Kreis Viersen Warum Frauen so wertvoll sind

Kreis Viersen · Der Kreistag diskutierte den Gleichstellungsbericht sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Frauen haben es weiterhin schwer, beruflich aufzusteigen. Politisch gibt es dazu noch unterschiedliche Meinungen.

Selten war der Kreistag so frauen- und familienbewegt wie in seiner letzten Sitzung in dieser Wahlzeit. Gabriele Cuylen legte ihren im zweijährigen Turnus verfassten Gleichstellungsbericht vor. Das Ergebnis lässt sich so umreißen: Er bleibt unverzichtbar, der Kreis macht kleine Schritte vorwärts, aber die Talente gut ausgebildeter Frauen bleiben im gehobenen und höheren Dienst unterbewertet.

Luise Fruhen (CDU), Maria Beiten (Grüne) und Irene Wistuba (FDP) legten ihre Finger in diese Wunde. Auf die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten könne auch in absehbarer Zeit keineswegs verzichtet werden. Auch ihre gesellschaftspolitischen Außenwirkung mit Veranstaltungen und Aktivitäten sei unverzichtbar. Der Satz: "Entscheidet sich eine Frau für ein Kind, entscheidet sie sich gegen berufliches Fortkommen", blieb unwidersprochen. Allerdings räumten sie auch ein, Frauen seien oft zu zaghaft und nutzten Angebote zur Mitwirkung nicht.

Landrat in die Pflicht genommen

Auch ein Mann durfte mit einer Stellungnahme ran: Lukas Siebenkotten (SPD) nutzte die Gelegenheit, den Landrat persönlich in die Pflicht zu nehmen. Schaue man sich die Führungsriege der Kreisverwaltung an, dann handele es sich um einen monolithischen Männerblock. Im unteren Dienst fänden sich doppelt so viele Frauen wie Männer: "Was tun Sie persönlich?" fragte er. Peter Ottmann ging nicht direkt darauf ein, sondern stellte fest: "Wir bewegen uns allmählich dahin, dass Frauen innerhalb der Kreisverwaltung aufsteigen können."

Einig in der Zielsetzung, aber uneins in der Umsetzung der Aufgabe, Familie und Beruf besser vereinbar zu machen, zeigten sich die Fraktionen anschließend. Die Verwaltung hatte auf Druck der CDU noch einige Zusatzinformationen zu deren Antrag geliefert. Luise Fruhen und Irene Wistuba waren insofern zufrieden, dass sie darin eine Grundlage für die weitere Beschäftigung mit dem Thema erblickten. Hans Kettler (SPD) ging harscher damit um: "Heiße Luft" sei das, zumal die Details längst anderweitig Kommunalverwaltungen und deren Politik beschäftigten. "Zu wenig konkret" waren auch seinem Fraktionskollegen Alfons Görgemanns die Ansätze zum Thema. Er fordere den Landrat auf, Firmen direkt aufzusuchen und mit ihnen Vereinbarungen zu treffen.

Friedhelm Werner (Grüne) fehlte das Fassbare zum Thema ebenfalls. Es werde sehr einfach sein, zu solchen Vereinbarungen zu kommen, wenn man sie ernsthaft verfolge: "Die Firmen treibt die Not dazu, sich familienfreundlicher zu verhalten. Sie brauchen künftig die beruflichen Qualitäten von Frauen. Wir sollten uns nur nicht einbilden, dass dies aus purer Familienfreundlichkeit geschieht, wenn sich etwas bewegen sollte."

(RP)
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