Tierrettung in Viersen Neuer Tier-Notruf für Viersen

Dülken · In Viersen ist Tier-Notruf.de aus Friesland mit der Großtierrettung an den Start gegangen. Der Dülkener Dennis Heidelberg ist der erste, der im Kreis Viersen und in der Umgebung für die Organisation tätig ist.

 Dennis Heidelberg und Jörg Schlüter von Tier-Notruf.de vor dem Rettungsfahrzeug, das jeweils möglichst mit zwei Helfern besetzt sein soll.

Dennis Heidelberg und Jörg Schlüter von Tier-Notruf.de vor dem Rettungsfahrzeug, das jeweils möglichst mit zwei Helfern besetzt sein soll.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

In Sachen Großtierrettung kennt sich Dennis Heidelberg bestens aus. Der Dülkener ist so manchem Besitzer von Pferden und Kühen gut bekannt. Seit mehreren Jahren bringt sich der 26-Jährige ehrenamtlich bei Ereignissen wie festgelegtes Pferd oder Kuh in der Güllegrube mit seinem Fachwissen und seinem Equipment ein.

Angefangen hat alles, als sich eines der eigenen Pferde im Offenstall festgelegt hatte. „Es war unser Hengst und ich habe alles versucht, um ihn rauszuholen. Es hat geklappt. Damals habe ich mir gedacht, was ist, wenn so etwas Leuten mit weniger Tiererfahrung passiert?“, erinnert sich Heidelberg. In der Pferdeszene sprach sich schnell herum, dass der Dülkener helfen kann. Sein Beruf als Landwirt in einem Milchviehbetrieb tat das übrige hinzu. Heidelberg und sein in Eigenregie umgebauter Pferdeanhänger mit Seilwinde sind am ganzen Niederrhein anzutreffen.

Zwei bis drei Einsätze die Woche bilden den Durchschnitt. „Ich habe Glück, dass ich einen Chef habe, der hinter mir steht. Aber irgendwann ist es nichtsdestotrotz einfach zu viel für mich geworden. Mir entstanden auch Kosten und ich dachte mir, so geht das nicht weiter“, sagt Heidelberg. Durch Zufall kam es zum Kontakt mit Tier-Notruf.de aus Friesland. Hinter dem steht Jörg Schlüter. Der 51-Jährige gründete Tier-Notruf.de vor fünf Jahren in seiner Heimat Wangerland in Friesland. An erster Stelle steht die medizinische Notfallversorgung verletzter und erkrankter Haustiere sowie deren fachgerechter Transport zu einem Tierarzt oder einer Tierklinik. Dazu kommt die Unterstützung von Behörden und Organisationen, die mit Tieren zu tun haben.

 Der Dülkener Dennis Heidelberg ist der erste Mitarbeiter von Tier-Notruf.de im Kreis Viersen.

Der Dülkener Dennis Heidelberg ist der erste Mitarbeiter von Tier-Notruf.de im Kreis Viersen.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Die Palette reicht von Fundtiertransporten bis hin zu Großschadensereignissen, bei denen Tiere involviert sind. „Wir haben auch schon den Hund sichergestellt, der den Notarzt nicht an seinen bewusstlosen Besitzer heranließ“, erzählt Schlüter aus der Praxis. Er und seine Mitarbeiter sind mit entsprechend tiergerecht eingerichteten  Rettungswagen unterwegs und haben alle eine Zusatz-Ausbildung als Tierunfall- oder Tiernotfallsanitäter. Schließlich kann es unter anderem vorkommen, dass ein Hund beatmet werden muss. Zudem ist die Tiersicherung zum eigenen Schutz wichtig. Einen Tierarzt ersetzt der Dienst aber nicht.

Seit 2018 gibt es bereits eine Zweigstelle von Tier-Notruf.de in Hattingen im Ruhgebiet, wo Tier-Notruf.de unter anderem vertraglich für das Tierheim im Einsatz ist. Das Ziel von Schlüter ist es, das Angebot immer weiter auszudehnen und flächenübergreifend anzubieten. So laufen derzeit auch die Vorbereitungen für Tier-Notruf.de im Emsland und am 1. Juli geht Hamburg an den Start. Damit ist die Organisation die einzige mit mehreren Standorten in Deutschland. „Dennis und ich haben uns im Dezember vergangenen Jahres kennengelernt. Die Chemie stimmte und der Plan, das Angebot im Kreis Viersen auf die Beine zu stellen, entstand“, berichtet Schlüter. Es ist nun ganz frisch mit der Großtierrettung an den Start gegangen und zwar für den Kreis Viersen sowie Krefeld, Mönchengladbach und Neuss.

Wenn Heidelberg jetzt gerufen wird, ist er offiziell für Tier-Notruf.de im Einsatz. Neben dem Pferdehänger mit der Seilwinde, der das Logo der Organisation trägt, ist dem Dülkener weitere Ausrüstung zur Verfügung gestellt worden, darunter auch Sicherheitskleidung. „Alle unser Mitstreiter sind versichert und bei der Berufsgenossenschaft angemeldet. Die Einsätze müssen auch bezahlt werden, denn dadurch decken wir unsere laufenden Kosten. Die Mitarbeiter sind alle ehrenamtlich im Einsatz. Wir wollen an dem Angebot nicht verdienen, sondern sind froh, wenn wir beim Jahresabschluss mit einer schwarzen Null dastehen“, erklärt Schlüter, der hauptberuflich als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Wohnungseigentumsverwaltungen im Einsatz ist und unter anderem Gutachten für Gerichte erstellt.

Um im Kreis Viersen das komplette Angebot von Tier-Notruf.de anbieten zu können, sucht der Friesländer weitere Mitstreiter vor Ort. Es müssen mindestens zehn Helfer sein, die im Wechsel ab Abruf tätig sind und dafür sorgen, dass ein Rettungswagen 24 Stunden besetzt ist. Nach Möglichkeit soll ein Wagen mit zwei Personen besetzt werden. Alle werden in der eigenen Akademie ausgebildet und müssen eine theoretische und praktische Prüfung ablegen. Das Angebot ist kostenfrei, wenn man sich für zwei Jahre als Helfer bei Tier-Notruf.de verpflichtet. Ansonsten schlägt es mit 1350 Euro zu Buche. Jeder ab 18 Jahren, der im Besitz des Führerscheines ist und ein Herz für Tiere hat, kann sich einbringen. „Über den Bundesverband arbeiten wir derzeit daran, dass wir bei einem Notfall auch mit Blaulicht fahren dürfen. Aktuell habe wir nur ein gelbes Licht“, sagt Schlüter. In Österreich hingegen darf die Tierrettung mit Blaulicht arbeiten. Und wie bei den Kollegen, die den RTW für Menschen fahren, spielt die Zeit eine entscheidende Rolle.

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