83-Jähriger aus Viersen-Dülken Herr über 110 Oldtimer
Dülken · Eine Strafarbeit in der Schule weckte bei Hermann-Josef van Kessel die Lust an den Landmaschinen. Später, als er selbst lehrte, baute er Oldtimer-Modelle mit Lerneffekt für seine Schüler.
Hermann-Josef van Kessel schaut gerne, aber immer mit ein bisschen Wehmut auf die mittlerweile 110 Oldtimer-Miniaturen aus Stahl, die er gebastelt hat. „Als in den späten 1970er-Jahren eines Tages Kindheitserinnerungen an die alten Schlepper der benachbarten Bauern in mir hochkamen, habe ich mich entschlossen, alte Landmaschinen in Klein nachzubauen“, berichtet der 83-jährige Dülkener, der auch Mitglied der St.-Eligius-Bruderschaft Dülken ist, der Zunft der Schmiede.
Nach und nach kamen dann auch Autos, Motorräder und Lastwagen dazu. „Die Modelle wiegen so einiges, nur die kleinen Teile sind aus Edelstahl, der Rest ist richtiger Stahl“, verrät der Ur-Dülkener.
Angefangen hat die Liebe zu seinem speziellen Hobby eigentlich auf dem Schulhof. In den Pausen rannte er oft rüber zu einem der umliegenden Landwirte und fuhr mit deren Traktoren. Natürlich auch mit deren Erlaubnis, aber nicht mit der des Schuldirektors, der ihn dafür unter anderem einen Aufsatz über das Buch „Hinter Pflug und Schraubstock“ schreiben ließ. Dieses Buch hatte dann Auswirkungen auf seinen weiteren Lebensweg: Im Alter von 15 Jahren begann van Kessel eine Lehre bei einem Landmaschinenbetrieb in Lobberich.
Als er sich kurz nach seiner Ausbildung mit dem Chef des Betriebs in die Haare bekam, entschloss er sich, das Handtuch bei der Lobbericher Firma zu schmeißen. Anschließend zog es in nach Neuss zu einem Landmaschinenhersteller, bei dem er auch seine Techniker- und Meisterprüfung absolvierte. Danach ging es weiter nach Krefeld und auch dort hatte ihn die Faszination der Landmaschinen im Griff.
Nach seinem Wechsel in den Schuldienst im Jahr 1977 brachten ihn einige Auszubildende auf die Idee, Miniaturen zu bauen. „Die erzählten mir, dass es nur langweilige Lernstücke gab, also habe ich mich entschlossen, Autos und Motorräder nachzubauen. „Dann machte es Klick bei mir und ich entschied mich, auch Traktoren und Landmaschinen zu basteln.“
Was kaum einer vermutet: dass alle Modelle in mühseliger Arbeit von ihm erst aufgezeichnet und dann erst angefertigt wurden. „Manche Miniaturen haben mich mehr als 100 Stunden Zeit gekostet“, erzählt Hermann-Josef van Kessel und lacht. „Wieviel Zeit in der gesamten Sammlung steckt, weiß ich gar nicht“.
Der Startschuss fiel mit dem legendären Lanz HL 12, auf den der Mc Cormick F12 G folgte. Hanomag ist in der Sammlung seit langem mit dem WD, einem R40 und einem Felddüsenjäger vertreten.
Seine alte Liebe zu der Traktorenmarke Deutz brachte den mittlerweile 83jährigen dann dazu, den 11er Deutz nachzubauen. Die Schlepperhersteller Fendt und Claas durften natürlich auch nicht fehlen. So fertigte der Dülkener auch einen Claas Xerion an. Direkt danach reizte ihn das Projekt „Claas Mähdrescher“.
Nach vielen Jahren brachten ihn seine Enkel Anfang des neuen Jahrtausends auf die Idee, auch Lastkraftwagen zu bauen. Die fehlen übrigens seit langem in seiner Sammlung. „Die haben meine Enkel mit nach Frankfurt genommen“, erzählt van Kessel. Dort wohnt seine Tochter mit den Enkeln.
Besuchern präsentiert Hermann-Josef van Kessel gerne seine Schmuckstücke. Motorradliebhaber kommen bei seiner Sammlung der Marken Harley Davidson, BMW oder Motto Guzzi gern mal ins Schwärmen und erzählen dann von ihren Zweiradabenteuern der Vergangenheit. Doch seine Miniatur-Modelle dienen nicht nur dazu, in Erinnerungen zu schwelgen. Auch einen Lernfaktor gab es immer. An den Miniaturen des Lehrers van Kessel konnten Auszubildende alle Fertigkeiten der Metallausbildung erlernen – zum Beispiel Bohren, Sägen oder Schweißen.
„Meine Sammlung ist auch noch lange nicht fertig, ich mache weiter, auch wenn ich nicht mehr im Schulbetrieb bin“, verrät der 83jährige Dülkener und freut sich schon auf das nächste Projekt.