Viersen Vom Heeresstab zum Lazarett

Viersen · Leuth Nach Schließung der Schule durch die Nazis suchte der Orden eine neue Bestimmung für das Haus an der Grenze. Es wurde umgebaut für Mutter-Kind-Erholungsmaßnahmen des Caritasverbandes Münster. Doch nur wenige Monate später sorgte der Kriegsbeginn am 1. September für schnelle Abreise der Gäste und Stornierungen aller weiterer Aufenthalte in der ehemaligen Schule.

Die Grenze erhielt einen elektrischen Drahtverhau, erneut war Maria Auxiliatrix von Maria Helferin abgetrennt. Soldaten bezogen das an der Straße stehende Josefshaus, das Hauptgebäude wurde auf seine Verwendbarkeit als Lazarett oder Offizierskasino untersucht – dieses deutliche Vorzeichen dafür, dass Hitler das neutrale Nachbarland in den Krieg hineinziehen würde, gab es also schon früh.

Unterbringung für Gefangene

Mit dem Überfall auf die Niederlande in der Nacht vom 9. zum 10. Mai 1942 wurde die Lage dann plötzlich dramatisch. Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht und weitere hohe Offiziere quartierten sich mit ihrem Stab für einige Tage in dem Haus ein. Im Juni wurden belgische und französische Gefangene darin untergebracht, dann wurden das Josefshaus und die Turnhalle mit deutschen Soldaten belegt. Erstaunlicherweise diente das Haus aber in dieser Zeit weiterhin Erholungsmaßnahmen der Caritas und Einkehrtagen.

Für ein paar Tage öffnete sich zu Beginn des Jahres 1941 die hermetisch abgeriegelte Grenze: Maria Auxiliatrix wurde geräumt, die deutschen Schwestern durften bei der Räumung mitarbeiten. Dem Orden gelang es in dieser Zeit, in Maria Helferin eine Lungenheilstätte für die Landesversicherungsanstalt Düsseldorf einzurichten.

Es wurden dann tatsächlich Patientinnen zwischen April 1942 und dem 5. September 1944 hier betreut. Anfang September räumte zeitgleich eine kopflos gewordene Luftwaffe den nicht weit entfernten Kriegsflugplatz auf der Venloer Heide, den sie in die Luft sprengte. In Maria Helferin zogen Soldaten in die Scheune, die „Lungenheilstätte“ flößte Furcht vor Ansteckung ein.

Mit der Zwangsevakuierung Kaldenkirchens und Leuths mussten dann auch die Schwestern die Anlage räumen. Sieben blieben und ließen sich auch nicht entmutigen, als gegen Ende 1944 die Lebensmittelkarten gestrichen wurden.

Alliierten an der Maas erwartet

Seit Anfang Dezember hatten die Alliierten die Westseite der Stadt Venlo eingenommen. Man erwartete, sie würden jederzeit über die Maas kommen.

Über die B 7 und die parallele Bahnstrecke wurden die Venloer zwangsevakuiert, deutsche Einheiten wichen allmählich zurück. Marodierende Banden zogen umher, am 1. März rückten die Amerikaner von Kaldenkirchen aus über die B 7, die seither auf Venloer Seite „Bevrijdingsweg“ heißt, nach Venlo ein.

Am 11. März wurde mit zeitlichen Unterbrechungen bis September 1945 ein Lazarett in „Maria Helferin“ eingerichtet. Danach wurde das Haus wieder zur Lungenheilstätte.

(RP)
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