Wanderung über die Süchtelner Höhen Vom Schönblick bis nach Krefeld gucken

Süchteln · Auf einer 3,5 Kilometer langen Tour mit 30 Meter Höhenunterschied bieten die Süchtelner Höhen ein Stück Geschichte. Start ist am Kriegerdenkmal an der Lobbericher Straße. Der Grundstein wurde 1878 gelegt.

 Kurz hinter dem Kriegerdenkmal schweift der Blick über die alte Süchtelner Hauptschule in die Ferne.

Kurz hinter dem Kriegerdenkmal schweift der Blick über die alte Süchtelner Hauptschule in die Ferne.

Foto: Bianca Treffer

Der kleine Wanderparkplatz an der Lobbericher Straße in Süchteln ist nicht zu verfehlen. Wer am Hinweisschild „Kriegerdenkmal“ abbiegt, ist am richtigen Parkplatz angekommen. Kaum ausgestiegen und auf den breiten Schotterweg getreten, ragt das 24 Meter hohe Kriegerdenkmal, dessen Grundstein 1878 gelegt wurde, schon inmitten der mächtigen Buchen hervor. Es scheint, als wolle sich der Adler auf dem Kupferdach in die Lüfte erheben, wie er da mit ausgebreiteten Schwingen, deren Spannweite bei 3,10 Metern liegt, zu sehen ist.

Der ehemalige Aussichtsturm ist zwar nicht mehr zu besteigen, aber auch von unten lohnt sich der Blick. Hinter dem Denkmal führt der Weg weiter in den Wald. „Die Bodenbewegungen, die wir hier sehen, haben dabei keinen natürlichen Ursprung. Sie sind von Menschenhand im Zweiten Weltkrieg geschaffen worden“, erläutert Günter Wessels vom Naturschutzbund (Nabu) Viersen die Senkungen und Erhebungen, die rechts und links des Weges vorliegen.

 Die Wanderung startet am Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1878.

Die Wanderung startet am Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1878.

Foto: Bianca Treffer

Dazu gehört auch der Erbenbusch. Das Gebiet wird nicht von hohen Bäumen bestimmt, sondern von Buschwald und Heide. Eine taktische Ecke in Kriegszeiten. Hinter dem Kriegerdenkmal gab es den Schönblick, der einen gigantischen Fernblick bis nach Krefeld und Anrath ermöglichte. Und genau diesen Schönblick gibt es heute wieder. Er ist dem Fichtensterben geschuldet. Auf der gesamten Fläche wuchsen Fichten, die abstarben und geschlagen werden mussten. Aktuell stehen dort keine hohen Bäume mehr, die Fläche ist mit Brombeeren und Gesträuch überzogen. Wer die Aussicht genießen möchte, kann sich auf die Bank an der Waldhütte setzen.

 Günter Wessels macht auf eine Straßenschild aufmerksam: Die Straße unterhalb des Erbenbuschs trägt den Namen „Am Schönblick“.

Günter Wessels macht auf eine Straßenschild aufmerksam: Die Straße unterhalb des Erbenbuschs trägt den Namen „Am Schönblick“.

Foto: Bianca Treffer

Über einen schmalen Waldweg geht es hinunter zum Äquatorweg. Bevor die asphaltierte Straße erreicht wird, sind einige Holzstufen zu bewältigen. Wer zu Fuß nicht so gut unterwegs ist, sollte daran denken, denn ein Geländer gibt es dort nicht.

Unten angekommen biegt der Wanderer nach links ab. Dass der Schönblick Geschichte hat, ist einige Meter weiter zu sehen. „Am Schönblick“ heißt dort eine Seitenstraße. Die Tour führt aber nach links in den Dornbuscher Weg. „Das kommt aus dem Plattdeutschen. Es hieß einst ,dor den Busch’, weil es durch den Busch ging. Daraus ist die Straßenbezeichnung entstanden“, erklärt Wessels. Hinter dem Wald auf der linken Seite liegt die Freudenbergsche Grube. Eine Formsandgrube, in der früher Formsand gewonnen wurde.

Rechts beginnt einer der Wegewälle. „Es gab vier Durchgänge durch den Erbenbusch, die allesamt von Wällen eingefasst waren, wie der Erbenbusch selber auch“, erzählt Wessels. Es geht leicht bergauf und man muss immer wieder mit Radfahrern rechnen, die schwungvoll den Berg hinunterradeln.

Der Asphalt weicht einem Schotterweg, der mitten in den Wald führt. Hoher Farn und Springkraut stehen unter den Bäumen. Immer wieder fallen kahle Flächen auf. Wessels weiß durch frühere Spaziergänge, dass auch hier einst Fichten standen.

An der nächsten Kreuzung im Wald, gut erkennbar an den rot-weißen Pollern auf der rechten Seite, biegt man links ab und nähert sich der Lobbericher Straße. Dort angekommen geht es wieder links und entlang der Straße weiter durch den Wald in Richtung Parkplatz. Doch vorher steht noch ein Abstecher an: Kurz vor der großen Halle auf der linken Seite verläuft ein schmaler Trampelpfad, der zu einer Wiese führt. „Auf der linken Hand lag früher die Pferderennbahn von Süchteln“, berichtet Wessels. 1882 ins Leben gerufen, galoppierten die Rennpferde bis 1930 auf der Bahn – mit Tribüne und Wettannahmestelle. Tausende von Besuchern waren an Renntagen vor Ort. Der alte Umlauf der Rennbahn besteht in Teilen, das Stein- und Metallgerippe, das versteckt am Waldrand steht, war der Richterturm.

Zurück geht es zur Lobbericher Straße, wo links der Parkplatz wieder auftaucht. 3,5 Kilometer und 30 Meter Höhenunterschied mit viel Geschichte liegen hinter dem Spaziergänger.

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