Viersen Verdächtiger Sextäter frei

Viersen · Ein 58-jähriger Süchtelner, dem vorgeworfen wird, mehrere Mädchen sexuell missbraucht zu haben, musste aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Die Staatsanwaltschaft hatte Fristen überschritten.

Die Meldung verbreitete sich gestern Nachmittag in Viersen wie ein Lauffeuer: Ein 58-jähriger einschlägig vorbestrafter Süchtelner, der wegen Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs an Kindern in mehreren Fällen seit September 2008 in Untersuchungshaft saß, ist wieder auf freiem Fuß. Eine entsprechende Entscheidung fällte gestern das Oberlandesgericht in Düsseldorf. Nach Auskunft der Justizbehörde soll die Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach Fristen bezüglich der U-Haft überschritten haben. Die Richter ordneten eine sofortige Freilassung des Mannes an.

Schutz der Opfer

"Der Beschuldigte ist auf freiem Fuß", bestätigte Viersens Polizeisprecher Wolfgang Wiese am Abend. "Wo er sich derzeit aufhält, kann er selbst bestimmen." Die Polizei hatte bereits vor der Entlassung des Verdächtigen zahlreiche Maßnahmen zum Schutz der bekannten Opfer sowie des sozialen Umfelds ergriffen. "Den Opfern sind und werden alle möglichen Hilfen und Unterstützungen zuteil", so Wiese, "sie und ihre Familien wurden auf die Freilassung und damit mögliche Konfrontation mit dem Mann vorbereitet. Das weitere soziale Umfeld ist informiert und besonders sensibilisiert." Nach Informationen der Rheinischen Post sollen von der Polizei zusätzlich besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen und dafür zahlreiche Beamte abgestellt worden sein. Dazu wollte sich die Behörde gestern allerdings nicht äußern. Der 58-Jährige ist im Laufe seines Lebens immer wieder wegen seiner sexuellen Kontakte zu Kindern kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten. Ende August 2008 erschienen zwei Mütter mit ihren fünf, elf und zwölf Jahre alten Töchtern bei der Kriminalpolizei und erstatteten Strafanzeige gegen den Süchtelner. Sie beschuldigten den Mann, der ihnen und ihren Töchtern aus ihrem sozialen Umfeld bekannt war, die Mädchen sexuell missbraucht zu haben.

Die Kriminalpolizei in Viersen ermittelte zu dieser Zeit bereits seit mehreren Monaten gegen den Mann. Ihm wurde vorgeworfen, ein sechsjähriges Mädchen sexuell missbraucht zu haben sowie im Besitz kinderpornographischer Darstellungen gewesen zu sein. In seiner Wohnung beschlagnahmten die Ermittler Beweismittel, die die Tatvorwürfe untermauerten. Der Haftrichter ordnete im September 2008 Untersuchungshaft an.

Mit Entsetzen und Unverständnis reagierte gestern Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen auf den Vorfall. "Das ist ein unerträglicher Gedanke. Es kann nicht sein, dass eine Staatsanwaltschaft neun Monate ins Land gehen lässt. Der psychische Schaden für die betroffenen Kinder ist bereits jetzt unermesslich", so das Stadtoberhaupt. "Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, das Behörden gerade in solchen Fällen so zügig wie möglich arbeiten."

Die Viersener Polizei wollte gestern nicht ausschließen, dass sich der 58-Jährige bereits wieder in Süchteln aufhält. Sie hat für die Bevölkerung eine Hotline unter der Rufnummer 02162 377-1780 eingerichtet. SEITE A1/A4

(RP)
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