Viersen Vom Glück eines Paketzustellers

Viersen · Weihnachten ist harte Arbeit – für die Mitarbeiter von Paketdiensten. In der Viersener Zustellbasis der DHL verdoppelt sich die tägliche Menge an Paketen im Moment auf knapp 10 000. Zusteller Sascha Vossen findet das super.

Ein Tag mit einem Paketboten im Weihnachts-Einsatz
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Weihnachten ist harte Arbeit — für die Mitarbeiter von Paketdiensten. In der Viersener Zustellbasis der DHL verdoppelt sich die tägliche Menge an Paketen im Moment auf knapp 10 000. Zusteller Sascha Vossen findet das super.

Von weitem erkennt man kaum, dass Sascha Vossen eine Art Weihnachtsmann ist. Blaue Hose, rot-gelber Pulli, rasiert; und sein Schlitten ist ein Mercedes-Sprinter. Er ist einer, der mehrere Stufen gleichzeitig nimmt, Treppenhäuser als Laufsteg begreift, es schneller als jeder Aufzug in die dritte Etage schafft, und dabei noch ein fröhliches "Morgen" seinem Gegenüber entgegenflötet. Sein Beruf: Leute zufrieden machen, und zwar mit Paketen. Sascha Vossen ist Paketzusteller bei der DHL in Viersen. Briefträger bringen Rechnungen, Paketzusteller aber die Ware. "Man macht ziemlich viele Leute glücklich, täglich. Das merkt man", sagt Vossen (35). Und das macht ihn auch glücklich.

Morgens um 7 Uhr ist für viele normalerweise nicht die Zeit zum Glücklichsein. Sascha Vossen fängt dann damit an, wenn er im Paketzentrum im Gewerbegebiet Mackenstein (offiziell heißt das Zustellbasis) mit der Arbeit beginnt. Sein Schlitten wartet an Rampe 25, in der Halle sind an der Stelle mehrere mannshohe Rollbehälter mit Hunderten Paketen geparkt. Amazon, Playmobil, Douglas. Alles muss in den Wagen und dann zu den Kunden. Vossen fängt an, zu sortieren und in den Wagen zu packen. "Ich packe so, dass ich den Wagen von hinten nach vorne leer machen kann", erklärt er und liest Strichcodes mit seinem Handscanner. Um ihn herum tun mehr als 60 Paketzusteller genau das gleiche. Einige sind schon fertig. "Kömma fahr'n?", ruft einer seinem Kollegen zu. Viel zu tun, so kurz vor Weihnachten.

Rund fünf Millionen Pakete am Tag werden in Deutschland verschickt. Und 4500 davon werden in der Zustellbasis Viersen auf die Lieferwagen verteilt und in weite Teile des Kreises Viersen und nach Mönchengladbach-Rheindahlen kutschiert. So kurz vor Weihnachten sind es aber an die 10 000 Pakete am Tag, die aus Krefeld kommen und zu den Wartenden müssen. "Der Internet-Handel boomt", sagt Karl-Heinz Hinkes, Leiter der Viersener Zustellbasis. "Das bedeutet für uns Hochkonjunktur." Um die Menge an Paketen so kurz vor Weihnachten zu bewältigen, sind Zusatzkräfte angeheuert.

Heute wird grundsätzlich alles verschickt: Vossen wuchtet an diesem Morgen sogar ein originalverpacktes Möbelstück in seinen Wagen. Und Kartons mit Hundefutter, die in den dritten Stock müssen. Vossen kennt 90 Prozent seiner täglichen Lieferungen auswendig. "Und man sieht, welche Pakete schwer sind und welche nicht." Bis 31,5 Kilogramm geht alles. Dann fährt er los in seinen Bezirk: die Viersener Innenstadt, Postleitzahl 41747, jeden Tag die annähernd gleiche Tour.

Und dort warten die Kunden meist schon sehnsüchtig auf ihre Lieferung. Denn jeder Empfänger weiß theoretisch, dass sein Paket gerade in Vossens Auto liegt und ausgeliefert wird. Im Internet ist heute jede Sendung zu verfolgen. Und wenn Vossen mit seinem Scanner den Strichcode eines Paketes einliest, steht kurz darauf im Internet der neue Status der Ware. "Wir sind heute gläsern", sagt Vossens Chef Karl-Heinz Hinkes.

Langsam tuckert Vossen durch die Fußgängerzone, hält alle 20 Meter an, schwingt sich aus dem Führerhaus, springt auf seine Ladefläche und holt zehn Pakete herunter. Er scannt sie ein und hüpft in die Geschäfte, die auf ihren Nachschub warten. "Hast du geheiratet?", fragt er eine Verkäuferin, die in dieser Woche anders heißt. "Oh, die Haare auf heute?", bemerkt er bei einer anderen. Gelegentlich gibt's Kekse, Schokolade, manchmal auch ein Brötchen. Man hat den Eindruck: Die Leute bedanken sich nicht nur wegen der gelieferten Pakete.

Am Nachmittag ist Sascha Vossen fertig. Er ist zufrieden. "Ich brauche das: die Luft, die Leute, den Freiraum." Er hat das jeden Tag. Der richtige Weihnachtsmann nur einmal im Jahr.

(RP)
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