Missbrauchsprozess gegen Viersener Angeklagter Viersener gibt Teil der Taten zu

Viersen · Der 39-Jährige ist gemeinsam mit einem Krefelder wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen in 79 Fällen angeklagt. Etwa ein Drittel der ihm vorgeworfenen Taten gibt er zu.

Viersen: Im Missbrauchsprozess gibt Angeklagter ein Drittel der Taten zu
Foto: dpa/Marius Becker

Am dritten Verhandlungstag gegen einen Viersener und einen Krefelder wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen in 79 Fällen haben am Montag beide zur Sache ausgesagt. Beide sollen sich 2017 in einem Pädophilen-Forum im Internet kennengelernt und sich wiederholt zum gemeinsamen sexuellen Missbrauch von Tochter beziehungsweise Nichte verabredet haben. Beiden wird zudem die Herstellung, der Besitz und die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen.

Der 39-jährige Viersener soll 2015 begonnen haben, seine damals siebenjährige Nichte zu missbrauchen. Die Übergriffe setzten sich bis zu seiner Verhaftung im Dezember 2019 fort. Sein Anwalt orientierte sich in einer „überschaubaren Erklärung“ an den einzelnen Anklagepunkten, gab für seinen Mandanten etwa ein Drittel der Taten zu und leugnete etwa den gleichen Anteil der ihm zur Last gelegten Taten. Zu einem weiteren Drittel, in dem es um gemeinsam mit dem Mitangeklagten durchgeführte Missbrauchshandlungen ging, wolle dieser keine Angaben machen. Er bedauere seine Taten und stehe für Fragen nicht zur Verfügung.

Anders verhielt es sich mit dem Angeklagten aus Krefeld. Der 39-Jährige ist angeklagt, seit 2016 seine heute elfjährige Tochter missbraucht zu haben. Sein Verteidiger erklärte, dass sein Mandant die volle Verantwortung für seine Taten übernehme und diese wie angeklagt „im Grunde stimmen“. Geleugnet werde von seinem Mandanten jedoch, dass ein „Druck auf die Kinder ausgeübt oder eine Drohkulisse aufgebaut“ worden sei. Dann beginnt der 39-jährige Krefelder zu erzählen, wie sich seine pädophile Neigung entwickelt habe. Begonnen habe alles mit „normalen pornografischen Videos“, dann habe sich irgendwann im Internet ein Fenster mit „Material mit Mädchen geöffnet“. Zuerst sei er wütend gewesen, habe es sich dann jedoch angeschaut. Schließlich habe er sich in entsprechenden Chats angemeldet, und so sei „ein großes Netzwerk“ mit einer großen Menge verfügbaren Bild- und Videomaterials entstanden. Um weiter in den Gruppen bleiben zu können, habe er eigenes Datenmaterial versenden müssen.

Befragt, wie es zu den Übergriffen auf seine Tochter kam, erklärt er dies mit der Neugier des damals sechsjährigen Mädchens. Dies nimmt ihm die Kammer nicht ab: „Sie beschreiben hier eine bloße Initiative Ihrer Tochter, da kommen mir große Zweifel“, so der Vorsitzende Richter Lothar Beckers. Später an diesem Tag wird der Angeklagte einräumen, dass eine „Neugier von beiden Seiten ausging“. Während dieses Verhandlungstages wird er alle Taten einzeln einräumen, auch die, die er gemeinsam mit dem Mitangeklagten begangen haben soll. Währenddessen schüttelt der Viersener häufig den Kopf, wendet sich immer wieder an seinen Anwalt. Der Prozess wird am 2. Juni fortgesetzt.

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