Schienenverkehr in Viersen Sorge vor mehr Bahnverkehr

Boisheim · Schon jetzt gibt es lange Wartezeiten an den Bahnschranken in Viersens kleinstem Stadtteil. Viele Boisheimer sind in Sorge: Wird die Strecke Dülken — Kaldenkirchen zweigleisig ausgebaut, könnte sich das Problem verschärfen.

 Die Nettetaler Straße ist die Hauptverkehrsstraße in Viersen-Boisheim, dort befindet sich eine Schrankenanlage.

Die Nettetaler Straße ist die Hauptverkehrsstraße in Viersen-Boisheim, dort befindet sich eine Schrankenanlage.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Seit 1982 wohnt Rainer Thielmann (CDU) in Viersen-Boisheim. Schon damals hat der heutige Ortsbürgermeister davon gehört, dass die Bahnstrecke zwischen dem benachbarten Stadtteil Dülken, Boisheim und Nettetal-Kaldenkirchen zweigleisig ausgebaut werden soll. Getan hat sich bisher zwar nichts, doch mittlerweile ist das Thema wieder in den Fokus gerückt. „Wir nehmen das hier in Boisheim sehr ernst“, betont Thielmann. Schließlich rechnet er damit, dass der Ausbau mehr Verkehr auf der Schiene mit sich bringt. Das könne dafür sorgen, dass die Schranken an den Bahnübergängen im Ort noch häufiger unten seien als jetzt, sagt er. „Wir wollen nicht, dass unsere Nettetaler Straße blockiert wird.“ Und das ist längst nicht seine einzige Sorge.

Weil der zweigleisige Ausbau des Streckenabschnitts zwischen Dülken und Kaldenkirchen in diesem Jahr im Bundesverkehrswegeplan für 2030 in den sogenannten „vordringlichen Bedarf“ gerückt ist, hat sich der Arbeitskreis Viersener Kurve in seiner jüngsten Sitzung genauer damit befasst. Neben Politikern der verschiedenen Fraktionen gehören ihm auch Vertreter der Viersener Stadtverwaltung an. Stadtplaner Stephan Aldenkirchs hat nun im Auftrag der Politiker Varianten vorgestellt, die zeigen, welche baulichen Veränderungen an wichtigen Bahnübergänge in Dülken und Boisheim ein zweigleisiger Ausbau mit sich bringen könnte. Aldenkirchs betont aber auch: „Es gibt noch keinen Auftrag des Bundes an die DB Netz, das Projekt konkret zu planen.“ Bis die Bahn überhaupt anfängt zu bauen, können also noch einige Jahre vergehen. Was gebaut wird, entscheidet letztendlich die Bahn, doch Aldenkirchs ist sicher, es sei wichtig für die Stadt, selbst aktiv zu sein und an dem Thema dran zu bleiben.

Der Stadtplaner hat Varianten für die Schrankenanlagen an der Bürgermeister-Voß-Allee in Dülken, die Anlagen am Pütterhöfer Weg und der Nettetaler Straße in Boisheim erarbeitet. Mit Vertretern der DB Netz hat er dann besprochen, „ob die Variante überhaupt umsetzbar wäre“. Ausschlaggebend seien dabei Baukosten, aber zum Beispiel auch Auswirkungen auf den Verkehrsfluss. Die kostengünstigste umsetzbare Variante wäre jeweils, die Strecke so zu belassen wie jetzt, allerdings die Schranken so zu erneuern, dass sie künftig auf jeder Seite komplett über die Straße ragen. Das soll verhindern, dass sich Autos bei geschlossener Schranke über den Bahnübergang schlängeln könnten – wenn die Fahrer zum Beispiel nicht mehr länger davor warten wollen. Andere, teurere Varianten sehen vor, dass die Straßen mittels einer Rampe unter die Schienen und auf der jeweils anderen Straßenseite wieder nach oben geführt werden – dann fielen die Schranken weg. Möglich wäre auch, die Straßen zu belassen wie bisher, dafür aber die Schienen zu erhöhen. Dann müssten Straßentunnel angelegt werden, die Schranken fielen ebenfalls weg. Die Stadtplaner haben außerdem umsetzbare Varianten erarbeitet, in denen Umgehungsstraßen ausgebaut würden. Außerhalb der Ortszentren würden dann neue Bahnquerungen angelegt. Dafür müsste in Dülken und Boisheim allerdings zum Ausgleich je eine bestehende Querung geschlossen werden.

 Auch an der Straße Pütterhöfer Weg in Boisheim ist eine Bahnquerung mit Schranken.

Auch an der Straße Pütterhöfer Weg in Boisheim ist eine Bahnquerung mit Schranken.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Bahn ziele vor allem darauf ab, mit dem Projekt den Schienenpersonenverkehr auszubauen, erklärt der Stadtplaner. Ortsbürgermeister Thielmann ist skeptisch: „Wir befürchten, dass hier dann auch mehr Güterverkehr sein wird.“ Schon jetzt gebe es etwa am Bahnübergang Pütterhöfer Weg Tageszeiten, zu denen Autofahrer 20 bis 30 Minuten vor geschlossenen Schranken warten müssten, ergänzt er. Am Bahnübergang Nettetaler Straße sieht Thielmann noch ein anderes Problem: Sollten dort die Schranken häufiger geschlossen sein, wäre das Krankenhaus im benachbarten Nettetal-Lobberich schwerer zu erreichen. Ob sich die Wartezeiten durch den zweigleisigen Ausbau tatsächlich verlängern, sei derzeit unklar, räumt Aldenkirchen zwar ein: Nach Angaben der Bahn könne der Ausbau auch für einen flüssigeren Ablauf sorgen. Weil dann Wartezeiten der Züge kurz vor den Bahnübergängen künftig entfielen oder kürzer würden – sie seien also schneller wieder weg als bisher. Doch daran, dass dann alles zügiger ablaufe, möchte Thielmann nicht so recht glauben: „Es wird ja auch dazu kommen, dass der Verkehr auf den Schienen deutlich gesteigert wird.“

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