Kreis Viersen Verdrängen Windräder die Modellflieger?

Kreis Viersen · Die Luftsportfreunde Brüggen-Schwalmtal atmen auf: Ihr Flugplatz in der Happelter Heide wird im Regionalplan nicht mehr als Fläche für Windenergie ausgewiesen. Die Nettetaler Modellflieger bangen um ihre Existenz

Kreis Viersen: Verdrängen Windräder die Modellflieger?
Foto: bsen

Über der Happelter Heide werden voraussichtlich weiter die Modellflugzeuge surren. Seit der Erörterung des Regionalplanentwurfs in der vergangenen Woche steht fest: Der Flugplatz des Luftsportvereins (LSV) Brüggen-Schwalmtal wird mit einem Schutzradius aus der Fläche herausgenommen, die die Bezirksregierung für Windenergie vorgesehen hat. "Man hat den gesamtes Bereich südlich der Hochspannungstrasse raus genommen. Insofern sind wir bei der Erörterung erhört worden", bestätigt Dieter Dresen, Leiter des Fachbereichs Planung bei der Gemeinde Brüggen.

Nur wenige Kilometer weiter, in Breyell-Natt, hatten die Planer der Bezirksregierung weniger Einsehen: "Das Gebiet ist bis jetzt für Windenergie ausgewiesen, obwohl es dafür eine konkurrierende Nutzung gibt", sagt Markus Grühn, Stadtplaner in Nettetal. Der Flugplatz des Modellflug-Clubs (MFC) Grenzland-Nettetal sei im Flächennutzungsplan der Stadt eingetragen. Man habe schriftlich, aber auch mündlich bei der Erörterung darauf hingewiesen. Bislang ohne Folgen.

"Der Regionalplan macht uns große Sorge", sagt Hans Arnold Paulsen, Schriftführer der Nettetaler Modellflieger. Seit 43 Jahren habe der Verein bei Natt seinen Standort. Man habe eine unbefristete Aufstiegsgenehmigung. Das Grundstück sei von einem Landwirt gepachtet. "Wir haben getan, was wir konnten, und die Stadt unterstützt uns", sagt Paulsen. "Wenn sich nichts ändert, ist die Existenz unseres Vereins bedroht. Es ist nicht leicht, einen neuen Modellflugplatz zu bauen. Man muss die Zustimmung von 14 Behörden erhalten."

Auch die Brüggener Modellflieger hatten wegen des Regionalplans schlaflose Nächte, räumt der LSV-Vorsitzende, Heinz Barden, ein. Dass die Bezirksregierung in Brüggen anders als in Nettetal nachgab, dürfte an den Formalitäten liegen: "Der Flugplatz ist seit 1985 unser Eigentum, und wir haben eine Genehmigung nach altem Luftverkehrsrecht. Die haben nur zwei Modellflugplätze in NRW." Schriftführer Jürgen Moors ergänzt: "Das ist eine Genehmigung als Sonderlandeplatz wie ein Segelflugplatz." Dieser Genehmigung räumte die Bezirksregierung Vorrang ein vor der Ausweisung einer Windenergie-Zone.

Grundsätzlich sind Windräder und Modellflugplätze keine geeigneten Nachbarn: Beide brauchen den Luftraum. "Die Verwirbelungen der Windräder können den Flug der leichteren Flieger stören. Der Schattenschlag der Rotoren kann unsere Sicht behindern", erklärt Modellflieger Moors. Beim LSV ist man skeptisch, wie sich die Streichung der Windenergie-Zone auswirken wird. Zumal die Gemeinde Brüggen sich durch die Streichung der Fläche im Regionalplan in einem Zwiespalt befindet: "Grundsätzlich sind wir gehalten, der Windenergie Raum zu verschaffen. Da wir viel Wald haben, kommen bei uns nicht viele Flächen in Frage", erklärt Gemeindeplaner Dresen. Die Modellflugfreunde rechnen daher damit, dass am Rande ihres Flugplatzes außerhalb eines Schutzradius' von 150 bis 200 Metern dennoch einige Windräder entstehen.

Bei der Stadt Viersen haben zwei kleinere Windkraft-Vorrangzonen Fragen aufgeworfen: das Gebiet nordwestlich von Mackenstein-Peschfeld, das an Schwalmtal grenzt, und das Gebiet Hagen, das sich auf Tönisvorster Gemeindegebiet fortsetzt. "Auf Viersener Gebiet ist der Umfang zu gering. Das könnte man nur interkommunal erschließen", sagt Harald Droste, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung in Viersen. In etwa deckungsgleich in Regional- und Viersener Kommunalplanung sind indes die Konzentrationszonen Boisheimer Nette und Amerner Weg/ Hochfeld. "Da sind wir offensichtlich zu der gleichen Einschätzung gekommen", sagt Droste. Viersen hat aber auch keinen Modellflugplatz.

(RP)
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