Hilfe für Ehepaar aus Ahrweiler Viersener spendet ganzen Hausstand für Flutopfer

Viersen · Auch sechs Wochen nach der Flutkatastrophe brauchen immer noch tausende Menschen Hilfe. So konnte Josef Krahnen aus Viersen-Dülken ein betagtes Ehepaar aus Ahrweiler unterstützen, das jetzt in Viersen lebt.

 Meterhoch türmen sich Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über der Ahr. Zahlreiche Häuser wurden komplett zerstört oder stark beschädigt.

Meterhoch türmen sich Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über der Ahr. Zahlreiche Häuser wurden komplett zerstört oder stark beschädigt.

Foto: dpa/Boris Roessler

Josef Krahnen ging es zu Herzen. Und deswegen musste der 62-Jährige Menschen helfen, die wegen der Flutkatastrophe in Ahrweiler in existenzielle Not geraten sind: Sie haben alles verloren. Dafür ist der in Dülken lebende Rentner aber nicht in das Flutgebiet gefahren, sondern ist über eine Anzeige im Internet auf Betroffene gestoßen. Erst wollte Krahnen lediglich Schränke und Teile einer Küche verkaufen. Doch dann lernte er die über 70-jährigen Interessenten kennen und konnte viel mehr für sie tun.

Tausende Helfer sind in den vergangenen Wochen in die überschwemmten Gebiete etwa an die Ahr gefahren, haben vor Ort angepackt, Straßen und Häuser von tonnenweise Schlamm und Unrat befreit. Andere sammelten Sachspenden und brachten diese zu Sammelstellen, von wo aus sie ins Ahrtal gingen. Immer noch arbeiten die vielen Helfer täglich daran, dass die Menschen in den überfluteten Orten der Normalität ein Stück näher kommen. Neben den zahlreichen Freiwilligen sind auch rund 2000 Kräfte von Feuer- und Bundeswehr, Polizei sowie dem THW im Einsatz. Und auch wenn es für die Bewohner dort nie wieder so sein wird wie früher: Krahnen half zwei von ihnen, die kurzfristig in Viersen eine Bleibe gefunden haben.

 Josef Krahnen konnte einem Ehepaar aus Ahrweiler helfen.

Josef Krahnen konnte einem Ehepaar aus Ahrweiler helfen.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Der Dülkener wollte einige Möbel aus der ehemaligen Wohnung seiner Eltern in Viersen verkaufen. Deshalb bot er unter anderem mehrere Schränke und Teile einer Küche im Internet an – alles für knapp 500 Euro. Auf diese Anzeige meldete sich ein Ehepaar aus Ahrweiler. Sie haben eine Tochter, die in Viersen lebt, und hier inzwischen für den Übergang eine Wohnung gefunden. Verkäufer und Interessenten vereinbarten einen Termin, trafen sich noch am selben Abend.

Bei dem Treffen erfuhr Krahnen mehr von dem Schicksal des Paares. Die Flutwelle in Ahrweiler hatte deren Existenz vernichtet, wie Krahnen erzählt: „Wenn man so etwas hört und sich das Schicksal dieser Menschen vor Augen führt, da wird einem ganz anders. Sie sind mit dem nackten Leben dieser Katastrophe entkommen“, schildert der 62-Jährige die Eindrücke nach der Begegnung. Spontan entschloss er sich, den Senioren die eigentlich zum Verkauf angebotenen Möbel zu schenken.

Und nicht nur das. „Danach habe ich mir gedacht: Was soll’s, diese Leute haben alles verloren, ich möchte Ihnen weiter helfen“, so Krahnen. Er fragte weiter nach, was sie noch brauchen würden: Tische, Betten, Stühle, Elektrogeräte, Porzellan – all dies gehörte dazu. So wechselte schließlich fast der komplette Hausstand den Besitzer. Das Ehepaar war einfach nur überwältigt von der unerwarteten Hilfsbereitschaft.

„Es war das Mindeste, was ich tun konnte“, so der Dülkener. Das Ehepaar aus Ahrweiler sei inzwischen in einer Wohnung in Viersen untergekommen, auch bei der Vermittlung dieser Wohnung half Krahnen.

Auf eine Unterstützung dieser Art sind viele Menschen aus den Flutgebieten angewiesen: Bis zu 2500 Haushalte wurden durch die Wassermassen zerstört oder sind durch die anhaltende Feuchtigkeit unbewohnbar. Und auch wenn die Betroffenen mit dem Leben davon gekommen sind, haben viele auch mit psychischen Folgen zu kämpfen.

Auch das Ehepaar aus Ahrweiler kann sich zurzeit nicht vorstellen, wieder in die alte Heimat zurückzukehren: Zu sehr leiden die beiden noch unter dem Erlebten. Josef Krahnen will weiterhin Kontakt halten: „So eine Geschichte verbindet. Und diese Verbindung möchte ich weiter aufrechterhalten.“

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