Viersen Tote Taube als Spielball?

Viersen · Zu unschönen Szenen kam es am Samstagmittag kurz nach 14 Uhr an der Ecke Hauptstraße/Peterstraße in Viersen. Dort ansässige Hauseigentümer hatten eine "Vergrämungsmaßnahme" durchführen lassen, bei der tote Tauben Bürger aufschreckten, die dann wiederum den Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) alarmierten. Die herbeigerufene Viersener Vorsitzende, Almut Grytzmann-Meister, stellte fest, dass ein Netz so angebracht war, dass dahinter befindliche Tauben keine Chance hatten, das Gebäude zu verlassen.

Daraufhin alarmierte Grytzmann-Meister die Feuerwehr, die um 13.59 Uhr ausrückte. Die Kreisleitstelle wiederum benachrichtigte das Veterinäramt des Kreises Viersen, worauf der diensthabende Tierarzt Dr. Andreas Holz ebenfalls vor Ort erschien. Gemeinsam mit einem Feuerwehrmann fuhren Grytzmann-Meister und Holz im Drehkorb nach oben, um die Sachlage genau zu prüfen. "Es lagen mehrere tote Tauben dort, eine lebte allerdings noch", berichtet die Viersenerin. Diese wollte sie retten, aber Holz kam ihr zuvor und damit nahm das Schicksal seinen Lauf.

Durch eine Ärztin eingeschläfert

Sowohl Grytzmann-Meister als auch die Passanten, die sich mittlerweile vor der Drehleiter eingefunden hatten, stießen sich an der Art und Weise, wie Holz mit dem lebenden Tier umging. "Er hielt sie grob fest, behandelte sie wie einen Ball und kam meinen mehrmaligen Bitten, mir das Tier zu geben, da sich auch eine Taubenexpertin bei uns befand, nicht nach, sondern warf es einfach auf den Boden seines Beifahrersitzes ins Auto", beschreibt Grytzmann-Meister die Situation. Erboste Passanten, die den Tierschutz verletzt sahen, filmten diese unschönen Szenen, bevor Holz mit dem Tier zu einer St. Töniser Tierarztpraxis fuhr. Holz selber war auf Nachfragen der Rheinischen Post nicht zu sprechen. "Es handelt sich um einen artgerechten Umgang und Transport des Tieres hinsichtlich seiner Lage", gab Kreis-Pressesprecher Axel Küppers Auskunft. Zudem betonte er, dass Holz selber die Feuerwehr gerufen habe und nicht Grytzmann-Meister. Laut Auskunft der Kreisleitstelle Viersen ging der Anruf aber vom BUND aus.

In der Tierarztpraxis wurde die Taube letztendlich durch eine Assistenzärztin eingeschläfert. Das Tier liegt jetzt dem Kreisveterinäramt zur Obduktion vor. Von Seiten der Passanten wurde Beschwerde beim Veterinäramt über die Vorgehensweise von Holz eingereicht. Grytzmann-Meister geht noch einen Schritt weiter. Sie erstattet Strafanzeige gegen das Veterinäramt und reicht eine Fachdienstaufsichtsbeschwerde bei der Bezirksregierung ein. Der Kreis selber überprüft, ob die beauftragte Firma bei der Netzspannung sachgemäß gehandelt hat. FRAGE DES TAGES

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort