Café öffnet am 1. Oktober Verein in Viersen lädt ein zu Kaffee und Kreativität

Viersen · Der Verein „Interkulturelle Parenting“ will Menschen unterschiedlicher Nationalitäten in Viersen zusammenbringen. Deshalb eröffnet er ein neues Kreativcafé. Dort gibt es nicht nur eine Tasse Kaffee.

Maria Furdui vom Verein „Interkulturelle Parenting“ vor dem Kunstprojekt Lebensbaum. Doch der Verein plant noch mehr.

Foto: Nikolaos Aslanidis

Maria Furdui ist sich sicher: Mit einem heißen Getränk, Gesprächen und gemeinsamem künstlerischen Schaffen „machen viele Probleme eine Pause“. Zumindest eine kleine. Deshalb gibt es den Verein „Interkulturelle Parenting“ in Viersen. Was er jetzt plant: die Eröffnung des Kreativcafés.

Vorgestellt wird das Projekt am Sonntag, 1. Oktober, um 16 Uhr. Es gehört zur aktuell in Viersen laufenden „Interkulturellen Woche“. „Es soll regelmäßig zwei Mal im Monat stattfinden, in diesem Jahr aber wohl noch etwas öfter. Denn wir wollen für Weihnachten einige Projekte gestalten“, kündigt Furdui an.

Sie ist überzeugt, dass jeder in einer inspirierenden Umgebung Freude am kreativen Gestalten entdecken kann. Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte. Bei einer Tasse Kaffee oder Tee können im Kreativcafé leicht Ideen ausgetauscht, künstlerische Fähigkeiten entwickelt werden - und dabei kann man auch noch Spaß haben, sagt sie. Geplant seien zwei Gruppen: Die eine könne direkt kreativ arbeiten, die andere könne einfach zuschauen und mitreden. „Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass manche Menschen sich nicht direkt trauen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen“, sagt sie.

Maria Furdui wurde in Rumänien geboren, lebt seit elf Jahren in Deutschland, arbeitet als Sozialarbeiterin und interkulturelle Trainerin. Für Furdui passen Kunst und Integration sehr gut zusammen: Beim gemeinsamen kreativen Prozess würden Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen und Gemeinsamkeiten finden.

Der Verein „Interkulturelle Parenting“ existiert seit drei Jahren, gegründet wurde er mitten in der Corona-Pandemie. Für Maria Furdui eine Chance: „Es war immer schon mein Traum, eine selbstorganisierte Gruppe von und für Menschen mit Migrationshintergrund zu gründen, damit wir uns mit unseren Erfahrungen unterstützen können.“

Seitdem organisiert der Verein Aktionen rund um Kunst wie das neue Kreativcafé. Außerdem werden Weihnachtskarten gestaltet oder Ostereier bemalt. Besonders gelungen sei und gut angenommen wurde das Projekt „Mama Superstar“ mit einer Lesung aus dem gleichnamigen Buch, erklärt Furdui: Dabei sei es um Porträts von elf Müttern gegangen, die sich durch Mut, bedingungslose Liebe und kulturelle Vielfalt auszeichnen. „Das war eine sehr schöne Reise durch die Kulturen, bei der wir viele Gemeinsamkeiten gefunden haben“, erinnert sie sich.

Bereits am Dienstag konnte der Verein „Interkulturelle Parenting“ als Teil der interkulturellen Woche ein anderes Vorhaben vorstellen: In der Albert-Vigoleis-Thelen-Bibliothek am Rathausmarkt präsentierte er das Gemeinschaftskunstwerk „Lebensbaum“. „Es ist zu verstehen als visuelle Metapher des Migrationsprozesses“, erklärt Maria Furdui. „Während wir daran gearbeitet haben, wurde intensiv über verschiedene Aspekte der Migration gesprochen.“ Dabei seien automatisch neue Impulse für das Werk entstanden.

Denn, so Furdui, egal, woher die Menschen kommen: Sie haben alle eine teils ähnliche Migrationsgeschichte. Dabei gehe es um Entwurzelung, das Verlassen der vertrauen Umgebung, des Sprachraums, der Familie oder der Freunde und um die Entfremdung von der eigenen Kultur. „Dabei rücken kulturelle Gemeinsamkeiten statt Unterschiede in den Vordergrund“, ist ihre Erfahrung. „Das dreiteilige Baumbild steht vor Begriffen wie kulturelle Entwurzelung, neue Wurzeln, Eingewöhnung und Integration.“ Das Projekt diene der Reflexion für Deutsche und Selbstreflexion für Migranten.

Für den Start des Kreativcafés am Sonntag hat sie ein großes Thema ausgesucht: die Bedeutung einzelner Farben in unterschiedlichen Kulturen.

Und auch, wenn das Ziel Verständnis für alle Kulturen utopisch klinge: Maria Furdui will sich weiter dafür einsetzen. „Wenn niemand etwas für ein besseres Miteinander macht, gibt es gar keine Hoffnung auf eine bessere Welt.“