Café in Viersen Süchteln bekommt ein Demenz-Café

Süchteln · Für Menschen mit Demenz und deren Angehörige geht in Süchteln ein neues Angebot an den Start. Im Ladenlokal von „Rat plus Tat“ wird jeden vierten Montag im Monat das Café Augenblick angeboten.

Eigentlich hatten Helmut Woerner und Angelika Wanders das Demenz-Café in Süchteln am 23. März eröffnen wollen, doch der Termin ist nun vorerst verschoben.

Eigentlich hatten Helmut Woerner und Angelika Wanders das Demenz-Café in Süchteln am 23. März eröffnen wollen, doch der Termin ist nun vorerst verschoben.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Eigentlich hätte am 23. März der Startschuss fallen sollen, aber derzeit macht das Corona-Virus dem einen Strich durch die Rechnung. „Wir haben uns alle so gefreut, dass nun das insgesamt vierte Demenz-Café im Kreis Viersen seine Türen erstmalig geöffnet hätte, aber in Anbetracht von Corona haben wir uns entschlossen, nicht nur den Start zu verschieben, sondern derzeit alle vier Cafés geschlossen zu halten“, sagt Angelika Wanders. Die Sozialpädagogin betreibt den pädagogischen Fachdienst „Rat plus Tat“ in Süchteln und ist Mitglied im Demenz-Netzwerk des Kreises Viersen. In ihren Räumlichkeiten an der Hochstraße 30 in Süchteln wird zukünftig das neue Café Augenblick für Demenzerkrankte, deren Angehörige sowie deren Umfeld stattfinden.

Einmal im Monat, und zwar jeden vierten Montag im Monat, lädt das Demenz-Netzwerk im Kreis Viersen, das aus mehreren Kooperationspartnern besteht, dort zu einem Treffen bei Kaffee und Kuchen ein. „Menschen mit Demenz und deren Angehörige trauen sich oftmals nicht gerne in die Öffentlichkeit. Sie sorgen sich, in Erklärungsnot zu kommen, wenn der Erkrankte sich aufgrund seines Krankheitsbildes anders benimmt als es die Umgebung erwartet“, sagt Helmut Woerner vom Demenz-Netzwerk im Kreis Viersen. Das ist beim Café Augenblick nicht der Fall. Hier wird anderes Verhalten mit Akzeptanz getragen, weil alle darum wissen. Egal, ob jemand durch das Café geht anstelle auf seinem Stuhl zu sitzen oder sich jemand nicht entscheiden kann, ob er ein Stück Kuchen essen möchte oder nicht. „Das alles ist überhaupt nicht tragisch und bedarf von den Angehörigen auch keiner Erklärung“, sagt Wanders. Im Café stoßen die Besucher auf Menschen, die im Alltag gleiches wie sie erleben. Es ist ein Austausch gegeben. Kommunikation findet statt.

Das Café schafft für Erkrankte, Angehörige und Freunde einen Treffpunkt, bei dem die Möglichkeit besteht, in angenehmer und geschützter Atmosphäre ein Stück Normalität leben zu können. Im Kreise Gleichbetroffener kann losgelassen werden. Es ist ein niedrigschwelliges Angebot. Jeder kann kommen, wann und wie er möchte. Ganz wichtig: Das Café Augenblick ist kein Betreuungscafé. „Wir begrüßen hier Demenzerkrankte zusammen mit ihren Angehörigen sowie weiteren Menschen aus ihrem Umfeld“, betont Wanders. Sie ist die Ansprechpartnerin vor Ort und steht auch für Fragen rund um das Thema Demenz zur Verfügung. Dazu kommt die regelmäßige Anwesenheit von Mitarbeitern der gerontopsychiatrischen Beratungsstelle. Hier besteht ebenfalls die Möglichkeit, auf kurzem Weg fachkundigen Rat zu erhalten.

Ob es um die Pflegeversicherung geht oder generelle Fragen zur Erkrankung, alle bringen ihr Wissen aus dem Demenz-Netzwerk im Kreis Viersen ein. „Viele kennen die Angebote und Möglichkeiten, die das Demenz-Netzwerk bietet, gar nicht“, weiß Woerner aus seiner Erfahrung. So gibt es unter anderem Schulungen für Angehörige. Dem Netzwerk ist es wichtig, dass es aufgrund einer Demenzerkrankung nicht zu einer Vereinsamung kommt. Das ist nämlich ganz schnell der Fall, weil sich Betroffene und Angehörige oftmals nicht mehr gemeinsam aus dem Haus trauen. „Wir möchten zeigen, dass man auch mit dieser Erkrankung am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann. Das Café Augenblick ist ein erster Schritt in diese Richtung“, hebt Wanders hervor. Und dass soziale Kontakte einen positiven Effekt auf den Verlauf einer Demenzerkrankung haben, steht außer Frage. Sie wirken dem Verlauf der Krankheit entgegen. „Unser großer Wunsch ist es, dass noch mehr Demenz-Cafés im Kreis Viersen an den Start gehen. Es wäre phantastisch, wenn wir ein Angebot von montags bis freitags hätten“, sagt Woerner.

Beim Café Augenblick handelt es sich, wie bei den anderen Cafés auch, um ein kostenfreies Angebot. Wer möchte, kann eine Spende für Kaffee und Kuchen geben. Die Organisatoren können indes feststellen, dass Besucher, die einmal ins Café hinein geschnuppert haben, immer wieder kommen.

Bei „Rat plus Tat“ in Süchteln finden ansonsten auch weitere Angebote für Menschen mit und ohne Handicap beziehungsweise Pflegegrad statt. Die Palette reicht dabei von der Adipositas-Gruppe über den Spieleabend bis hin zur Kleidertauschbörse.

(tre)
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