Brüggen Was möchte ich tun, bevor ich sterbe?

Brüggen · An St. Nikolaus Brüggen hat Pfarrer Frank Schürkens Tafeln aufhängen lassen. Darauf kann jeder Wünsche eintragen, was er vor seinem Tod machen möchte. Ein Anreiz, sich mit der eigenen Vergänglichkeit beschäftigen

Schwarze Schiefertafeln hängen seit dem Wochenende an St. Nikolaus in Brüggen. Darüber der Satzanfang: "Bevor ich sterbe, möchte ich..." Ja, was eigentlich? Es ist keine einfache Frage, aber es lohnt sich, über sie nachzudenken, findet Pfarrer Frank Schürkens. Der 39-Jährige hat die Aktion in Brüggen ins Leben gerufen. Er möchte junge und ältere Menschen, Gemeindemitglieder und Touristen ermutigen, sich auf eine "charmante Art" mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen. "Wie kann ich die Zeit, die mir geschenkt wurde, gut nutzen oder noch intensiver genießen?", fragt er.

Der Pfarrer selbst hat gleich drei Dinge mit bunter Kreide auf die Tafel geschrieben, die er noch erleben möchte: Ein Fest mit seinen Patenkindern, die Priesterweihe von einem guten Freund und die Wiederkunft Christi. Dass Letzteres nach mehr als 2000 Jahren nun ausgerechnet noch in Schürkens Lebenszeit fallen wird, mag unwahrscheinlich sein, doch auf den Tafeln ist zunächst einmal alles erlaubt. "Ob es nun ein persönliches Ziel ist, eine Reise oder Zeit mit Familie und Freunden", erklärt Schürkens. Er hat das Projekt bereits in anderen Gemeinden erlebt. "Es ist immer spannend zu sehen, wie groß das Spektrum menschlicher Sehnsucht und Wünsche ist."

Die Idee kommt übrigens aus den USA. Die Künstlerin Candy Chang hängte nach dem Tod eines guten Freundes große Tafeln mit der Aufschrift "Before I die..." in New Orleans auf. "Noch mal nach Italien reisen", "einen Uni-Abschluss machen", "ein Kind bekommen", "auf ein Nickelback-Konzert gehen", "die Welt verändern", schrieben die Menschen - und plötzlich fragte man sich überall auf der Welt: Was möchte ich noch alles tun, bevor ich sterbe?

Die Tafeln in Brüggen stehen nun für die Gedanken aller Menschen bereit - ob in deutsch, niederländisch oder englisch. Auch die Messe heute an Allerheiligen um 10 Uhr beschäftigt sich mit den Träumen für das Leben.

Passend zum Thema wird am 13. November um 18 Uhr in der Kirche der Film "Das Beste kommt zum Schluss" mit Jack Nicholson und Morgan Freeman in den Hauptrollen gezeigt. Darin geht es um zwei unterschiedliche Menschen, die in einem Krankenhaus aufeinandertreffen und beide nicht mehr lange zu leben haben. Die beiden Männer stellen eine Liste zusammen, was sie noch alles erleben möchten. Ein Hollywoodstreifen in der Kirche, das sei ungewöhnlich, sagt Ute Kolanus vom Pfarreirat St. Nikolaus. Doch von der Idee des Pfarrers waren alle begeistert.

Jeden Tag wird Kolanus Fotos von den Tafeln machen und dokumentieren, was darauf geschrieben wird. "Es ist wichtig, dass man sich mit dem Thema Tod auseinandersetzt, auch für junge Leute", sagt sie. "Es ist nicht immer ganz so weit entfernt, wie man vielleicht meint."

Das Projekt endet mit dem Patrozinium am 3. Dezember. In der Messe um 18 Uhr werden dann die gesammelten Gedanken und Ideen vorgestellt.

Die gesammelten Wünsche und Träume aus vielen Ländern gibt es im Internet unter www.beforeidie.cc.

(tak)
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