Viersen TÜV ist für Jecken Pflicht

Viersen · Sicherheit geht vor: Jeder Wagen, auf dem Personen mitfahren, benötigt ein Gutachten vom TÜV. In Viersen und Nettetal werden die Auflagen gewissenhaft von den Vereinen umgesetzt – sonst droht der Ausschluss vom Zug.

Sicherheit geht vor: Jeder Wagen, auf dem Personen mitfahren, benötigt ein Gutachten vom TÜV. In Viersen und Nettetal werden die Auflagen gewissenhaft von den Vereinen umgesetzt — sonst droht der Ausschluss vom Zug.

Fast jeden Tag ist Paul-Otto Bungardt momentan bei Karnevalsvereinen in der Region zu Gast. Der Viersener ist im Auftrag des TÜV Rheinland unterwegs und überprüft, ob die technischen Auflagen für Karnevalswagen eingehalten werden. Jedes Gefährt, das keine gültige Betriebserlaubnis hat, aber im Karnevalszug mitzieht und Personen befördert, benötigt ein amtliches Gutachten vom TÜV. So sieht es eine Regelung der Landesregierung vor. Schlimmen Unfällen, wie sie in der Vergangenheit bei Karnevalsumzügen in Heinsberg oder Velbert passiert sind, soll so vorgebeugt werden, erklärt Bungardt. Das Gutachten kostet 100 Euro für drei Jahre. Die Wiederholungsprüfung — ebenfalls gültig für drei Jahre — kostet 50 Euro.

Neu ist die Regelung der Landesregierung indes nicht, es gibt sie bereits seit 1993, in einer aktualisierten Fassung seit 2000, so Bungardt. Doch in einigen Städten wurde sie bisher nicht konsequent umgesetzt. In Kleve und Geldern sind deshalb nun viele Karnevalisten verärgert, da zusätzliche Kosten für die Vereine entstehen und der Aufwand recht groß ist. In Viersen und Nettetal setzen die Wagenbauer die TÜV-Kriterien jedoch bereits seit vielen Jahren gewissenhaft um.

Unfällen vorbeugen

Josef Kohnen kümmert sich für den Festausschuss Viersener Karneval um korrekt montierte Aufbauten, intakte Zuggabeln, funktionstüchtige Reifen und Bremsen. "Wir sind bereit, Geld und Zeit zu investieren, um damit Unfällen vorzubeugen und Menschenleben zu retten", sagt der Fernfahrer. "Sicherheit geht auch im Karneval einfach vor." Deshalb sei es gut, dass es diese Richtlinien gibt. "Wenn man sich damit vertraut macht, sind die gar nicht so schwer umzusetzen." Er arbeitet eng mit Paul-Otto Bungardt zusammen. Sie begutachten zum Beispiel gemeinsam die Wagen in der Dr.-Günter-Weinforth-Halle im Rahserfeld.

Auch in Nettetal sind die TÜV-Kontrollen seit Jahren geübte und verantwortungsvolle Praxis. "Wir hatten damit noch nie Schwierigkeiten. Die Vereine erkennen die Kriterien an", sagt Oberwagenbaumeister Herbert Fußangel. Sie bekommen von den Organisatoren, in diesem Jahr das Karnevalskomitee Breyell-Schaag, ein Merkblatt. "Wir müssen uns daran halten, im Schadensfall würden wir sonst ein großes Problem bekommen." Klar ist auch: Wer bei der Endabnahme durch das Komitee keine Papiere vorweisen kann, darf nicht am Zug teilnehmen. Heute geht der Nettetaler Prinzenwagen durch den TÜV.

In der Woche vor Karneval wird in Dülken überprüft, ob die Wagen den Standards entsprechen. "Sicherheit steht auch bei uns an erster Stelle, da gehen wir kein Risiko ein", sagt Zugleiter Wolfgang Vagts. 50 bis 60 Fahrzeuge sind am Rosenmontagszug beteiligt. Der Vorstand teile sich im Vorfeld auf und fahre die einzelnen Vereine zusammen mit Bungardt ab. "Wir kontrollieren Papiere und TÜV-Nummern", sagt Vagts. Auch hier gilt: "Wer sich nicht daran hält, wird rigoros vom Zug ausgeschlossen."

Die Kosten für den Karnevals-TÜV schätzen die hiesigen Vereine als nicht zu hoch ein. Auf drei Jahre gesehen sei das völlig in Ordnung, sagt Fußangel: "Das sind umgerechnet für jeden etwa zwei Euro, also ein Bierchen weniger." Der TÜV empfiehlt gemeinsame Termine, um Geld zu sparen. Wenn sich mehrere Vereine zusammenschließen, reduzieren sich die Gebühren.

(RP)
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