Schwalmtal Was Niederkrüchten lebenswert macht

Schwalmtal · In der Reihe "Dorf im Gespräch" wollte Bürgermeister Kalle Wassong von den Einwohnern Alt-Niederkrüchtens wissen, was ihren Ort ausmacht. Wichtige Themen in der Diskussion: das Gaststätten-Sterben und die Freibad-Schließung

 Der Kölner Christoph Illigens begleitet die Reihe "Dorf im Gespräch". Er hält zeichnerisch fest, was Bürger in den Gesprächsrunden vorbringen. Derzeit ist im Rathaus in Elmpt eine Fotoausstellung zu sehen, danach sollen die Bilder aus allen Dorfgesprächen wieder im Rathaus ausgestellt werden.

Der Kölner Christoph Illigens begleitet die Reihe "Dorf im Gespräch". Er hält zeichnerisch fest, was Bürger in den Gesprächsrunden vorbringen. Derzeit ist im Rathaus in Elmpt eine Fotoausstellung zu sehen, danach sollen die Bilder aus allen Dorfgesprächen wieder im Rathaus ausgestellt werden.

Foto: Birgitta Ronge

Ist es in Niederkrüchten schön ruhig - oder zu ruhig? Auf diese Frage hat wohl jeder Niederkrüchtener eine eigene Antwort. Die einen, die am Montagabend zum "Dorf im Gespräch" in die Begegnungsstätte kamen, lobten die idyllische Umgebung in geschützter Natur und die Möglichkeit, Kinder behütet aufziehen zu können. Die anderen machten auf fehlende Begegnungsorte aufmerksam, beklagten, dass es praktisch kein Kneipen-Leben mehr gebe, und dass im Ortskern Geschäfte fehlten.

Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) hat die Reihe "Dorf im Gespräch" angestoßen, um von den Einwohnern der einzelnen Orte zu erfahren, was sie an ihrem Dorf lebens- und liebenswert finden und was sie für so wichtig halten, dass sie es für die Generation ihrer Enkel bewahren möchten. In den einzelnen Dörfern ist die Reihe abgeschlossen, am Montagabend folgte Alt-Niederkrüchten, im April ist Elmpt dran. Danach will Wassong mit den Bürgern ein Fazit ziehen, überlegen, was in den Ortschaften erhalten oder verbessert werden muss. In welcher Form dies geschehen soll, vielleicht in Zukunftswerkstätten, ist noch nicht klar. Mit einem schönen Bild allein, das Zeichner Christoph Illigens während der Gespräche in jedem Dorf fertigte, soll es jedenfalls nicht getan sein.

Auch für Niederkrüchten fertigte der Kölner Illustrator am Montagabend solch ein Bild an. Anhand der Meldungen aus dem Publikum hielt Illigens die positiven Aspekte des Ortes fest, aber auch die negativen. Als positiv schätzen die Niederkrüchtener die Lage ein - nah an der Autobahn, trotzdem im Grünen, was ein Besucher so zusammenfasste: "Ich fühle mich hier im Sommer wie im Urlaub." Die Menschen sind herzlich, man kennt sich, man weiß voneinander. Eine Zugezogene berichtete, sie habe es als befremdlich empfunden, "dass die Leute mich kannten, bevor ich sie kannte". Man sei eben nicht anonym.

Unter den negativen Aspekten fielen insbesondere fehlende Geschäfte im Ortskern und die Schließung des Freibads in Gewicht. Wassong gab einen Überblick über den Sanierungsstau in beiden Bädern, erklärte, dass seiner Ansicht nach ein gemeinsames Bad für Brüggen und Niederkrüchten die beste Lösung sei, und legte dar, warum der Rat beschlossen hatte, das Hallenbad in diesem Jahr wieder zu öffnen, das Freibad aber nicht: Kein Lehrer, so Wassong, gehe mit der Klasse zum Schulschwimmen in ein Freibad. Um das Schulschwimmen aufrecht zu erhalten, sei daher die Öffnung des Hallenbads die einzige Option gewesen. Er betonte auch, dass der Rat nicht beschlossen habe, das Freibad zu schließen, sondern nur, es in diesem Jahr nicht zu öffnen. "Wir wollen uns die Option offen halten", so Wassong. Zunächst soll es Gespräche mit der Gemeinde Brüggen geben, deren Bäder ebenfalls marode sind. Wassong sprach sich auch dafür aus, für den Westkreis eine gemeinsame Bädergesellschaft zu gründen, er verspreche sich dadurch Synergieeffekte.

Mit Blick auf fehlende Gaststätten im Ortskern und die Frage, was die Gemeinde daran ändern könnte, meinte Wassong scherzhaft: "Ja soll ich eine Kneipe aufmachen?", appellierte aber gleichzeitig an die Niederkrüchtener: "Wenn jemand ein Café oder eine Eisdiele am Lindbruch haben will, gibt es genügend Leute, die das verhindern wollen, weil sie es ruhig haben wollen." Es sei ein erster Schritt, wenn Bürgern bewusst sei, dass etwas fehle.

Einen Ausblick konnte Wassong auch geben: Unter anderem will er dem Tourismuskonzept neues Leben einhauchen, dafür soll im Rathaus ein Mitarbeiter her. Die Ressource Tourismus sei "ein Schatz, den wir heben müssen", betonte er. Der Bedarf an Fremdenzimmern und Ferienwohnungen sei groß. Er äußerte sich auch zuversichtlich, neben dem Discounter "eine alternative Möglichkeit zu schaffen", um in Niederkrüchten einzukaufen. Daneben kündigte er Bücherschränke für Niederkrüchten, Oberkrüchten und Elmpt an.

(RP)
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