Protest gegen Filialschließung Unterschriften gegen Filial-Schließung

Niederkrüchten · Anita Dörenberg (65) wehrt sich gegen die Aufgabe der Sparkasse in Niederkrüchten. „Ältere brauchen Hilfe“, sagt sie. 400 Unterschriften hat sie gesammelt. Auch der Gemeinderat stellt Forderungen an den Sparkassen-Vorstand.

 Anita Dörenberg ist seit 50 Jahren Kundin der Sparkasse Krefeld. Die geplante Schließung der Filiale in Niederkrüchten will sie nicht akzeptieren. Sie und Sinan Benzer sammeln darum Unterschriften.

Anita Dörenberg ist seit 50 Jahren Kundin der Sparkasse Krefeld. Die geplante Schließung der Filiale in Niederkrüchten will sie nicht akzeptieren. Sie und Sinan Benzer sammeln darum Unterschriften.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Anita Dörenberg (65) ist erbost. Aber nicht nur das. Sie hat gehandelt, um etwas gegen die geplante Schließung der Sparkassenfiliale in Niederkrüchten zu unternehmen. „Ich bin seit 50 Jahren Kundin der Sparkasse. Dass die Filiale in Niederkrüchten geschlossen werden soll, hat mich geschockt und hat mich traurig gemacht.“ Dörenberg beschloss, andere Menschen zu suchen, die ebenfalls mit der geplanten Schließung nicht einverstanden sind, und legte an der örtlichen Tankstelle, im Verbrauchermarkt und in einer Apotheke Unterschriftenlisten aus.

Mit diesem Aufruf, sich zu wehren, traf sie den Nerv vieler Menschen – derart vieler, dass sie selbst darüber ein wenig erstaunt ist: „Bis Donnerstag haben mehr als 400 Menschen unterschrieben“, sagt die 65-Jährige. Sie will die Listen noch bis 30. Juli ausliegen lassen – und dann an Sparkassen-Vorstand Birgit Roos übergeben. Diese ist an diesem Tag auf Einladung der CDU Niederkrüchten in der Gemeinde zu Gast, um zur geplanten Filialaufgabe Stellung zu nehmen. Die Christdemokraten fordern Kompensation, falls es in Zukunft vor Ort keine Zweigstelle mehr geben soll.

Die Sparkasse Krefeld hat mitgeteilt, dass sie im kommenden Jahr knapp ein Drittel ihrer Filialen schließen will. Allein im Westkreis sind es sieben Geschäftsstellen, unter anderem in der Viersener Innenstadt, Nettetal-Schaag, Schwalmtal-Amern, Brüggen-Bracht und Niederkrüchten. Die Pläne sorgten für laute Kritik – zahlreiche Politiker forderten eine andere Lösung.

Auch Anita Dörenberg kann die Entscheidung nicht verstehen. Sie selbst habe schon öfter am Automaten gestanden und Hilfe gebraucht, die Mitarbeiter seien stets freundlich und hilfsbereit gewesen – und dieser Service sei auch stark gefragt. Dörenberg selbst nutze mehrmals im Monat die Niederkrüchtener Filiale. Für sie sei diese fast ein „Stück Heimat“. Sie sorgt sich auch, was aus den Mitarbeitern wird.

Auch aus dem Niederkrüchtener Rat gab es scharfe Kritik an der angekündigten Schließung. Im Gemeinderat herrschte dazu Einigkeit in der Sache, aber Uneinigkeit in der Vorgehensweise.

Die CDU warb für eine Resolution, in der Vorstand und Verwaltungsrat der Sparkasse aufgefordert werden sollten, die Entscheidung zur Schließung der Filiale Niederkrüchten rückgängig zu machen. Die von der Sparkasse getroffene Entscheidung lasse jegliches Fingerspitzengefühl vermissen und sei „ein Schlag gegen Bürgernähe und die Infrastruktur unserer Gemeinde“, heißt es im Antrag der CDU. Der Rat müsse sich hier klar positionieren und dürfe sich nicht klein machen, sagte CDU-Fraktionschef Johannes Wahlenberg.

Sprecher mehrerer anderer Fraktionen und auch Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) hielten aber eine Resolution für nicht zielführend. „Eine Resolution wird keine Wirkung haben. Die Sparkasse wird nicht zurückrudern“, meinte Wilhelm Mankau (SPD). Christoph Szallies (Grüne) ergänzte, es sei besser, mit dem Unternehmen zu reden, als ihm in solcher Weise die Pistole auf die Brust zu setzen. Auch Jörg Lachmann (CWG) plädierte für ein konstruktiveres Vorgehen.

Wassong schlug dazu vor, dass Rat und Verwaltung ein Schreiben an den Sparkassen-Vorstand erarbeiten, in dem die Gemeinde deutlich macht, dass sie die Schließung der Filiale Niederkrüchten missbilligt. Ihre Forderungen an die Sparkasse Krefeld: Erstens soll die Sparkasse im künftigen Rewe-Markt an der Hochstraße SB-Automaten zum Geldabholen und Überweisen aufbauen. Zweitens soll sie eine barrierefreie mobile Filiale an verschiedenen Standorten im Gemeindegebiet vorhalten. Drittens soll sie sich finanziell an einem Mobilitätsprojekt der drei Westkreiskommunen beteiligen, damit Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit Versorgungseinrichtungen wie Einkaufsmärkte, Ärzte oder Banken besser erreichen können. Und viertens soll die Sparkasse ihre finanzielle Unterstützung kultureller und gemeinnütziger Aktivitäten im Gemeindegebiet ausweiten. Dies seien keine Vorschläge an die Sparkasse, sondern Mindestforderungen, unterstrich der Bürgermeister.

Während der CDU-Antrag für eine Resolution keine Mehrheit im Rat fand, wurde Wassongs Vorschlag mit 18 Ja-Stimmen bei Enthaltungen der zwölf CDU-Ratsmitglieder angenommen.

Und Anita Dörenberg? Sie hofft auf weitere Zustimmung für ihr Anliegen, dass die Sparkassenfiliale in Niederkrüchten erhalten bleibt. „Ich jedenfalls halte meinen superfleißigen Mitarbeiterinnen die Treue, sie sind für mich wie eine Familie“, kündigt sie an. Sollte die Sparkasse tatsächlich wie angekündigt die Zweigstelle schließen, „bin ich natürlich sofort weg“, sagt die 65-Jährige. Und vielleicht nicht nur sie.

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