Viersen Auf Echstasy in der Festhalle

Viersen · Der ausgezeichnete Puppenspieler und Comedian Michael Hatzius gastierte in Viersen mit einem tierischem Ensemble.

 Star in Michael Hatzius’ Solo-Comedy-Show „Echstasy“ ist ein Reptil, eine etwa kindlich große Puppe in Tarnfarbe. In der Viersener Festhalle lieh der Puppenspieler ihr Arme, Beine und Stimme.

Star in Michael Hatzius’ Solo-Comedy-Show „Echstasy“ ist ein Reptil, eine etwa kindlich große Puppe in Tarnfarbe. In der Viersener Festhalle lieh der Puppenspieler ihr Arme, Beine und Stimme.

Foto: Knappe, Jšrg (jkn)

Ganz schön verechst war dieser Auftritt: Star in Michael Hatzius’ Solo-Comedy-Show „Echstasy“ ist ein Reptil, eine etwa kindlich große Puppe in Tarnfarbe. Beim Gastspiel in der Festhalle lieh der Puppenspieler ihr Arme, Beine und Stimme, während er einem Schatten gleich ihr unerlässlicher Begleiter war.

Anders als die Dinosaurier-Freunde hat die Echse einen Meteoriteneinschlag überlebt, ist also steinalt und kommentiert aus Echsensicht mit skurrilen Gedankenwindungen ihre Beobachtungen der menschlichen Gattung. Dabei war die Echse nicht allein in diesem tierischen Universum: Ein kabelfressendes Karnickel, ein möhrengesichtiger Sicherheitsbeamter, eine schrille Zecke und ein psychisch schwer angeschlagenes Huhn ergänzten das kuriose Ensemble, mit dem Hatzius menschlichen Schwächen und Widersprüchen den Spiegel vorhielt – ganz schön schräg, satirisch, gerne auch inkorrekt, mit überraschenden Pointen und auch bitter durchtränktem Humor.

Der mehrfach preisgekrönte Comedian schlüpfte in die Rollen, führte seine Figuren, war ihnen Mitspieler und unerlässlicher Schatten. Hatzius gönnte der Echse den großen Auftritt, aufgemotzt durch eine Videoeinspielung. Da flog die Echse Zigarre rauchend mit dem Hubschrauber ein, um gnädig herablassend den roten Teppich abzuschreiten. „Ich bin Echse. Ich bin Star“, ließ der Comedian das Reptil bei der realen Ankunft auf der Bühne sagen.

Dort gab sie großspurig ihre Ansichten preis mit dem Selbstbewusstsein des Erdenbewohners, der angeblich seit dem Urknall zum irdischen Inventar gehört und alle Menschen evolutionstheoretisch als Kinder betrachtet. Entsprechend lässig machohaft, gerne auch bärbeißig waren Blick und Standpunkt. Dabei gelang es dem Mann hinter der Echse deren Habitus der tierischen Gestalt zum Trotz menschliche Charakterzüge zu entlocken. Mit einem bunten Ensemble an Bade-Enten ließ er die Echse im Zeitraffer, mit einem den Comics entliehenen Vokabular das Szenarium einer sich in unlösbaren Widersprüchen auflösenden Gesellschaft nachspielen.

In den Improvisationseinlagen wurde das Publikum zum Stichwortgeber, etwa für eigenwillige Interpretationen der Viersener Mundart. Etwas viel Raum nahmen die Fragen nach den Wohnorten ein. Ein Glückstreffer war Bankerin Jutta. Sie hatte es erwischt, als das Gespann Echse/Hatzius einen unvorbereiteten Mitspieler suchten. Auf der Bühne parierte die Mönchengladbacherin schlagfertig. Da staunte gar das Reptil.

Schön schräg war Hatzius’ Auftritt als Märchenprinz, der an einem Tropf mit der miesen Zecke hängt. Deren schrillem Klagelied und Misstönen setzte der wundersame Prinz ein gezwirbeltes Althochdeutsch entgegen. Bitter durchtränkt und von berührender Traurigkeit war Hatzius’ Puppenspiel mit dem menschenähnlichen Huhn. Das Huhn hat dem Bauern in kindlicher Unerfahrenheit verraten, dass seine Geschwister kleine Hähne sind. Die sind nun geschreddert. Mit der rechten Hand am Puppenkopf entlockte der Comedian der Figur eine vielsagende Körpersprache, während seine Linke im Einklang mit der Puppenhand eine lebendige Gestik assoziierte. Das Publikum dankte mit kräftigem Beifall.

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