Bahn äußert sich zur Nettetaler Station Ärger über nicht barrierefreien Bahnhof Kaldenkirchen

Serie | Nettetal · Der Bahnhof in Nettetal-Kaldenkirchen ist seit Jahren nicht barrierefrei zugänglich und ein Ärgernis. Was die Fahrgast-Initiative Pro Bahn davon hält, was die Deutsche Bahn AG tun will und was sie zum Zeitplan sagt.

 Über diese Stufen geht es hinab in den Tunnel, der zu den Gleisen führt. Tester des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr attesierten „sehr hohen Handlungsbedarf“, für barriefreien Zugang zu sorgen.

Über diese Stufen geht es hinab in den Tunnel, der zu den Gleisen führt. Tester des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr attesierten „sehr hohen Handlungsbedarf“, für barriefreien Zugang zu sorgen.

Foto: Holger Hintzen

Die alten Griechen kannten Hades als Herrscher auch der nach ihm benannten Unterwelt. Der Hades der Kaldenkirchener hat Gleisanschluss und liegt am Bahnhof: Unter dem Schild „Zu den Zügen“ blickt der Kunde Treppenstufen hinab, die zu einem Tunnel führen. Durch den geht es zu den Gleisen. Für Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte ist hier Endstation, sie kommen hier nicht zum Zug. Mangelnde Barrierefreiheit ist denn auch ein Kritikpunkt, der im Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr unrühmlich vermerkt ist. „Der Kaldenkirchener Bahnhof ist kein Renommee für den deutschen Bahnverkehr“, sagt Detlef Neuß, Mitglied im Arbeitskreis Verkehr der Grünen im Kreis Viersen und zugleich Bundesvorsitzender der Fahrgastinitiative Pro Bahn. „Wenn ein Niederländer in Kaldenkirchen aussteigt und sich den Bahnhof anschaut, glaubt er wahrscheinlich, er habe die Grenze zu einem Entwicklungsland überschritten“, sagt Neuß.

Der Missstand währt seit Jahren schon. Einen Steinwurf entfernt hofft der Frachtdienstleister Cargobeamer, bis Ende des Jahres grünes Licht für den Bau eines neuen Terminals für den Umschlag von Gütern zu bekommen, um mit dem Bau loslegen zu können. Die für den Personentransport zuständige Deutsche Bahn hat zwar auch Umbaupläne für ihre Kaldenkirchener Station. Aber wann sie loslegen wird, dazu vermag sie derzeit keine Auskunft zu geben. Die geplante Modernisierungsoffensive solle ab 2026 realisiert werden, hatte die Stadt Nettetal im Februar nach einem Treffen von Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) unter anderen mit Vertretern der Bahn und dem Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner (SPD) in Kaldenkirchen gemeldet. „Aufgrund der frühen Planungsphase können wir derzeit noch keine Bauzeiträume nennen“, erklärte hingegen jetzt ein Sprecher der Bahn auf Anfrage unserer Redaktion.

Geplant ist allerdings, einen barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen zu schaffen. Ob das mithilfe von Aufzügen oder Rampen geschehen werde, stehe noch nicht fest, teilte die Bahn weiter mit. Allerdings: „Die Bahnsteigausstattung (Sitzbänke, Vitrinen usw.) wird erneuert und eine neue Personen- unter- bzw. -überführung gebaut.“ Klarer ist auch, wie sich das Unternehmen den Zugang von den Bahnsteigen in die Züge vorstellt: „Im Zuge der Modernisierungsarbeiten erhöht die Deutsche Bahn (DB) die Bahnsteige auf eine Höhe von 76 cm, um einen barrierefreien Zustieg in die Züge zu ermöglichen“, erklärte der Bahn-Sprecher. Das Unternehmen rechnet weiter mit einer Investition von rund neun Millionen Euro.

Eine wichtige Ursache für die nicht nur in Kaldenkirchen noch ausstehende Bahnhofs-Modernisierung sieht Pro-Bahn-Vorsitzender Neuß in der chronischen Unterfinanzierung der Bahn. Das von vielen genutzte Neun-Euro-Ticket habe die Defizite weithin deutlich gemacht: „Jetzt kann die Politik eigentlich nicht mehr anders als mehr Geld in die Bahn zu stecken.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort