Veranstaltungstipp für Viersen Schüler machen Mundart lebendig

215 Teilnehmer aus 18 Schulen sind beim 35. Vorlesewettbewerb in Plattdeutsch des Heimatvereins Viersen dabei. 108 qualifizierten sich für die Endausscheidung. Nach den Grundschülern folgen in der Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek heute die weiterführenden Schulen. Zuhören ist ab 15 Uhr möglich.

 Die zehnjährige Rebecca gehört zu den Teilnehmern des Vorlese-Wettbewerbs auf Platt. Heute um 15 Uhr geht es in der Viersener Stadtbibliothek mit den weiterführenden Schulen weiter.

Die zehnjährige Rebecca gehört zu den Teilnehmern des Vorlese-Wettbewerbs auf Platt. Heute um 15 Uhr geht es in der Viersener Stadtbibliothek mit den weiterführenden Schulen weiter.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Aufregung im Vortragsraum der Viersener Albert-Vigoleis-Thelen-Bibliothek ist spürbar. Kinder aus verschiedenen Schulen im Kreis Viersen sitzen auf den vorderen Stuhlreihen und blicken immer wieder auf die Textblätter, die sie in den Händen halten. Der ein oder andere geht nochmals lautlos den Mundart-Text durch, der auf dem Zettel steht. „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, sagt Rebecca (10). „Wir haben zwar in der Schule geübt und ich habe auch zuhause in meinem Zimmer ganz alleine für mich vorgelesen, aber jetzt vor der Jury und den Besuchern vorzulesen, ist doch etwas anderes.“

Aber nicht nur ihr geht es so. Lampenfieber haben die Grundschüler alle. Für die Erst- und Zweitklässler beginnt in wenigen Minuten der Vorlesewettbewerb in Plattdeutsch. Unter dem Titel „Maar Moot, op Platt kallt et sech joot“, hat der Arbeitskreis Mundart des Heimatvereins Viersen in Kooperation mit dem Fachbereich Schule der Stadt Viersen, den Schulen und der Deutsche Bank zum 35. Vorlesewettbewerb in Mundart eingeladen. 13 Grundschulen und fünf weiterführende Schulen aus dem Kreis Viersen meldeten sich an, 215 Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur zwölften Klasse sind dabei.

Sie übten und lasen im Unterricht  Mundart. Die Besten von jeder Schule schafften den Sprung in die Endausscheidung in der Viersener Bibliothek. Am gestrigen Dienstag und am heutigen Mittwoch, 27. März, starteten 108 Schüler in insgesamt fünf Altersklassen. Für jede Altersklasse ist ein Text vorgegeben.

Der erste Tag gehörte den Grundschülern. „Denkt immer daran: Ihr seid schon Sieger, denn ihr seid die Besten von eurer Schule und habt euch für die Endausscheidung unseres Wettbewerbs qualifiziert“, sagt Hella von den Berg vom Arbeitskreis Mundart des Heimatvereins Viersen zur Begrüßung. Innerhalb von wenigen Minuten schafft sie es, mit einem Mundart-Gedicht  eine lockere und ungezwungene Atmosphäre aufzubauen. Die Leser fühlten sich ebenso wohl wie die Zuhörer.

Und deshalb findet es Loorik gar nicht schlimm, als erster am Tisch auf der Bühne Platz zu nehmen. Mit konzentriertem Blick liest er die Geschichte „Marmelaad“ vor, darum geht es ums Kirschen pflücken und Marmelade machen. Alle hören aufmerksam zu, insbesondere die neun Juroren.  Jeder von ihnen hat vor sich einen Bewertungsbogen liegen. „Wir bewerten das richtige, fließende und gestaltende Lesen“, erklärt Marieluis Boes vom Mundart Arbeitskreis. Je Kategorie seien 15 Punkte zu erreichen: „In der Endauswertung streichen wir jeweils die höchste und niedrigste Punktzahl der einzelnen Jurymitglieder.“

Vom Marmeladen-Text, den die Erst- und Zweitklässler der Grundschulen der Reihe nach vorlesen, geht es zum Text der dritten und vierten Schuljahre, „Deä kleene Hongk“. Souverän liest die neunjährige Jolien die Geschichte vor. Nicht minder gut ist die ein Jahr jüngere Mara.

Dass die beiden in der Brüggener Kreuzherrenschule die Mundart-AG besuchen wird deutlich. „Am Anfang ist Platt nicht so einfach. Wenn man es lesen will, sehen alle Wörter wie durcheinander gewirbelt aus. Aber wenn man es einmal kann, dann macht es richtig viel Spaß“, erzählen die beiden Mädchen.

Es sei schön, so zu sprechen, wie andere Leute früher immer gesprochen hätten, meint Tom. Er findet das Platt kalle nicht so schwer ist, zumal Oma und Opa das auch sprechen.

Mittlerweile hat Matteo die Bühne erobert. Langsam und deutlich trägt der Achtjährige den Text mit dem Hund vor, das bringt ihm  anerkennende Blicke der Jury. Aber auch Benedikt macht seine Sache gut. „Ich habe im vergangenen Jahr  schon beim Wettbewerb mitgemacht“, erzählt der Zehnjährige. Platt zu sprechen, mache Spaß: „Oma und Opa machen das auch.“

Wer letztendlich den Sieg in den Kategorien davon trägt, wird Ende der Woche feststehen. Am heutigen Mittwoch sind die Teilnehmer der weiterführenden Schulen an der Reihe. Fünft- und Sechstklässler tragen den Text „Di Wält enoerderbränge“ vor. Die siebten und achten Klassen präsentieren den Text „Till en e Klaierjeschäf“. „Di Kot di Schäl ömhange“ heißt es für Vorleser aus den neunten bis zwölften Stufe.

Wer gerne Mundart hört, sollte heute einfach ab 15 Uhr in der Viersener Stadtbibliothek vorbeischauen und zuhören.

Bianca Treffer

Info Die Siegerehrung findet am Mittwoch, 10. April, um 15.30 Uhr   im Clara-Schumann-Gymnasium, Brandenburger Straße 1 in Dülken, statt. Die Sieger werden dann nochmals den Mundarttext der jeweiligen Kategorie vortragen.

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