Viersen "Tag der Region" im Albertus-Magnus-Gymnasium

Viersen · Viersen Die in der Region Kempen-Viersen in den katholischen Kirchengemeinden tätigen Ehrenamtler waren teilweise mit großen Erwartungen zum Vortrag von Professor Dr. Patrik C. Höring (47) aus St. Augustin/Köln gekommen, um beim "Tag der Region" im Dülkener Albertus-Magnus-Gymnasium mehr über das Thema "Auf neue Art Kirche sein - Gemeinde wagen" zu erfahren. Doch am Ende seines Vortrages musste Höring Kritik einstecken, einige Zuhörer waren frustriert, denn grundlegend Neues hatten sie nicht gehört, einige Beispiele in dem rund 70-minütigen Vortrag fanden wenig Zustimmung.

So meinte Wolfgang Thürlings (Brüggen) im Rahmen einer sehr lebendigen Diskussion nach dem Vortrag: " Da war nichts Neues in ihrem Vortrag, mit dem ich zudem nicht zurechtgekommen bin." Und weiter Thürlings: "Wir bemühen uns schon seit geraumer Zeit, Neues in der Arbeit vor Ort einzubringen." Auch Superintendent Kamphausen von der Evangelischen Kirche, der als Gast gekommen war, stellte fest, dass die "kirchliche Mission schon früh von Stadt zu Stadt ging" und dass in jeder Ausschreibung für eine Pfarrerstelle in der evangelischen Kirche darauf verwiesen werde, neue Wege zu gehen. Dorothee Borsbach, die schon viele Jahre in der kirchlichen ehrenamtlichen Arbeit vor Ort ( Grefrath) engagiert ist, stellte fest, dass man mit dem Glauben "nicht hausieren gehen sollte". Sie stellte die Frage in den Raum: "Mit wem kann ich über meinen Glauben sprechen?" Und gab sogleich teilweise selbst die Antwort: "Ja, mit denen, die heute hier sind."

Regionaldekan Johannes Quadflieg sah schon die Notwendigkeit "neue Wege" zu gehen, auf Grund von vermehrten Kirchenaustritten und sinkenden Zahlen bei den Gottesdienstbesuchen. Er war jedoch nicht überrascht vom Vortrag - den er aus Aachen schon kannte. Kritisch setzte sich mit dem Vortrag des Religionslehrers Sebastian Trienekens auseinander, Altfrid Spinrath (Katholikenratvorsitzender) sprach von "viel Theorie" im Vortrag von Höring.

Höring sah die Gemeinden unter einem "Dach mit vielen Formen" und verwies auf die Familien, Altenheime, Verbände, oder Initiativen. Er riet dazu, die Situation der Menschen vor Ort zu sehen. Gleichzeitig stellte er fest, dass die Vertrauensentwicklung vor Ort unterschiedlich verläuft und neue Sozialformen entstehen. Neue Formen sollten ausprobiert und neue Wege beschritten werden. Doch wie konkret diese aussehen sollen, vermittelte der Professor nicht. Höring unterstrich die Verantwortung und Mitverantwortung, riet zu kleinen christlichen Gemeinschaften. Derweil fehlten immer wieder Lösungsansätze.

Mit Papst Franziskus habe sich die Kirche verändert, was überaus positiv zu bewerten sei, wie einige Teilnehmer anmerkten. Doch vom Papst zu erwarten, dass eine grundlegende Veränderung, oder gar mehr Demokratie in der Katholischen Kirche Einzug hält, sei wohl kaum anzunehmen. Höring empfahl eine Relativierung von Amt und Hierarchie zu Gunsten der Gemeinschaft der Gemeinden. Kirche soll bei den Menschen sein.

Am Nachmittag wurde der Tag der Region lockerer und vielleicht auch etwas vielfältiger durch zahlreich angebotene Workshops. Da gab es den Aufbruch in eine Kulturkirchenarbeit. Über neue Formate in Gottesdiensten wurde gesprochen, die sozialen Medien wurden thematisiert. Immer wichtiger wird in der Zukunft wohl der interreligiöse Dialog sein. Nicht nur wegen der stetig steigenden Flüchtlingszahlen, sondern auch wegen der weltweiten Entwicklung anderer Religionen. Mit einer gemeinsamen Eucharistiefeier endete der Tag.

(mab)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort