Viersen Surft ganz Viersen auf der Datenautobahn?

Viersen · Telekom und Verwaltung haben ehrgeizige Pläne. Doch: Wer profitiert vom geplanten Internetausbau in der Kreisstadt? In der Politik gibt es Zweifel, dass ländlichere Gebiete einen Vorteil haben werden.

Zustimmend hat die CDU Viersen die Initiative seitens der Deutschen Telekom zur Kenntnis genommen, die Daten-Bandbreite der Internetzugänge in der Kreisstadt Viersen zukünftig mittels moderner Vectoring-Technik auszubauen. "Es bleibt allerdings abzuwarten, ob im Rahmen dessen vor allem die schon ohnehin gut angebundenen Haushalte von dieser Technologie profitieren oder auch Rücksicht auf die zurzeit schlecht angebundenen Haushalte, die sogenannten ,weißen Flecken' genommen wird", gibt CDU-Ratsherr Stephan Seidel zu bedenken.

Hintergrund der Diskussion ist eine Ankündigung von Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen. Der Ratsvorsitzende hat für die Kreisstadt schnelleres Internet mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde angekündigt. Gemeinsam mit der Verwaltung will die Deutsche Telekom im Vorwahlbereich 02162 die neue Vectoring-Technik ausbauen, bei der Daten mittels Glasfaser übertragen werden. "Wir werden damit in neue Dimensionen eintreten", so Thönnessen. Für den Ausbau des neuen Netzes müssen 69 Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 141 Verteilerschränke aufgebaut oder vorhandene gegen neue ausgetauscht werden. "Bei Downloads wird damit die Geschwindigkeit auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde erhöht, bei Uploads auf bis zu 40 Megabit pro Sekunde", sagt Daniel Breuer, Breitbandbeauftragter der Deutschen Telekom. Für Viersen als Wirtschaftsstandort sei das schnellere Internet ein entscheidender Faktor zur Förderung der lokalen Gewerbetreibenden. Thönnessen vergleicht den Ausbau des Datennetzes mit dem Ausbau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert: "Die Städte, die gut angebunden waren, haben sich auch wirtschaftlich gut entwickelt." Durch die Vectoring-Technik werde Viersen nun quasi zum ICE-Standort.

Doch auch für Privathaushalte hat die schnelle Datenübertragung laut Breuer Vorteile. Streaming-Dienste wie Spotify, Netflix oder iTunes würden damit wesentlich besser zu nutzen sein. Im August soll mit dem Ausbau des Netzes begonnen werden, ab Ende Mai 2016 sollen schließlich rund 35 000 Haushalte in Viersen, Dülken und Süchteln davon profitieren. Doch diese werden nicht automatisch an die schnellen Leitungen angeschlossen. Wer darauf zugreifen möchte, muss auf seinen jeweiligen Anbieter ansprechen und seinen Vertrag dementsprechend anpassen.

Zwar soll das schnelle Internet theoretisch im gesamten Vorwahlbereich verfügbar sein, in der Praxis ist dies jedoch nicht vollständig zu gewährleisten. "In ländlichen Randgebieten, vor allem aber bei einzelnen entlegenen Bauernhöfen kann die maximale Geschwindigkeit nicht immer erreicht werden", erklärt Breuer. Zwar werden die Verbindungen zwar auch dort schneller, das Maximum von 100 Megabit pro Sekunde kann jedoch nicht erzielt werden, da die dafür notwendigen Verteilerschränke zu weit entfernt sind.

Bedenken, die auch CDU-Ratsherr Stephan Seidel anspricht: Da Viersen keine Großstadt sei, sondern sich aus einer Vielzahl ländlicher Ortsteile und Sektionen zusammensetze, sei es umso wichtiger, dass genau diese Bereiche endlich mit einer schnellen Internetanbindung ausgestattet würden. Haushalte, die möglicherweise etwas weiter vom Hauptabschluss entfernt liegen, benötigen auch bei moderner Vectoring-Technik Glasfaseranbindungen, die hier jedoch meist nicht vorhanden sind. Seidel: "Statt dessen stehen oft nur Kupferleitungs-Anbindungen mit begrenzten Kapazitäten zur Verfügung." Fehlende Bandbreiten könnten somit auch weiterhin nicht geliefert werden, "und dabei müsste genau hier angesetzt werden."

(RP)
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