Viersen Von roh nach edel

Viersen · Wie entsteht ein Kunstwerk? Das wollen wir in einer neuen Serie zeigen – Schritt für Schritt. Den Anfang macht Jürgen Drewer aus Niederkrüchten, der für die Justizschule in Pegnitz den Eingangsbereich gestaltete.

Seit über 20 Jahren sind architekturbezogene Arbeiten ein wesentlicher Schwerpunkt des künstlerischen Arbeitens von Jürgen Drewer (geboren 1952). Malerei, Zeichnung sowie die Gestaltung mit Glas, Edelstahl und anderen Materialien stehen bei der Ausführung der Projekte im Mittelpunkt.

Realisierte Projekte von Drewer findet man im St. Antonius Hospital, in den Kirchen St. Maria Magdalena in Geldern oder St. Simon und Thaddäus in Otzenrath, um nur wenige Beispiele zu nennen oder in Unternehmen wie beispielsweise der Bördesparkasse Oschersleben oder der Volksbank Bückeburg.

Neben den Initiativbewerbungen bei Architekten und Bauämtern reagiert Drewer auf Ausschreibungen, so auch im Sommer 2007 auf die des Staatlichen Bauamts Bayreuth. Bei diesem Kunstwettbewerb geht es um die Gestaltung des Vorplatzes und der Eingangshalle der Justizschule in Pegnitz (siehe Foto rechts).

Der Wettbewerb ließ alle künstlerischen Möglichkeiten und Materialien offen. Während Drewer dem Bauamt die Unterlagen für das sogenannte "vorgeschaltete Bewerbungsverfahren" – d.h. Bilder und Unterlagen über realisierte architekturbezogenen Projekte – schickte, begann er gleichzeitig, so, wie er es bei diesen Ausschreibungen immer tut, sich Gedanken über die räumliche Situation des Foyers zu machen, über die Nutzung der Justizschule, über die Menschen, die dort Lehrgänge und Schulungen leiten und besuchen, die in das Thema der Verfassung, die in alle gesellschaftlichen Bereiche eindringt, besonders eingebunden sind. Diese Überlegungen führten zu einem zeichnerischen Entwurf, der schließlich in ein maßstabsgerechtes Modell mündete. Hierbei wurde klar, dass Drewer Foyer und Vorplatz künstlerisch miteinander zu verknüpfen versuchen wird, indem er die Motive der Malerei im Innenraum in einer Edelstahlapplikation mit ähnlichen Symbolen weiterführt (siehe Foto links).

Drewers Idee war es, die Idee der Verfassung, in die die Menschen, die an der Justizschule lehren und lernen, eingebunden sind, bildhaft darzustellen. Er entschied sich für das Motiv der sich teilweise auflösenden Paragrafensymbole. Hiermit, so formulierte Drewer es in der Bewerbung, wolle er auf die "veränderbaren Gesetze und Rechtssituationen hinweisen und andererseits auf die Polarisierung von Rechtsordnung und Anarchie". Unter Anarchie versteht Drewer nicht "Gewalt gegen ein System", sondern die Gesetzlosigkeit einer Gesellschaft, die, so Drewer, "soweit entwickelt ist, dass sie keine Regeln für ein gesellschaftliches Zusammenleben benötigt". Drei Wochen nach der Zusendung des Entwurfs erhielt Drewer den Zuschlag.

(RP)
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