Viersen Viele Meter machen - mit der Mausefalle

Viersen · Im Physikunterricht der Siebtklässler der Johannes-Kepler-Realschule stehen derzeit Fallen im Mittelpunkt. Aus den kleinen Gerätschaften bauen die Schüler flotte Flitzer für das Mausefallenrennen.

Aus dem Physikraum der Süchtelner Johannes-Kepler-Schule dringen ungewohnte Geräusche. Das laute Surren einer Stichsäge ist zu hören. Allerdings ist dort kein Handwerker bei der Arbeit, sondern Kevin. Ausgerüstet mit Schutzbrille und hochkonzentriert sägt der 13-Jährige vorsichtig entlang der vorgezeichneten Linie ein Stück der Holzplatte ab, die Anika Timmer festhält. "Das sieht gut aus. Jetzt müssen wir die Platte an der anderen Seite noch absägen", sagt die Lehrerin für Sonderpädagogik.

Marco löst die Schraubzwinge, mit der die Platte an der Schutzunterlage festgemacht ist, dreht sie und schraubt sie wieder fest, damit Kevin die Säge erneut rattern lassen kann. Einen Arbeitsplatz weiter setzen Maya, Michelle und Kimberly auf Muskelkraft. "Unsere Platte ist ja auch dünner", bemerkt Maja, die geschickt mit der Laubsäge hantiert und die Sperrholzplatte schon fast in der richtigen Länge abgesägt hat. "Das ist unser Grundgerüst, da kommen später die Achsen mit den CDs ran", erklärt Michelle. Im Neigungskurs Physik der siebten Klasse ist das Baufieber ausgebrochen und das hat einen guten Grund. Das nunmehr siebte Mausefallenrennen nähert sich und alle 26 Schüler bauen in unterschiedlich großen Gruppen an ihren Autos, mit denen sie am Rennen teilnehmen werden. Das wichtigste Bauteil für alle ist dabei die Mausefalle, denn die stellt den Antrieb für die Gefährte dar. Es gilt, zu tüfteln, bis mit Hilfe der Falle und einer geschickten Bauweise ein Fahrzeug konstruiert werden kann, das möglichst weit fährt. "Im vergangenen Jahr schaffte ein Mausefallen-Auto 85 Meter und gewann damit das Rennen", berichtet Physiklehrerin Hedwig Fastabend, die nicht nur die Neigungsgruppe in Sachen Mausefallenrennen betreut, sondern auch eine AG im Angebot hat, in der ein jeder Realschüler, der interessiert ist, ebenfalls ein solches Auto bauen kann.

Im Neigungskurs Physik schlägt sich das Projekt zudem in der Note nieder. Es wird nämlich wie eine zweite Kursarbeit bewertet. Ausschlaggebend ist nicht, wie weit ein Auto fährt, sondern es kommt auf die Bauanleitung mit den dazugehörigen Darstellungen und das Modell an sich an.

Im Physikraum suchen die Schüler indes immer wieder den Material- und Werkzeugtisch auf. Julian ist so auf der Suche nach einer Laubsäge und Jonas nimmt sich vier Schutzbrillen für sein Team mit. "Es macht riesig Spaß ein solches Auto zu konstruieren und zu bauen", meint der 13-jährige Schüler, der, nachdem er die Schutzbrille aufgesetzt hat, mit dem Handbohrer ein Loch in die Schallplatte bohrt, die in Zukunft ein Rad darstellen wird. Sein Teamkollege Lasse ist mit einer weiteren Schallplatte beschäftigt. Johannes und Denis, die ebenfalls zum Team gehören, diskutieren derweil ein Achsenproblem. "Wenn wir die Räder mit gleichen Achsabstand hintereinandersetzen, schleifen sie", stellt Denis fest.

Etwas, was Johannes nicht glaubt. Denis macht die Probe und lässt sich von Jonas zwei Platten anreichen. Sein Einwand stellt sich als berechtigt heraus. Vier Jungengesichter blicken ratlos, bis der erste die Idee hat, hinten eine längere Achse einzubauen, da man den eigentlichen Autokörper aus Styropor nicht mehr verlängern will. Isabell greift indes zum Zollstock. Sie will ihr Mäusefallenauto einmal im Schulflur Probe fahren lassen und schauen, wie weit es kommt. Der an der Mausefalle befestigte Stab wird mittels Zwirn gespannt und es geht los. Sollte es zumindest, aber irgendwie laufen die CD-Räder nicht richtig. Gemeinsam mit Selin sucht die 13-Jährige nach der Ursache. Schnell steht fest, ohne Bodenkontakt rollen die CD-Räder gut, warum aber nicht am Boden?

Während die beiden weiter tüfteln, nimmt das Rennauto von Jonas, Paul, Justin und Alessandro langsam Gestalt an. "Wir sind gespannt, wie weit es beim Rennen fahren wird", sagen die vier Konstrukteure.

(tref)
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