Viersen Unterwegs mit Huhn und Schaf

Viersen · Christoph Klingenhäger bringt Kindern mit seinen tierischen Helfern die Natur näher. Mit Bienen, Küken und Schafen reist er in Kindergärten und zeigt, dass der Honig nicht aus dem Supermarkt kommt.

Am Anfang waren die Bienen. Hobbyimker Christoph Klingenhäger beschäftigte sich intensiv mit seinen Völkern und inspirierte seinen Sohn zu einem Schulprojekt. "Er sollte einen Vortrag halten und damit das alles anschaulicher wird, haben wir einen Schaukasten gebaut und er hat die Bienen mit in den Unterricht genommen", erinnert sich der Viersener.

Nach der gelungenen Präsentation sprach ihn eine Erzieherin an, ob er nicht mal mit seinen fleißigen Honigsammlern in den Kindergarten kommen könnte. "Dort habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, Kinder an die Natur heranzuführen", berichtet Christoph Klingenhäger.

Nach den Bienen kamen die Küken. "Die Großstadtkinder kannten nur die Eier aus dem Supermarkt und konnten sich nicht vorstellen, wie daraus Hühner werden." Damit sie die Entwicklung vom Ei zum Huhn aus nächster Nähe verfolgen können, bekommen sie eine Brutmaschine und dürfen 21 Tage lang Glucke spielen.

Sehen, was sich im Ei tut

"Genau wie sie müssen die Kinder bei diesem Projekt die Eier wenden, kühlen und auf die Feuchtigkeit achten", sagt Christoph Klingenhäger. Mit einer Speziallampe lässt er die Kinder die Schale durchleuchten, damit sie sehen können, was sich im Inneren tut. Wenn die flauschigen Küken dann beginnen, dem Brutkasten zu entwachsen, finden sie auf dem Hof von Christoph Klingenhäger ein Zuhause.

Dort braucht das Federvieh auch keine Furcht vor dem Kochtopf zu haben, denn der Viersener hält ausschließlich Hühner- und Entenarten, die vom Aussterben bedroht sind. Sie wachsen nicht schnell genug oder legen nicht genügend Eier und sind daher wirtschaftlich uninteressant. "Mir geht es darum, das Gen-Reservoir zu erhalten. Auf der Roten Liste habe ich mir gezielt Rassen ausgesucht, die mir gefallen und vom Kleintiermarkt bin ich eines Tages mit sieben kleinen Warzenenten nach Hause gekommen."

Gefährdet sind auch die Skuddenschafe, die Christoph Klingenhäger ebenfalls für seine pädagogischen Projekte nutzt. In einem Anhänger fährt er die Vierbeiner in Düsseldorfer Kindergärten und bringt dem Großstadtnachwuchs die Natur nahe. "Für viele dort wächst die Butter auf Bäumen", sagt Klingenhäger. Die Schafe dürfen die Kinder nicht nur streicheln und an ihnen riechen, sie dürfen auch die Wolle behalten.

"Meistens schere ich vor Ort ein Schaf, schneide ihm die Klauen und spiele Zahnarzt. Das Vlies können die Kinder hinterher färben und weiterverarbeiten." Der summende, piepsende und blökende Naturkundeunterricht von Christoph Klingenhäger ist so gefragt, dass er seine Stelle als Ingenieur in einer Spielzeugfirma auf die Hälfte reduzieren musste. "So viele Schafe kann ich gar nicht haben, wie Anfragen kommen."

Manche Einrichtungen kommen inzwischen auch zu ihm auf den Hof und erleben dort Natur hautnah. Um die Spaziergänge in den nahen Wald für die kleinen Besucher noch spannender zu gestalten, hat Christoph Klingenhäger drei Esel angeschafft, die als tierische Begleiter mitgehen. Sie grasen einträchtig neben den bunten Kästen der Bienenvölker, mit denen alles mal angefangen hat.

(RP)
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