Viersen Typisches "Dazwischenland"

Viersen · Der Viersener Schriftsteller Dr. Paul Eßer ist kurz nach seinem 70. Geburtstag für seine Verdienste um den Kulturraum Niederrhein mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland ausgezeichnet worden.

Wenn am Niederrhein mehr als drei Menschen zusammenkommen und über ihre Heimat sprechen, dauert es nicht lange, und er Name Hanns Dieter Hüsch fällt. So war es auch am Dienstag im Limburgzimmer des Forums am Viersener Rathausmarkt. Zitate des gebürtigen Moersers schmückten die Reden von Ursula Schiefer, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung, und Landrat Peter Ottmann. Der Rückgriff auf den Kabarettisten, der den größten Teil seines Lebens außerhalb des Niederrheins verbrachte, schien den Rednern nötig, um einen Menschen zu loben, in dessen schriftstellerischem Werk der Niederrhein eine besondere Rolle spielt: Dr. Paul Eßer, der mit dem Rheinlandtaler geehrt wurde.

Bis an die Schmerzgrenze

Natürlich ist es einfach, Hüsch zu zitieren, wenn Eßer gemeint ist. Denn wo der Eine lustig-unverbindlich daher kommt, ist der Andere beißend zynisch bis an die Schmerzgrenze und im Zweifel auch darüber hinaus. Kein Wunder, mag man rufen, schließlich hat der Moerser nach dem Abitur den Niederrhein für den Rest seines Lebens verlassen. Der in Mönchengladbach geborene Eßer kehrte dagegen immer wieder zurück, leitete bis zu seiner Pensionierung das Dülkener Abendgymnasium.

In seiner Dankesrede widmete sich der in Viersen lebende Eßer dem "Mikrokosmos seiner Ursprungslandschaft" und stellte fest: "Der Mensch in seiner Form als Viersener ist kein Sonderfall der Evolution." Hier, sagte er, spiegele sich die gesamte Menschheit in einer "uralten Kulturlandschaft ohne Volksstamm und ohne klare Grenzen". Die aktuelle Entwicklung betrachtet der Verfasser des Niederrhein-Quiz mit großer Sorge. "Der Niederrhein braucht das synthetische Image, das ihm Wirtschafts- und Tourismusförderer geben wollen, nicht." Seine Bücher verstehe er als Beitrag zur "allmählichen" Selbstfindung der Region, die gestört werde. "Wer ein Gesicht hat, braucht kein Image", stellte er fest, "und der Niederrhein hat sehr viele Gesichter."

Ganz ohne Rückgriff auf den Mann aus Moers kam Bürgermeister Günter Thönnessen in seinem Grußwort aus, das er an den "lieben Paul" richtete. Die Ehrung treffe einen Literaten, der das Wort schätze:

Froh und glücklich

Thönnessen sei froh und glücklich, dass Paul Eßer ausgezeichnet werde. Die niederrheinische Dialektik aus Schärfe und Unschärfe erschließe sich nicht jedem, aber eines sei gewiß: "Du hast den Rheinlandtaler wirklich verdient. Und der Niederrhein, wie Du ihn beschreibst, ist ein wunderschönes Stück Erde."

(RP)
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