Serie Was Ist Drin Im Einsatzfahrzeug? (2) Unterwegs mit Spritzen und Sauerstoff

Viersen · Die Technik im Rettungsdienst hat in den vergangenen 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Ein moderner Rettungswagen (RTW), wie er in der Rettungswache Heyen steht, ist eine rollende Intensivstation.

 Die Rettungsassistenten Jacqueline Trappmann und Fabian Dannreuther führen einen wichtigen Teil der Einrichtung im Rettungswagen vor: das Herz-Kreislauf-Beatmungsgerät.

Die Rettungsassistenten Jacqueline Trappmann und Fabian Dannreuther führen einen wichtigen Teil der Einrichtung im Rettungswagen vor: das Herz-Kreislauf-Beatmungsgerät.

Foto: Franz-Heinrich Busch

NIEDERKRÜCHTEN Vor dem inneren Auge flackern Bilder von einem Wust aus blinkenden, summenden Gerätschaften und von Notärzten, die in der ganzen Lebensrettungshektik heldenhaft den Überblick behalten. Doch dann öffnet sich die Tür des Rettungswagens der Rettungswache Heyen, und die Bilder voller Krankenhausserien-Dramatik sind weg. Die Realität ist anders, unspektakulärer. Das Interieur des RTW ist erstaunlich geräumig. Manche Wohnküche ist kleiner. Und es ist erstaunlich aufgeräumt. Keine blinkenden, summenden Gerätschaften. Stattdessen nüchterne Funktionalität und maximale Ordnung.

Serie Was Ist Drin Im Einsatzfahrzeug? (2): Unterwegs mit Spritzen und Sauerstoff
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

In der Mitte steht eine Krankenliege, rechts und links davon je ein Sitz, der bei Bedarf weggeklappt werden kann. An der Seitenwand ist eine tragbare EKG-Einheit befestigt. Darüber befindet sich eine Spritzenpumpe, darunter ein Beatmungsgerät und eine Absaugeinheit. Das war es auch schon an sichtbarem medizinischem Gerät. Der Rest ist fein säuberlich und hyperpenibel in 17 durchnummerierten Schubladen, Fächern und Schränken untergebracht.

 Immer einsatzbereit steht das Fahrzeug in der Rettungswache (oben). Die Rettungsassistenten Jacqueline Trappmann, Fabian Dannreuther und Jil Ehlen (unten) wissen genau, was sich wo im Wagen befindet.

Immer einsatzbereit steht das Fahrzeug in der Rettungswache (oben). Die Rettungsassistenten Jacqueline Trappmann, Fabian Dannreuther und Jil Ehlen (unten) wissen genau, was sich wo im Wagen befindet.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Erfahrene Rettungsassistenten wie Fabian Dannreuther oder Jaqueline Trappmann können den Inhalt jedes Fachs im Schlaf runterbeten. Spontane Testaufgabe für Dannreuther: Was ist in Schublade Nummer 13? "Nasenbrillen zur Sauerstoff-Verabreichung, EKG-Elektroden, Nachfüllmaterialien, Brechbeutel, Blutdruckmanschette." Test souverän bestanden.

Vakuumschienen für Brüche, medizinischer Sauerstoff, Absaugkatheter, Spritzen aller Art und Größe, Verbandsmaterial, eine Auswahl gängiger Medikamente verteilen sich auf die übrigen Schränke - und das ist nur ein kleiner Auszug aus der Ausstattungsliste des RTW. Die ist übrigens in allen elf RTW, die im Kreis Viersen unterwegs sind, absolut identisch. In den Fächern auf der Außenseite des Fahrzeugs befinden sich unter anderem Vakuummatratzen zur Stabilisierung des Patienten bei Wirbelsäulenverletzungen oder komplizierten Knochenbrüchen. Hinzu kommen diverse Notfallkoffer für die Erstversorgung des Patienten in der Wohnung oder am Unfallort.

Ein moderner Rettungstransportwagen ist eine rollende Intensivstation. Die Technik im Rettungswesen hat in den vergangenen 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht. Allein die EKG-Einheit ermittelt zusätzlich Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung. Seitlich ist ein Defibrillator angebracht. Auch Blutzucker und Körpertemperatur des Patienten können noch während der Fahrt ermittelt werden. "Wir können uns schnell einen Überblick verschaffen, ob der Patient in Lebensgefahr oder relativ stabil ist", erklärt Dannreuther.

Ebenso wichtig wie die technische Ausstattung ist das Funktionieren der Abläufe im Rettungsdienst. In zwölf Minuten, so die gesetzliche Vorgabe, müssen die Rettungskräfte in ihrem Einzugsbereich am Einsatzort sein. Schon beim Eingang des Notrufes in der Viersener Kreisleitstelle entscheidet der Disponent zum einen, welche der fünf Rettungswachen im Kreis er alarmiert, und zum anderen, ob zunächst nur der RTW oder auch das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) ausrückt. Stets sind drei Rettungsassistenten und ein Notarzt in Bereitschaft. Am Tor zeigt ein Computermonitor die Adresse des Einsatzorts und den Grund des Einsatzes.

Das kann eine harmlose Schwindelattacke sein, das kann aber auch ein Schlaganfall oder ein Unfall mit Schwerverletzten sein. Die gleichen Informationen werden - samt berechneter Route - auf ein Navigationsgerät in die Fahrerkabine übertragen.

(jo-s)
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