilt sich in drei ineinander übergehende Bereiche: ein Nichtschwimmer- und Erlebnisbecken (mit Rutsche und Schaukel), ein Kombibecken und das Sprungbecken. Das Bad kann damit multifunktional genutzt werden. Für Sportschwimmer bleiben im Kombibecken drei 50-Meter-Bahnen erhalten. Das Holzdeck teilt die restliche Wasserfläche in den Sprungbereich und den Erlebnisbereich. Durch mobile Abtrennungen können die einzelnen Bereiche je nach Bedarf vergrößert oder verkleinert werden. Beispielsweise könnte das Kombibecken morgens für die Sportschwimmer offen stehen, die meist eher früh im Wasser sind. Im Tagesverlauf, wenn der Anteil der Spaß-orientierten Besucher steigt, könnte die mobile Abtrennung das Kombi-Becken in der Mitte teilen, so dass sich das Erlebnisbecken entsprechend erweitert und der Kombibereich auf 25-Meter-Bahnen verkleinert.

Die Kombination von Hallen- und Freibad auf einem Gelände ermöglicht Synergieeffekte, betonte Neugebauer. So kann eine Technikanlage (Pumpen, Filter, Chlordosierung usw.) beide Bäder bedienen. Dazu soll der alte, marode Technik-Keller saniert und ertüchtigt werden. Die Hochbauten auf dem bisherigen Freibad-Gelände, also Duschen, Umkleiden und Kiosk, würden abgerissen und neu gebaut. Neugebauers Fazit „Es ist kein Spaßbad, aber eine sinnvolle Kosten-Nutzen-Lösung.“

Die Kosten für das Gesamtprojekt bezifferte der Planer auf 7,4 Millionen Euro. Im Einzelnen: 2,9 Millionen Euro für das Freibad, 3,4 Millionen für das Hallenbad, 500.000 Euro für den Neubau von Technikräumen, Kiosk, Umkleide- und WC-Räumen, weitere 500.000 Euro für die Neugestaltung der Außenanlagen und 100.000 Euro für den Abbruch der alten Freibadgebäude.

Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung habe die Verwaltung „defensiv gerechnet“, betonten Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) und Kämmerin Marie-Luise Schrievers. So kalkuliert Schrievers trotz der Attraktivitätssteigerung des möglichen neuen Bades nur mit rund 28.000 Besuchern pro Jahr – das entspricht dem Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016. In der Summe der Betriebs-, Instandhaltungs-, Personal- und Kapitalkosten sowie der Abschreibungen erwartet die Kämmerin jährliche Belastungen von 870.000 Euro für den Gemeindehaushalt. Abzüglich der Eintrittserlöse von rund 100.000 Euro bleibe ein Fehlbetrag von jährlich 770.000 Euro.

Der Hauptausschuss nahm das Konzept und die Kostenkalkulation nur zur Kenntnis. Die politische Entscheidung über die Zukunft der Niederkrüchtener Bäderlandschaft fällt erst nach der Sommerpause.

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