Interview Tommy Engel „Kölsch ist immer noch meine Sprache“

Schwalmtal · Höhner, Brings, Kasalla — die Crème de la Crème der Kölschen Musiker ist im „Kölsche Songbook“ von Tommy Engel enthalten.

Tommy Engel auf der Bühne der Hückelhovener Aula - im Hintergrund zwei seiner insg. sechs Bandmitglieder: Pit Hupperten (l., Chorgesang, ein Solostück, Akkustik-Gitarre) und Schlagzeuger Alex Vesper.

Tommy Engel auf der Bühne der Hückelhovener Aula - im Hintergrund zwei seiner insg. sechs Bandmitglieder: Pit Hupperten (l., Chorgesang, ein Solostück, Akkustik-Gitarre) und Schlagzeuger Alex Vesper.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Für sein „Kölsche Songbook“ hat der Künstler Tommy Engel berühmte Kölner Lieder in neuem musikalischen Gewand aufgenommen. Weil die Nachfrage so groß war, tourt er nun sogar mit „Dat Kölsche Songbook Vol. 2“ durch die Region und ist am Samstag, 23. März, zu Gast in der Achim-Besgen-Halle in Waldniel.

Herr Engel, Sie haben nicht mit kölschen, sondern englischen Liedern begonnen. Wie kam es zu dem Sprung zur kölschen Band?

Tommy Engel Schon in den 60er und frühen 70er Jahren spielten wir mit der damaligen Band „Stowaways“ auf Bällen und Karnevalsveranstaltungen – wir spielten Walzer, Karnevalsmedleys, waren lebende Musikboxen. Ansonsten spielten wir englische Pop-Songs. Irgendwann haben wir uns gesagt: Wir versuchen es einfach mal mit „kölsch“. Wir hatten zwei Songs, die uns geschenkt wurden – den „Rievkochewalzer“ und „Die Silwer Huhzick“, die als Single veröffentlicht werden sollten. Wir haben ausprobiert „Wer kann das singen?“ – Ich war ja eigentlich Schlagzeuger der Band – und plötzlich hieß es: „Der Engel – Engel singt“.

Viele Menschen denken bei Kölsch immer an Karneval. Bei Ihnen ist das ganze Jahr über Kölsch angesagt. Wie erklären Sie sich den ungebrochenen Run auf das Kölsch?

Engel Die „jungen Bands“ haben nachgezogen, da hat sich die Musik stark verändert. Das Ganze begann eigentlich, als Brings auf der Karnevalsbühne erschien. Seitdem sind viele junge Bands entstanden, die nun auch kölsch singen – obwohl sie die Sprache eigentlich nicht sprechen. Da hat sich – losgelöst vom Einfluss des Festkomitees – etwas entwickelt, was mir gefällt. Die Jugend hat das selbst in die Hand genommen, die feiern so, wie sie das am liebsten möchten.

Nochmal zur Mundart: Sprechen Sie auch im Alltag kölsch?

Engel Wenn ich bei mir aus der Türe gehe, bin ich ja im kölschesten aller Veedel. Da treffe ich Menschen, die hier aufgewachsen sind. Wenn ich mit denen hochdeutsch spreche, würden die sich an den Kopf fassen … Klar, rede ich im Alltag auch hochdeutsch. Aber hier im Veedel wird kölsch gesprochen, und das nicht zu knapp ... Kölsch ist immer noch meine Sprache.

Wie alt sind Ihre Zuhörer?

Engel Das sind schon viele Menschen, die mit uns – auch mit den Bläck Fööss – groß geworden sind und die immer noch gerne diese Musik und die Songs hören. Wir haben aber auch viele junge Leute im Publikum – insgesamt ist das schon sehr gemischt.

Erzählen Sie etwas über das Kölsche Songbook: wie es dazu kam, was es enthält, was die Menschen daran reizt.

Engel Mein Freund und Partner Jürgen Fritz kam mit der Idee, ein kölsches Songbook zu gestalten – in der Art, dass man ausgesuchte kölsche Lieder musikalisch in einem neuen Kleid präsentiert, sie neu formt – und dass ich die dann singe. Wir haben dann Menschen gefragt, welche kölschen Lieder sie gerne von Tommy Engel gesungen hören möchten. Dabei ist eine interessante Liste entstanden, alte und neue Songs, und so ist das Songbook entstanden. Nach jedem Song, den ich dann gesungen hatte, gefiel mir das immer besser.

Sie stehen ja nicht nur auf der Bühne, sondern waren auch als Schauspieler tätig. Wie kam es dazu?

Engel Irgendjemand hat über mich mal gesagt: Er ist ein Kind des WDR. Durch meine Tante, Uli Engel-Hark, die im Millowitsch Ensemble spielte, kam ich als kleiner Knirps zum WDR, habe dort Hörspiele gesprochen, in Filmen mitgespielt, mit Hildegard Krekel Sketche im Sendesaal zu Karneval aufgeführt. Aber ich habe das nie so richtig ernst genommen, die Musik war mir wichtiger. Als ich bei den Bläck Föös ausschied, kam die Anfrage, ob ich in der Serie „Die Anrheiner“ mitspielen möchte. Ich hab‘ dann zugesagt und hatte zehn Jahre lang viel Spaß, habe mit gestandenen Schauspielern zusammengearbeitet, das hat mir persönlich auch viel gebracht. Und: Es war auch ein guter Erwerb, weil der Mensch lebt ja nicht von Luft und Liebe allein ...

Außerdem sind Sie noch Mitglied des Bürgerkomitees alternative Ehrenbürgerschaft, das die alternative Ehrenbürgerschaft für Köln vergibt. Was hat es damit auf sich?

Engel Damals hat man mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte – und dann war ich in dem Komitee mit Jürgen Becker, Wilfried Schmickler und Martin Stankowski, der das ja federführend macht. Da werden meistens Menschen geehrt, die von der Stadt Köln keine Ehrenbürgerschaft erhalten würden – eben die alternativen Ehrenbürger. Und die haben es auch verdient.

Dann wäre da noch Ihr Engagement in der Kampagne „Arsch Huh“ ...

Engel Wir waren ja alle wie gelähmt damals, als wir gesehen haben, wie in Hoyerswerda und später in Solingen die Häuser brannten, wie da mit den Menschen umgegangen wurde. Da wurde die AG „Arsch Huh“ gegründet, weil klar war, wir müssen etwas tun, wir können da nicht einfach zusehen. Vielleicht haben wir es geschafft, in dieser Stadt eine Art „Polizei“ zu sein, in dem Sinne, dass wir den Leuten ins Gewissen reden können. Heute sind viele junge Leute und Bands bei „Arsch huh“, die die Idee unterstützen und weitertragen. Und das ist gut so.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort