Brüggen Bienen und Faltern mit Stauden helfen
Brüggen · Torsten Matschiess aus Brüggen plädiert für Pflanzenvielfalt im Garten. Der Gartenplaner und Autor gibt Tipps für die Auswahl von Stauden. Die Pflanzen sollen Insekten als Unterschlupf und Nahrungsquelle dienen
In dem prächtigen Garten von Torsten Matschiess wimmelt es nur so von Faltern, Bienen und Käfern in Stauden und Gehölzen. Überall flattert, summt und brummt es. „Es ist natürlich schön, wenn der Garten voller Leben ist“, sagt der Gartenplaner und Autor aus Brüggen, „das ist ein gutes Zeichen“. Der 49-Jährige hat viel Zeit und Liebe investiert in sein Paradies voller Stauden in allen Variationen, Farben und Düften.
Kein Fleckchen nackte Erde findet man beim Gang durch seinen Garten. Überall wächst und sprießt, gedeiht und blüht es. „Es gibt ja Gottseidank einen Gegentrend zu diesen aufgeräumten oder mit grässlichem Schotter erstickten Gärten“, erklärt Matschiess und will damit sagen: Er sei nicht der einzige, der Gewächsen Platz, Raum und Zeit lässt. Aber ein Vorreiter dieses Trends ist er schon, den er als „Avantgardening“ propagiert, so auch der Titel seines letzten Buches. Er plaudert aus dem Nähkästchen: „Es gibt da eine richtige Szenen von Gärtnern und Garten-Planern mit verschiedenen Schwerpunkten, bei den Stauden ist natürlich Hermann Gröne aus Nettetal zu nennen oder Diana van Diemen aus Willich.“
Stauden also, Inbegriff für Blühendes im Garten, lagen von jeher und liegen wieder im Trend. Dabei sind Stauden keine botanische Gattung, eher ein Sammelbegriff für alles außer Gehölzen, was blüht. „Im Grunde sind Kräuter und Blumen allesamt Stauden, aber bitte, man sollte die Grenze nicht so eng ziehen. Manche so genannten Stauden wie Thymian oder Dost neigen zum Verholzen“, erklärt der Experte.
Und was soll man säen, pflanzen und wachsen lassen, wenn man einen üppigen Staudengarten möchte? „Alles, was man möchte. Schnittlauch blüht schön und auch die Brennnessel“, sagt Matschiess und grinst, als wolle er provozieren. Will er aber nicht: „Ich möchte damit sagen: Wir müssen uns frei machen von überkommenen Konventionen. Vieles ist möglich, aber man braucht einen Plan und Geduld.“ Wer von heute auf morgen einen fertigen Garten haben will, für den blieben nur Rollrasen oder Schotter: „Man muss schon überlegen: Wie soll mein Garten in ein paar Jahren aussehen? Was gibt der Boden her? Wo sind Licht und Schatten? Welche Pflanzen harmonieren miteinander, wo lohnen sich Kontraste?“, sagt Matschiess.
Er empfiehlt, sich Rat zu holen: „Gute Gärtnereien helfen gern mit Tipps.“ Unter den Pflanzen gebe es „dominante Strategen“, die sich gern wichtigmachen und in den Vordergrund drängen, aber auch „Generalisten“, die kaum Probleme machen. „Leider sind uns manche Pflanzen unbekannt geworden, weil wir keinen Nutzen mehr in ihnen sehen, Giersch zum Beispiel, der sich wunderschön macht im Garten und allerlei Verwendung in der Küche findet“, sagt Matschiess.
Dabei weiß der Experte durchaus, dass sich viele schwer damit tun, fälschlicherweise als Unkräuter bezeichnete Gewächse zu tolerieren: „Bei der Gartengestaltung ist vieles Geschmackssache. Ich habe Respekt vor jedem, der sich Mühe gibt – ob er naturnah gestaltet oder seinen englischen Garten pflegt.“
Im eigenen Garten hat Matschiess seine Favoriten: „Johanniswolke zum Beispiel, die darf für mich nicht fehlen.“ Das Knöterichgewächs blüht lange und intensiv. Die gelben Blüten des Brandkrauts sorgen für auffallende Farbtupfer, weiß leuchten die Blütendolden der Riesen-Wiesenraute. Dazu gefallen Wiesenknöpfe und Süßholz-Arten. Klassiker wie Storchschnabel oder Frauenmantel machten sich zudem in fast jedem Garten gut.
Die Vielfalt lockt Insekten an. Zwar könnten Staudengärten den von Naturschützern beklagten Rückgang der Insekten nicht stoppen, den „Chemie und Monokulturen in der Agrarwirtschaft oder fehlende Blumenwiesen auf kommunalen und privaten Flächen verursachen“, wie Matschies erklärt. Aber zumindest böten abwechslungsreiche gestaltete Gärten Tieren ein Refugium: „Das ist ja auch schon was.“