Viersen Südstadt-Bürger fordern Josefsring

Viersen · Im Streit um den geplanten Abriss der Pongs-Villa beziehen Bürger der Südstadt Position: Der Abriss sei nötig, um den Josefsring zu bauen – nur mit diesem Ring werde die Südstadt endlich wieder lebenswert.

 Viele Bewohner der Südstadt kämpfen seit Jahren für den Josefsring. Ihr Argument: Derzeit trenne die vielbefahrene Große Bruchstraße den Gereonsplatz von den Geschäften der Hauptstraße – dies ändere nur der Ring.

Viele Bewohner der Südstadt kämpfen seit Jahren für den Josefsring. Ihr Argument: Derzeit trenne die vielbefahrene Große Bruchstraße den Gereonsplatz von den Geschäften der Hauptstraße – dies ändere nur der Ring.

Foto: Busch

Im Streit um den geplanten Abriss der Pongs-Villa beziehen Bürger der Südstadt Position: Der Abriss sei nötig, um den Josefsring zu bauen — nur mit diesem Ring werde die Südstadt endlich wieder lebenswert.

"Das ist eine super Wohnung, aber die Lage gefällt uns nicht" — diese Worte hat Hans-Joachim Hahn in den vergangenen Jahren häufig gehört. Er vermietet Wohnungen an der Gladbacher Straße. Zehntausende Euro hat er investiert, trotzdem findet er nicht für alle Wohnungen Mieter.

"Wir brauchen in der Südstadt eine bessere Wohnqualität", sagt er. Der Verkehr verstopfe den Stadtteil. Tausende Autos, Busse und Lkw fahren Tag für Tag über die Gladbacher Straße, Große Bruchstraße und Nebenstraßen. Dies ändere sich erst, meint Hahn, wenn der innerstädtische Erschließungsring fertig sei. Dazu fehlen etwa 500 Meter Straße zwischen Hohlweg und Freiheitsstraße — der so genannte Josefsring.

Nach jahrzehntelangen Diskussionen sieht es so aus, als könnte der Josefsring tatsächlich gebaut werden. Das Land hat dafür 1,8 Millionen Euro bewilligt. Die Stadt hat vor etwa zwei Wochen begonnen, an der Pongs-Villa Bäume zu fällen. Die Villa muss abgerissen werden, damit der Ring den geplanten Verlauf nehmen kann.

Gegen den Bau des letzten Stücks des Erschließungsrings sprechen sich nun einige Bürger aus. Die "Alternative in Petto" (AIP) gehört dazu. Sie besteht aus einem Zusammenschluss von Bürgern aus dem gesamten Stadtgebiet, die sich im Internet äußern, und fordert einen "Josefsring light".

Dabei sollen Verkehrssparten wie Busse, Fußgänger und der Radverkehr gefördert werden. Statt einer großen Straße wünscht sich die AIP neue Wohnungen an St. Josef. Ein anderer Bürger, Horst Meister, hatte eine Petition gegen den Abriss der Pongs-Villa gestellt: In der vergangenen Woche erklärte er, die Baumfällungen verstießen gegen den Willen des Petitionsausschusses.

Mehrere Anwohner der Südstadt haben gestern im Stadtteilbüro erklärt, wie wichtig der Josefsring ihnen ist. "Das Wohlbefinden der Menschen, die hier leben, ist wichtiger als ein Gebäude", sagt auch Rainer Schulze in Bezug auf die Pongs-Villa. Jahrzehntelang habe sich niemand um das leerstehende Gebäude gekümmert. Nun zu protestieren halten er und andere für grotesk.

Ohne den Erschließungsring werde es in der Südstadt nur weiter bergab gehen, befürchten viele. Hildegard Schulze ist in der Südstadt aufgewachsen. Sie erinnert sich, dass ihr Stadtteil einst sehr angesehen war.

Dann seien in der Nordstadt ein Ärztezentrum und das Löhcenter entstanden, der Busbahnhof wurde verlegt. Gleichzeitig nahm der Verkehr auf der Große Bruchstraße und Gladbacher Straße zu. Heute zählen beide zu den am meisten befahrenen Straßen in Viersen. Die Südstadt habe das immer weiter abgewertet, Geschäfte zogen an die Hauptstraße um. Bernd Casaretto hat ein Friseurgeschäft an der Große Bruchstraße. Er erzählt, dass der Bürgersteig dort inzwischen so schmal sei, dass Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Rollator nicht gut dort entlanggehen könnten.

Hahn, Schulze, Casaretto und andere hoffen, dass die Südstadt aufblüht, wenn der Erschließungsring fertig ist. Dann könne schließlich die Große Bruchstraße wieder leichter überquert werden, der Gereonsplatz wäre an die Hauptstraße angeschlossen. 2015 will die NEW Leitungen in der Große Bruchstraße erneuern. Dann, so hoffen die Bürger, könne die Straße komplett umgebaut werden — so dass sich Fußgänger dort wieder wohlfühlen und die Geschäfte zurückkommen.

(RP/rl)
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