Viersen Viele Bürger reagieren aufmerksamer

Viersen · Der Kreis Viersen ist sicher, sagt die Polizei mit Blick auf die Kriminalitätsstatistik 2014. Die gestiegene Zunahme der Straftaten ordnet sie der Rauschgiftkriminalität und "Kontrolldelikten" wie dem Schwarzfahren zu.

Der Einbrecher kommt in der Dämmerung und nutzt die Zeit bis zum Schlafengehen der Bewohner für seine Tat. Das ist zumindest eine Erkenntnis aus der Kriminalitätsentwicklung des vergangenen Jahres. Erstmals sank die Zahl der Wohnungseinbrüche im Kreis Viersen mit 636 Fällen aber unter 700 Taten. Manfred Krüchten, Leitender Polizeidirektor im Kreis Viersen, führt dies auf die erheblichen Anstrengungen gerade auf dem Gebiet der Prävention zurück. Wirkung zeige aber auch die Bereitschaft der Bürger, die Ratschläge der Polizei anzunehmen. Immer mehr Menschen reagieren aufmerksam auf Unstimmigkeiten in ihrem Umfeld und verständigen die Polizei.

"Dazu gehört auch das Vermeiden von Tatgelegenheiten, wie das auf Kipp stehende Fenster oder das im Auto liegende Smartphone. Die Bürger zeigen zunehmend Eigenverantwortung", bemerkte Krüchten bei der Vorstellung der Zahlen. Der Enkeltrick funktioniert dank Aufklärung immer seltener, doch greifen die Präventionstipps gegen Taschendiebstahl noch nicht. 201 Fälle verzeichnete die Polizei im Jahr 2014. Im Vorjahr waren es noch 152. "Allerdings wies das Jahr 2013 historisch niedrige Werte auf", schränkte Wolfgang Wiese, stellvertretender Direktionsleiter Kriminalität ein.

Mit einem Plus von insgesamt 2022 Vergehen liegt die Zahl aktuell bei 18 481 Straftaten im Kreis Viersen. Eine Zahl, die immer noch um 11,1 Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegt. Wiese führt die Entwicklung von gestiegenen Zahlen auf die Bereiche der Betäubungsmittelkriminalität und Vermögensdelikte, wie zum Beispiel Schwarzfahren, zurück. "Es sind Kontrolldelikte", sagte er. Das heißt, es wird kontrolliert und im gleichen Atemzug mit dem Delikt steht auch ein Täter fest.

Bei den Rauschgiftdelikten spiegelt sich stets die Grenznähe des Kreises wider. Die Fallzahl der Rauschgiftkriminalität beruht allein auf einem Anstieg um 574 Fälle im Schmuggel von Cannabis. 72 Prozent der aufgegriffenen Personen waren nicht im Kreis Viersen wohnhaft. Die Lockerung in den Niederlanden bezüglich des Erwerbs von Cannabis führt zu einer Zunahme an Drogentouristen. Wer im Kreis Viersen geschnappt wird, füllt die Statistik dort. Erfreulich ist, dass die Tötungsdelikte des Jahres 2014 ausnahmslos aufgeklärt wurden. Generell stieg die Aufklärungsquote von 50,2 Prozent im Jahr 2013 auf 54,4 Prozent. Die Aufklärungsquote im Land NRW liegt bei 49,77 Prozent.

Die Zahl der Vergewaltigungen und schweren sexuellen Nötigungen erhöhte sich in 2014 um neun auf 27 Fälle. Sechs davon waren Versuche. 22 dieser Straftaten konnten geklärt werden - in 17 Fällen kannten sich Opfer und Täter. Die gefährlichen und schweren Körperverletzungen stiegen von 287 auf 345 Fälle und erreichten somit das Niveau von 2012 Der Anteil der Gewaltdelikt an der Gesamtkriminalität liegt im Kreis damit bei 2,6 Prozent. Landesweit beträgt der Anteil 3.1 Prozent.

"Der Kreis Viersen ist sicher und lebenswert. Sicherheit bedeutet einen Standortfaktor", betonte Landrat Peter Ottmann. Was ihn dabei besonders freut, ist die Tatsache, dass der Kreis deutlich besser als der Landesdurchschnitt dasteht. "Sicherheit ist ein Bedürfnis, dass immer schon vorhanden ist. Wir wollen, dass ein jeder Bürger sicher lebt und sich auch sicher fühlt. Aber wir können das Personal, das wir haben, nur einmal gezielt einsetzen und bauen daher auch auf die Mitarbeit der Bürger", fügte Krüchten hinzu.

Prävention, Eingenvorsorge und Repression bilden so die drei Säulen der Polizeiarbeit. "Wer sitzt, klaut nicht", erklärte Krüchten einen kriminalistischen Grundsatz. Täter ermitteln und zur Verantwortung ziehen ist eine Aufgabe der Polizei und Justiz, aber die Eigenverantwortung eines jeden einzelnen Bürgers kann die Polizei nicht kompensieren.

(tref)
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