Tiefensammler-Baustelle in Viersen Händler an der Großen Bruchstraße in Sorge

Viersen · Die Großbaustelle wirkt sich auf den Alltag an der Großen Bruchstraße aus. Was den Händlern vor Ort Sorgen bereitet — und wie die Politik reagiert.

 Iris Einköters-Achten arbeitet im Lichtstudio Einköters. Seit die Baustelle da ist, sei die Große Bruchstraße wie abgeschnitten, sagt sie. 

Iris Einköters-Achten arbeitet im Lichtstudio Einköters. Seit die Baustelle da ist, sei die Große Bruchstraße wie abgeschnitten, sagt sie. 

Foto: Nadine Fischer

Die Corona-Krise setzt vielen Einzelhändlern zu – auch jenen an der Großen Bruchstraße in Viersen. Dass ganz in ihrer Nähe auf Viersens größter Baustelle an der Freiheitsstraße ein Regenrückhaltekanal entsteht, der wie jetzt bekannt wurde voraussichtlich etwa fünf Monate später fertig wird als geplant, sorgt für weitere Probleme: Die Zufahrt von der Freiheitsstraße auf die Große Bruchstraße ist seit Anfang des Jahres gekappt, Laufkundschaft bleibt weg, eine geänderte Parkregelung hat Parkplatznot zur Folge. Die FDP in Viersen hat jetzt einen Antrag an die Bürgermeisterin geschickt. Darin fordert sie „eine schnelle Überprüfung und Verbesserung der durch die Baustelle Tiefensammler bedingten Verkehrssituation“. Außerdem solle der Ordnungsdienst dort wieder den Parkraum kontrollieren.

Stefan Feiter, Fraktionsvorsitzender der FDP, führt aus: „Die Baustelle Tiefensammler schränkt die Verkehrsmöglichkeiten in der Großen Bruchstraße und um sie herum stark ein. Das betrifft nicht nur den Kundenverkehr, sondern auch den Lieferverkehr.“ Zudem besetzten Dauerparker den Parkraum, der durch Bewirtschaftung mit Parkscheinen Kunden zur Verfügung stehen solle. „Da die Parkscheine aber nicht kontrolliert werden, werden die Parkplätze blockiert.“

Bernd Knappmeier hat einen Schlüsseldienst an der Großen Bruchstraße, seit 50 Jahren sei das ein Familienbetrieb, erzählt er. Seit die Baustelle da sei, parkten Autos nicht mehr nur auf einer, sondern auf beiden Straßenseiten, und „die Parksituation wird nicht überwacht“, sagt er. Sein Eindruck: „Die halbe Südstadt parkt hier den ganzen Tag.“ Er wünscht sich, dass das Parken wieder kontrolliert werde, „eventuell mit Parkscheiben“. Ein weiteres Problem: Weil die Straße zugeparkt sei, kämen Kehrfahrzeuge nicht an den Bordstein, Müll bleibe lange liegen.

 Stefan Maxen führt seit rund 30 Jahren das Näh-Zentrum Maxen.

Stefan Maxen führt seit rund 30 Jahren das Näh-Zentrum Maxen.

Foto: Nadine Fischer

Zwar gibt es eine Umleitung, die den Verkehr von der Freiheitsstraße über die Parkstraße zur Großen Bruchstraße führt, die ist dann allerdings bis auf Höhe der Königsallee nur in Richtung der Gladbacher Straße befahrbar. „Wir sehen die Baustelle schon als Problem“, sagt Knappmeier. „Hätte man nicht einen Fahrstreifen offen lassen können? Kann da nicht wenigstens zwischendurch einer geöffnet werden?“ Auch Iris Einköters-Achten vom Lichtstudio Einköters spricht sich dafür aus, dass die Durchfahrt von der Freiheitsstraße zur Großen Bruchstraße zumindest zeitweise einseitig möglich sein sollte. „Wir sind hier wie abgeschnitten“, sagt sie, „man wird nicht gesehen“.

 Monika Jalali leitet die Rosen-Apotheke an der Großen Bruchstraße.

Monika Jalali leitet die Rosen-Apotheke an der Großen Bruchstraße.

Foto: Nadine Fischer

Während das Lichtstudio auch corona-bedingt Umsatzeinbußen hat, kann sich Stefan Maxen vom Näh-Zentrum Maxen freuen: Er habe so viele Kunden wie noch nie, denn „ganz Deutschland näht Masken“. Seit 30 Jahren führt er das Geschäft. „Für mich ist das Dramatischste, dass nach der Baustelle die Umgestaltung der Großen Bruchstraße ansteht und das dann nahtlos übergeht.“ Womöglich werde die Straße bis zu den Bordsteinen aufgerissen oder sei teilweise nicht befahrbar: „Das ist kundentechnisch und anlieferungstechnisch ein großes Problem.“ Wie Knappmeier und Einköters-Achten hofft er, dass die Unternehmer in den Prozess eingebunden werden. Die FDP geht darauf in ihrem Antrag ein und fordert, „dass bei der Planung dieser Baumaßnahme die Belange der Unternehmen in besonderem Maße berücksichtigt werden“. Knappmeier regt an, um Zeit zu sparen, jetzt schon mit der Umgestaltung eines Teils der Straße zu beginnen, parallel zum Tiefensammler-Bau.

Auch Monika Jalali hat seit 30 Jahren ein Unternehmen an der Großen Bruchstraße: die Rosen-Apotheke. Auch sie hat beobachtet, dass es an der Straße mittlerweile verstärkt Dauerparker gibt. Aber dass Kunden mal keinen Parkplatz finden, sei früher auch schon vorgekommen, erzählt sie. Tiefensammler, Corona: Das wirkt sich auf den Umsatz aus, sei jedoch nicht existenzbedrohend – „aber ich weiß, dass es bei anderen deutlich schlechter ist“. Dass der Tiefensammler-Bau nun voraussichtlich erst Ende 2022 fertig ist, schockt sie nicht: „Wer hier in den kommenden zwei Jahren durchhält, der hält auch länger durch.“

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