Welche Bedeutung die Arbeit der ehrenamtlichen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geschichte für Alle hat, wird im Vorwort der Publikationen deutlich. Es geht um weit mehr, als die zum größten Teil noch mit Federkiel und Tinte in Deutscher Schreibschrift verfassten Aufzeichnungen zu übertragen und damit einem interessierten Kreis zugänglich zu machen. Denn die Schulrektoren haben die Pflicht, Schulchroniken zu schreiben, keineswegs nur als lästig empfunden.

Statt sich auf die Entwicklung der Schule und des Schulbetriebs zu konzentrieren, nutzten sie die Chroniken, große zeitgenössische Entwicklungen aus lokaler Sicht zu kommentieren. Da Direktoren und Lehrer bewusstseinsbildend auf die Schülerinnen und Schüler einwirkten, haben die Chroniken einen hohen Überlieferungswert als Dokument der Mentalitätsgeschichte. Sie zeigen, wie bestimmte Ereignisse aufgenommen, eingeordnet und den jungen Menschen vermittelt wurden. Streichungen und Entnahmen aus der Zeit des Nationalsozialismus beispielsweise zeigen sehr anschaulich, wie sich Sichtweisen innerhalb weniger Jahre verschoben. Was gestern noch als unumstößlich galt, wurde kurz darauf ganz anders bewertet. Aufgrund dieser Inhalte sind die Schulchroniken weit mehr als eine Überlieferung, die nur ehemalige Schüler und Lehrer der jeweiligen Schule betrifft. Vielmehr sind sie ein gesellschaftliches Gemälde, das zwischen den Zeilen viel zu erzählen weiß.

Die Chronik der Südschule Dülken umfasst 318 Seiten und kostet 15 Euro. 170 Seiten sind es bei der Schulchronik Unterrahser, die für acht Euro abgegeben wird. Erhältlich sind beide Chroniken im Stadtarchiv und bei entsprechender Nachfrage auch im örtlichen Buchhandel.