Jazzfestival Viersen Moka Efti Orchestra konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen

Viersen · Einem Millionenpublikum ist die kleine Bigband Moka Efti Orchestra aus der Serie „Babylon Berlin“ bekannt. Sie liefert darin den Soundtrack der 1920er-Jahre. Entsprechend hoch waren beim Auftritt in der Festhalle Viersen die Erwartungen an das 14-köpfige Ensemble.

 Der sehr tiefe Alt von Severija Janušauskaitė beeindruckte. Problem: Die Texte kamen nicht immer verständlich rüber.

Der sehr tiefe Alt von Severija Janušauskaitė beeindruckte. Problem: Die Texte kamen nicht immer verständlich rüber.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Der diesjährige Topact des Jazzfestivals Viersen – das Moka Efti Orchestra – ist vielen Festivalbesuchern natürlich bekannt, spielte das 14-köpfige Ensemble doch in der Fernsehserie „Babylon Berlin“ eine nicht ganz unwichtige Rolle als Soundtrack des Lebensgefühls im Berliner Nachtleben der ausgehenden 1920er-Jahre. Das dafür zusammengestellte Ensemble entschloss sich nach den erfolgreichen Dreharbeiten, weiterhin zusammen zu bleiben.

Natürlich wird vom Moka Efti Orchestra (stilecht in schwarzen Anzügen mit Fliege) erwartet, dass es die Musik aus der Fernsehserie auf die Bühne bringt, und dieser Erwartung wird natürlich entsprochen. Jazz wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend als Tanz- und Unterhaltungsmusik konzipiert und rezipiert.

Das Moka Efti Orchestra erfüllte bei seinem Auftritt in der Viersener Festhalle diese Bedingung: Die Musik ist durcharrangiert mit solistischen Beiträgen. Pianist Nikko Widemann, einer der Komponisten, und Severija mit beeindruckend tiefem Alt übernahmen die Gesangsparts, die allerdings darunter litten, dass die Texte nicht immer verständlich rüberkamen, sie hoben sich dynamisch und klanglich nicht genug aus dem Gesamtgeschehen hervor.

Mit hohem Tempo ging die Band das Konzert an, markante Bläsersätze trafen auf zwei Violinen, die Rhythmusgruppe, unter anderem mit Banjo, trieb die Musik sehr straight an. Ein beeindruckender Opener, der viel Energie versprühte und Lust auf mehr machte.

Im weiteren Verlauf konnte diese Erwartung allerdings nicht durchgehend erfüllt werden. Manchmal schien die Musik etwas überarrangiert zu sein, wurden zu viele Linien miteinander verwoben. Der dominante Sound des Klaviers tat sein Übriges, hier wäre mehr Transparenz wünschenswert gewesen. Dass nämlich weniger mehr sein kann, das wurde beim – nur von gezupfter Violine begleiteten – Crocodile Blues deutlich, zum Gesang gesellte sich lediglich eine Trompete – Riesenapplaus.

Insgesamt ging der rote musikalische Faden bisweilen verloren, denn die neuen Stücke unterschieden sich stilistisch deutlich, wodurch ein Widerspruch zwischen geleisteter Auftragsarbeit und eigentlicher musikalischer Intention augenfällig wird. So blieb ein zwiespältiger Eindruck.

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