Typisierungsaktion in Viersen Stammzellspender für Vivienne gesucht

Dülken · Die 15-jährige Dülkenerin ist an schwerer aplastischer Anämie erkrankt. Mit einer Knochenmarktransplantation hat sie eine Chance auf Heilung. Um einen passenden Spender zu finden, hat ihre Schule eine Typisierungsaktion organisiert.

  Als Vivienne gesund war, besuchte sie die Anne-Frank-Gesamtschule. Jetzt ist sie viel zu Hause oder im Krankenhaus, ein Mundschutz gehört zum Alltag. 

Als Vivienne gesund war, besuchte sie die Anne-Frank-Gesamtschule. Jetzt ist sie viel zu Hause oder im Krankenhaus, ein Mundschutz gehört zum Alltag. 

Foto: Von Ameln

Im Moment geht es Vivienne gar nicht gut. „Laut Blutbild sind die Nierenwerte wieder sehr schlecht geworden“, sagt ihre Mutter Janine Von Ameln. Vor ein paar Wochen sei es ähnlich gewesen, ergänzt sie, aber Vivienne erholte sich davon. Jetzt muss die Familie wieder hoffen. Doch auch, wenn sich die Nierenwerte bessern: Das ändert nichts an der Tatsache, dass Vivienne aus Dülken, gerade mal 15 Jahre alt, Schülerin der Anne-Frank-Gesamtschule in Viersen, schwer krank ist. Ihr Immunsystem ist lahmgelegt, „sie hat nur noch acht Prozent Knochenmark“, sagt ihre Mutter. Um überhaupt die Chance zu haben, geheilt zu werden, braucht die Jugendliche eine Knochenmarktransplantation. Doch bisher konnte der passende Stammzellenspender für Vivienne noch nicht gefunden werden. Ihre Lehrer und Mitschüler haben deshalb für Samstag, 30. November, 14 bis 17 Uhr am Schulstandort Rahserstraße 134, eine Typisierungsaktion organisiert.

Vivienne ist an schwerer aplastischer Anämie erkrankt, einer seltenen Störung des blutbildenden Systems. Was die Krankheit verursacht hat, „das weiß man nicht“, sagt Janine Von Ameln. „Bei Vivienne hat alles so ungefähr vier Wochen vor den Sommerferien angefangen“, erzählt sie. „„Vivienne und ich haben auf der Couch gesessen und uns unterhalten.“ Dann hat sie genervt die Augen verdreht.“ Dabei fiel der Mutter etwas auf: Viviennes Augen waren gelblich verfärbt. Janine Von Ameln schloss sofort daraus, dass die Leber der Tochter angegriffen war, und brachte sie ins Viersener Kinderkrankenhaus. Von dort sei sie wenig später in eine Leber-Spezialklinik nach Essen verlegt worden, erzählt die 38-Jährige. Doch bis die richtige Diagnose gestellt war, dauerte es noch knapp zwei Monate. Bei Vivienne hatten sich da längst weitere Symptome gezeigt, etwa Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, sie sei lustlos gewesen, habe grundlos blaue Flecken bekommen und Nasenbluten gehabt, erklärt Von Ameln.

Seit einigen Wochen wird Vivienne mit einer immunsuppressiven Therapie behandelt. Dabei werde das Immunsystem runtergefahren, erläutert Von Ameln. „Es gibt eine 50 zu 50 Chance, dass Vivienne durch die Therapie von selbst wieder Knochenmark aufbaut“. Eigentlich sollte die Behandlung 100 Tage dauern, – doch dann sei sie auf 120 Tage verlängert worden. Drei Monate lang habe Vivienne auf einer Isolierstation der Uniklinik Düsseldorf gelegen, berichtet die alleinerziehende Mutter dreier Töchter. „Seit drei Wochen ist sie wieder zu Hause.“ Die Mutter betreut sie „24 Stunden am Tag“, verabreicht Medikamente. Mindestens dreimal in Woche müsse Vivienne aber zu Untersuchungen in die Uniklinik.

Bevor die 15-Jährige nach Hause durfte, hatten ihre Mutter, ihre Schwestern, Freunde und der Rest der Familie einiges vorzubereiten. Denn um das Risiko einer Infektion zu minimieren, muss ihre Umgebung so keimarm wie möglich sein. „Wir hatten drei Freigänger-Katzen, die mussten wir abgeben““, erzählt Janine Von Ameln. Außerdem habe das Haus renoviert werden müssen. Mögliche Quellen für Schimmel oder Bakterien, – zum Beispiel Holzmöbel, – wurden entsorgt.

Es gebe Tage, „da wolle Vivienne nur schlafen und keinen sehen“, erzählt die Mutter. An anderen kommen Freunde zu Besuch, die müssten allerdings gesund sein und einen Mundschutz tragen. Kino, Konzerte, Restaurantbesuche, Shopping –– all das sei für die Tochter nicht möglich. Auch die Ernährung habe sie umstellen müssen, die Lebensmittel sollten „möglichst keimarm“ sein. „Sie liebe Sushi“, sagt die Mutter –– darf es aber nicht mehr essen. Wenn sich der passende Stammzellenspender findet, kann Vivienne in ein paar Jahren vielleicht endlich wieder eine Portion für sich bestellen.

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