Kreis Viersen Vielen Schulen fehlt Führungspersonal

Kreis Viersen · In 14 Schulen im Kreis Viersen sind Leitungsstellen frei: Die Position als Schulleiter bringt kaum mehr Geld, dafür Arbeit und Verantwortung. Einige Schulleiter erklären, wieso sie die Aufgabe dennoch übernommen haben.

"Als Schulleiter muss man auch unangenehme Entscheideungen treffen, das kann verständlicherweise nicht jeder", sagt Horst Gerlach, Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Breyell: Landesweit suchen viele Schulen zum Teil schon seit Jahren nach Schulleitern. Auch im Kreis Viersen fehlen einigen Schulen die Leiter, es fehlt an Führungspersonal. Betroffen sind alle Schulformen.

Gerlach macht den Job als Schulleiter bereits seit 13 Jahren. Für ihn bestand der Reiz darin, etwas Neues zu zu tun, Menschen zu führen. Dabei sprang er noch ins kalte Wasser, denn anders als heute gab es zu seiner Zeit keine Schulleitungsqualifikationskurse, in denen er Personalführung und Schulorganisation gelernt hätte. Ein Mittel, das laut Thomas Bongartz von der Schulaufsicht inzwischen gut wahrgenommen wird und zur Fortbildung dient.

Finanziell ist der Wechsel in die Leitung einer Schule nicht sonderlich reizvoll. "Brutto hat man vielleicht 400 Euro mehr" ", sagt Gerlach. Ähnlich sieht es auch die Schulaufsicht des Kreises Viersen. "Die Gehaltsstruktur ist sicher nicht attraktiv im Verhältnis zum Aufwand", sagt Rosemarie Voßen. Ihr Kollege Bongartz stimmt ihr zu.

Der finanzielle Anreiz muss allerdings nicht den Ausschlag geben, erklärt Joachim Sczyrba, Leiter der Realschule in Kaldenkirchen. "Bei mir ist ein finanzieller Anreiz vorhanden, aber das ist mir nicht wichtig. Ich möchte Schule gestalten, ihr eine persönliche Note geben und das sowohl Schülern Kollegen und Eltern vermitteln", sagt er. Er leitet die Realschule seit etwa einem Jahr. Schulleitung hat immer etwas mit einem gewissen Idealismus zu tun, das ist in vielen Gesprächen mit Schulleitern und Schulaufsicht zu spüren. Dass die Personalsituation so verfahren ist, hat auch mit der Personalpolitik der Vergangenheit zu tun. So wurden vor zehn Jahren heute nötige Einstellungen nicht vorgenommen. "Es fehlt der Mittelbau in den Schulen", sagt Voßen: Zu wenige Lehrer seien überhaupt in der Lage, eine Leitung zu übernehmen.

Voßen und Bongartz sehen einen weiteren Aspekt: So spielt die persönliche Lebensplanung der Lehrer eine entscheidende Rolle bei ihrer Entscheidung für oder gegen die Leitungsstelle. So übernehmen viele erst eine Leitungsstelle, wenn die Familienplanung abgeschossen und die Wohnsituation geklärt ist. Generell aber ist Bongartz mit der Entwicklung im Kreis Viersen zufrieden. Es sei zwar nicht alles gut, und Stellen seien teilweise schon lange unbesetzt. Aber er sieht einen positiven Trend. "Wir hoffen, dass sich die Situation bessert", sagt Thomas Bongartz. Die Verkehrsanbindung einer Schule spielt bei der Suche nach einer Leitung ebenfalls eine wichtige Rolle, zumindest für Interessenten, die von weiter weg kommen. Daher haben es ländliche Kreise schwerer als Städte. Dass es auch anders gehen kann, zeigt sich am Westkreis: "Der ist auch reizvoll für Lehrer, die aus dem Raum Heinsberg kommen", erklärt Voßen.

Allerdings werden einige Lehrer von vornherein ausgeschlossen: Die, die Schulleiter an der eigenen Schule werden möchten, aber nie an einer anderen Schule gearbeitet haben: "Das soll Vetternwirtschaft verhindern, aber im Grunde sagt es auch: Ich kann jede Schule im Land leiten, nur die eigene nicht", sagt Horst Gerlach von der Grundschule Breyell.

Wie wichtig der Schulleiter ist, schildert der neue Leiter der Albert-Schweitzer-Grundschule in Viersen, Sven-Arne Bartel. Zwei Jahre lang war die Stelle vakant, die er seit August innehat. Bartel hat gemerkt, dass es den Eltern wichtig ist, einen verlässlichen Ansprechpartner zu haben. Für Bartel spielte das Gehalt durchaus eine Rolle, als er die Stelle übernahm: Er bekommt mehr als üblich, da für seine Stelle höhere Anforderungen gelten. Vorher arbeitete er in Düsseldorf und war auch zufrieden. Dennoch reizte ihn die Position in seiner Heimat Viersen. "Aber nur für A12 hätte ich es nicht gemacht", sagt er ehrlich.

(RP)
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