Viersen Viersens jüngster Sozialdemokrat

VIERSEN · Mit 14 Jahren und drei Monaten hat Tarik Saribas seinen Mitgliedsantrag eingereicht. Schon vorher war er politisch aktiv.

 Tarik Saribas ist mit 14 Jahren das jüngste Neu-Mitglied in der Viersener SPD. Das politische Engagement liegt bei ihm in der Familie.

Tarik Saribas ist mit 14 Jahren das jüngste Neu-Mitglied in der Viersener SPD. Das politische Engagement liegt bei ihm in der Familie.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

  Tarik Saribas ist 14 Jahre alt, besucht die Anne-Frank-Gesamtschule in Viersen, ist im Karnevalsverein aktiv und macht seit seinem sechsten Lebensjahr Wing-Tsun. Und vor gut einem Monat wurde er das jüngste Neu-Mitglied der Viersener SPD. „Ich finde, man muss für soziale Gerechtigkeit und für die Demokratie einstehen, sie ist unser höchstes Gut, und wir müssen sie verteidigen“, begründet der 14-Jährige seine neue Doppelmitgliedschaft. Bei den Sozialdemokraten ist man bis zum Alter von 35 Jahren bei den Jusos (Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD) und auch bereits in der Hauptpartei.

Bereits zwei Jahre vor seinem Eintritt war Tarik bei den Viersener Wahlen aktiv, nahm an Ratssitzungen und öffentlichen Diskussionen teil. Das politische Engagement liegt in der Familie, sein Vater Hakan Saribas (52) war selber lange in der SPD aktiv, unter anderem als Juso-Vorsitzender: „Mir ist es wichtig, meine Kinder an Politik heranzuführen.“ Daher werde zu Hause viel diskutiert, am liebsten bei gemeinsamen Mahlzeiten in der Küche. Dabei nehme Tarik durchaus die strengere oder konservativere Rolle ein. „Während ich für eine Legalisierung von Cannabis bin, ist Tarik strikt dagegen“, sagt Hakan Saribas und schmunzelt. „Weil es nichts bringt, man weiß, dass Cannabis eine Einstiegsdroge für harte Drogen ist, etwa zehn Prozent aller Konsumenten werden abhängig“, sagt der Schüler entschlossen. „Ich bin dafür, lieber Maßnahmen wie einen Entzug zu unterstützen, denn es gibt viele gesundheitliche Nachteile durch Cannabis-Konsum wie beispielsweise Lungenkrebs.“

Vor seinem Eintritt in die Sozialdemokratische Partei hat sich Tarik eingehend mit den Programmen anderer Parteien beschäftigt. „Die SPD passte am besten zu mir, sie setzt sich zum Beispiel für Gleichberechtigung, Chancengleichheit und die Umwelt ein, außerdem für eine gerechte Warenverteilung in der Welt“, erklärt Tarik. Die Viersener SPD ist begeistert von ihrem Nachwuchs: „Von 78 Neumitgliedern in diesem Jahr sind 27 im Juso-Alter und 15 noch unter 25 Jahre alt“, sagt Kreistagsmitglied Hans Smolenaers. In der Partei habe man ihn durch die Teilnahme an Wahlkampf-Veranstaltungen schon gekannt, immer mal gefragt, „wann Tarik denn nun komme?“, schildert sein Vater. „Man hat ihm sogar angeboten, bereits vor dem eigentlichen Einstiegsalter von 14 Jahren einzutreten“, erinnert sich seine Mutter Melek Saribas (48). „Aber dann hätte er noch kein Stimmrecht gehabt, und das wollte er dann auch nicht.“

So war Tarik 14 Jahre und drei Monate alt, als er seinen Mitgliedsantrag abgab. Er sei sehr herzlich aufgenommen worden, nahm auch schon an einem Ausflug in die Niederlande teil. „Wir haben die dortige sozialdemokratische Partei besucht und uns über aktuelle Probleme dort und bei uns unterhalten“, sagt Tarik. Die Unterhaltung geführt wurde auf Deutsch und Englisch, das wäre „okay gewesen“. Angst vor Sprachbarrieren hat Tarik sicher nicht: Das bewies er vor kurzem im Französisch-Unterricht, wo alle Schüler ein Referat über einen frei wählbaren Helden halten sollten. Während viele Mitschüler sich Fantasy-Gestalten aus Videospielen aussuchten, fiel Tariks Wahl auf August Bebel, einen der Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie. „Bebel hat viel für die Arbeitnehmer und die Gewerkschaften getan, ebenso für den Feminismus“, sagt Tarik. „Er hat viel riskiert, stand oft vor Gericht und wurde wohlhabend durch seine Bücher.“ Über das Weltgeschehen informiert sich Tarik online bei verschiedenen Tageszeitungen und Magazinen, schaut zudem mit seinen Eltern täglich die Tagesschau und häufig Politik-Talkshows. „Sich umfassend informieren zu können, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie. Und es ist wichtig, dass man sie da, wo man sie hat, auch durchsetzt“, sagt Tarik.

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