Viersen Trotz vieler Rückschläge: AWA hilft Kindern

Viersen · 500 Kinder werden durch die Viersener AWA unterstützt. Doch trotz der Hilfe leben die meisten Westafrikaner weiter in bitterer Armut.

Fünf Mal ist Katja Poxleitner-Beckers schon nach Togo und Benin gereist. Die zweite Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika (AWA) möchte den westafrikanischen Menschen helfen. Gemeinsam mit der Vorsitzenden der AWA, Marina Hammes, und Willi Bökers besucht sie jedes der 504 Patenkinder, die der Verein vermittelt hat. Sie fahren zur Nähschule, einer Schreinerei, einer Krankenstation, Schulen. Doch noch immer leben die Menschen dort in bitterer Armut. Poxleitner-Beckers sah es an den Hungerbäuchen der Kinder, an Straßen, die eher Dreckpfaden glichen, Häusern ohne Strom, fließendes Wasser, Kanalisation. "Im Land passiert nichts", sagt Poxleitner-Beckers über Togo. "Es wird immer schlechter."

Erst vor wenigen Tagen ist dort ein zwölf Jahre alter Schüler erschossen worden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP gehörte er zu den Kindern, die den Protest ihrer Lehrer unterstützen: Sie streiken derzeit für ein besseres Gehalt. Die Kinder gehen auf die Straße, damit der Staat den Forderungen nachgibt und ihre Schulen bald wieder öffnen.

Bildung ist noch immer ein rares Gut in dem Land. Um das — zumindest punktuell — zu ändern, vermittelt die AWA Patenschaften. 504 Kinder werden von Menschen in Deutschland mit 18 Euro im Monat während ihrer Ausbildung unterstützt. Einmal im Jahr bekommen sie Besuch vom Vorstand der AWA.

Jedes einzelne Kind treffen Poxleitner-Beckers und Hammes dann, geben ihm die Pakete von den Paten und fragen nach dem Erfolg in Schule, Studium und Ausbildung. Manchmal schauen sie sich auch die Zeugnisse an. Schließlich wird ein Foto gemacht von den Kindern. Poxleitner-Beckers und Hammes sagen, dass es ihnen lieber wäre, wenn die Kinder so kommen, wie sie immer aussehen. Doch das wollen die Menschen nicht. Und so schlüpft in einigen Dörfern ein Kind nach dem anderen in das schönste Kleid, dass es im Dorf gibt, damit es gut aussieht für den Besuch aus Deutschland.

Poxleitner-Beckers ist Krankenschwester und prüft, ob die Kinder gesund sind. "Manchmal schimpfe ich, wenn sie krank sind, aber nicht beim Arzt waren." Denn auch dafür ist die Ausbildungsbeihilfe gedacht: für Arztbesuche, Impfungen und Nahrung. "Wenn die Kinder nicht so oft krank sind, können sie auch die Schule besuchen", sagt Hammes. Im vergangenen Jahr ist eins der Patenkinder an Malaria gestorben. So traurig es klingt: Ein Kind von 500 ist wenig in Ländern mit einer hohen Kindersterblichkeit.

Derzeit hat sich die AWA vorgenommen, mehr dafür zu tun, dass die Schüler geimpft sind. Sie bekommen im nächsten Jahr einen kleinen Geldbetrag geschenkt, wenn sie einen Arzt aufsuchen, der prüft, ob und welche Impfungen die Kinder brauchen. Außerdem plant die AWA, eine neue Schule für drei Klassen zu bauen. Es gibt bereits ein Schulgebäude, allerdings kann bei Regen nicht unterrichtet werden — die Schule besteht lediglich aus einem Wellblechdach mit Stelzen.

Poxleitner-Beckers und Hammes wünschen sich, dass künftig die Regierung gerade in Togo mehr für die eigene Bevölkerung tut. So lange das nicht geschieht, glauben sie, dass es den Ländern helfen würde, wenn es noch mehr Vereine wie die AWA gäbe. FRAGE DES TAGES

(RP)
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