Heimatverein Viersen Wertschätzung eines großen Vierseners

Viersen · Im Nachgang zur großen Thelen-Ausstellung 2017 gibt der Verein für Heimatpflege Viersen zwei DVDs heraus. Sie dokumentieren die Ausstellung sowie Lesung und Vortrag aus dem begleitenden Programm.

Foto: Verein für Heimatpflege Viersen

Diese eine Filmszene hat Albert Pauly, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Viersen, schon vielfach gesehen: Der in Süchteln geborene Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen erzählt rückblickend, wie er in einem Schweizer Restaurant die Existenz eines Wasserhundes erfand, um von seiner durchnässten Kleidung abzulenken. „Die Einstellung zeigt, welch großer Fabulierer Thelen war“, begeistert sich Pauly, der sich immer noch gerne den Filmausschnitt ansieht. Dank des Vereins für Heimatpflege Viersen ist das Dokument nun für jedermann zugänglich: In einer Würdigung des bedeutenden Sohnes der Stadt gibt der Verein zwei DVDs heraus.

Im ehrenamtlichen Kraftakt stellten die Filmer Herbert Boox und Reinhard Steenmanns eine Auswahl aus 100 Stunden Film zusammen. „Ich habe schon nachts von Thelen geträumt“, bekennt Boox. Die DVDs dokumentieren in 176 Minuten Vorträge zu Thelens Werk sowie im Nachgang die Ausstellung „Meine Heimat bin ich selbst. Ein Leben im Exil“. Die Präsentation wurde 2017 im „Viersener Salon“ der Villa Marx gezeigt und war eingebunden in das Themenjahr „Unterwegs“ des Museums-Netzwerkes „Kulturraum Niederrhein“. Zu sehen waren Originaldokumente zu Thelens Werk, wie Manuskripte, Korrespondenz, Film- und Bilddokumente.

Kuratorin Britta Spies entwarf einen Zeitstrahl in der Gegenüberstellung biografischer Daten und historischer Ereignisse. Die Aufzeichnungen von Joseph Kruses Vortrag und die Rezitation des Intendanten Michael Grosse halten ausstellungsbegleitende Veranstaltungen fest. Die Auswahl breitet Facetten eines ungewöhnlichen Lebens aus und birgt die musikalische Uraufführung des Süchtelner Stadtliedes.

Als Neunzehnjähriger hatte Thelen im Auftrag der Stadt den Text geschrieben, verpasste aber beinahe dessen Vorstellung, da er das verlangte Eintrittsgeld nicht hatte und ihm keiner die Autorschaft glaubte. Für die musikalische Aufführung formierten sich 2017 die Vigoleis-Choristen unter Bernd Cuypers Leitung. Die Ausstellung lockte mehr als 1000 Besucher an und wurde sogar in New York rezensiert. Es sei schon erstaunlich, dass Thelens Werk entweder hochgeschätzt oder beinahe unbekannt sei, stellt Pauly fest. Die Eckdaten mit dem Geburtsort Süchteln und Sterbeort Dülken ließen vermuten, dass Thelen sein Leben in der Heimatstadt verbracht habe. Dabei sei er fast immer unterwegs gewesen, erst freiwillig und später auf der Flucht wegen seiner Haltung gegen die Nationalsozialisten. Mit Ehefrau Beatrice lebte Thelen auf Mallorca, in Portugal, der Schweiz und in den Niederlanden. Es sei ein finanziell ärmliches Leben gewesen, doch eine spannende, bewegende und sich Gefahren aussetzende Biographie, so Pauly über den Schriftsteller, der sich zeitweise mit Sprachunterricht über Wasser hielt.

1988, ein halbes Jahr vor seinem Tod, wurde Thelen mit einer kleinen Feier in der Städtischen Galerie in Viersen gewürdigt. Zu seinem 100. Geburtstag aber erhielt er 2003 posthum große Aufmerksamkeit. Damals entschied sich der Heimatverein, jedes Jahr Thelens Geburtstag mit einem Programm zu feiern. „Wir haben uns im Vorstand die Frage gesellt, ob wir das durchhalten können“, sagt Pauly und bekennt, glücklich zu sein über die sich daraus entwickelte Erfolgsgeschichte, an der Thelen-Fans und Experten mitwirken.

Die Ausstellung 2017 war ein wichtiger Mosaikstein im ambitionierten Vorhaben des Heimatvereins. Für dieses Jahr ist ein literarischer Geburtstags-Abend geplant mit Kruse, Jürgen Pütz und Peter Wild.

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