Viersen "Süchteln bitte nicht abhängen"

Viersen · Süchtelns Ortsbürgermeisterin Margret Maier hat Verständnis dafür, dass Alt-Viersen oder Dülken derzeit stärker im Fokus von Politik und Verwaltung stehen als ihr Stadtteil. Sie warnt aber davor, Süchteln zu vergessen. Auch dort gibt's Probleme.

 Süchtelns Ortsbürgermeisterin Margret Maier auf dem Wochenmarkt. Hier trifft sie immer wieder Menschen, kommt mit ihnen ins Gespräch und erfährt Neuigkeiten aus dem Stadtteil.

Süchtelns Ortsbürgermeisterin Margret Maier auf dem Wochenmarkt. Hier trifft sie immer wieder Menschen, kommt mit ihnen ins Gespräch und erfährt Neuigkeiten aus dem Stadtteil.

Foto: BUSCH

Margret Maier ist eine sehr engagierte Frau mit viel Erfahrung für das Machbare. Seit 1995 ist die gebürtige Süchtelnerin zunächst als Ortsvorsteherin und heute als Ortsbürgermeisterin für die Bürger in ihrem Stadtteil aktiv. Die CDU-Politikerin hat in dieser Zeit viel bewegt — meist unbemerkt von der großen Öffentlichkeit im Kleinen. Aber sie bleibt immer am Ball. Margret Maier hat "das Ohr am Volk" — will heißen: Sie weiß, was die Süchtelner wünschen und was nicht.

Frau Maier, wie ist die derzeitige Stimmungslage in Süchteln?

Maier Meinem Empfinden nach im Großen und Ganzen gut. Es gibt keine gravierenden Probleme im Stadtteil.

Aber es tut sich auch nicht allzu viel, vergleicht man die Entwicklung in Süchteln mit der in Alt-Viersen oder Dülken.

Maier Das ist richtig. Süchteln hängt ein wenig hinterher. Und wir laufen Gefahr, abgehängt zu werden. Das befürchten viele Süchtelner, mit denen ich ins Gespräch komme. Manche schauen schon neidisch auf die Viersener Südstadt oder auf Dülken. Da tut sich jede Menge, aber bei uns nur wenig.

Gibt es konkrete Projekte, die Ihrer Meinung nach in Süchteln dringend angepackt werden müssten?

Maier Wünschenswert wäre, dass die Stadtplanung die Umgestaltung des Floriansplatzes mit mehr Engagement betreibt als bisher. Das ist ein sehr wichtiger Bereich für die Weiterentwicklung unserer Innenstadt. Seit Jahren gibt es bekanntlich Pläne, die Feuerwache zur Grefrather Straße zu verlegen und am Floriansplatz unter anderem einen Lebensmittelfachmarkt zu bauen.

Warum drängt nach Ihrer Ansicht die Zeit?

Maier Der Innenstadt — so schön sie ist — drohen Gefahren. Einige Ladenlokale stehen bereits leer. Sollte sich Netto verabschieden, gibt es auf der Hochstraße möglicherweise gar kein Lebensmittelgeschäft mehr. Ein Markt auf dem Floriansplatz könnte vor allem die nördliche Innenstadt beleben. Der Lindenplatz hat sich — städtebaulich gesehen — mit dem neuen Sparkassen-Gebäude gut entwickelt. Hier gibt es eine kleine, aber feine Kneipenszene. Schön wäre, wenn die noch besser würde. In der früheren Königsburg liegt ein großes Potenzial regelrecht brach.

Braucht die Innenstadt ein eigenes Süchteln-Büro nach dem Vorbild der Anlaufstellen in der Viersener Südstadt oder in Dülken?

Maier Früher hätte ich geantwortet: Wofür? Heute sehe ich das — angesichts der Erfolge, die bereits in der Viersener Südstadt erzielt wurden, anders. Heute sage ich "Ja". Es würde sich sicher mehr bewegen lassen in und für Süchteln. Denn feststeht, dass viele Dinge verbessert werden könnten. Und Bürger, die sich engagieren möchten, gibt es auch. Das zeigt die sehr aktive Senioreninitiative "Miteinander — Füreinander". Süchteln war hier für die Kreisstadt Pilotprojekt. Und die positiven Erfahrungen, die hier mit einem breiten bürgerschaftlichem Engagement gemacht wurden, hatten Vorbildfunktion für die anderen Stadtteile.

Stichwort "Bürgerschaftliches Engagement". Das wird aktuell in besonderem Maße an anderer Stelle sichtbar.

Maier Richtig. Der ASV Süchteln saniert den Sportpark und die alte Waldkampfbahn. Ich war kürzlich bei der Eröffnung des modernisierten Vereinsheim. Ich muss sagen, es ist ein wahres Schmuckkästchen geworden. Das, was der ASV bewegt hat, ist beispielhaft für die gesamte Region. Mit welcher Ruhe und Gelassenheit die Verantwortlichen mit finanzieller Hilfe aus der Viersener Sportpauschale und in Partnerschaft mit Sponsoren da zu Werke gegangen sind, verdient allergrößten Respekt. Ich muss gestehen: Ich bin von der Leistung des ASV total begeistert.

Wo sehen Sie neben dem Floriansplatz weiteren städtebaulichen Handlungsbedarf?

Maier Das geplante Neubaugebiet am Butschenweg wird hoffentlich bald in Angriff genommen. Auch am Höhenbad müsste sich endlich etwas tun. Da gibt es Pläne für hochwertiges ökologisches Bauen. Nur die scheinen wieder in den Schubladen der Planer verschwunden zu sein.

Wie bewerten Sie den Standort Landesklinik?

Maier Auch hier haben wir großes Entwicklungspotenzial. Ich begrüße es sehr, dass der Landschaftsverband nach Jahren des Stillstandes endlich erkannt hat, dass er in seine Kliniken investieren muss. Nun wird kräftig neu- und umgebaut. Aber auf dem Gelände im Johannistal liegen bereits erste Gebäude leer, weitere werden folgen. Da muss sich die Stadt dringend mit dem Landschaftsverband zusammensetzen.

Es war doch schon im vorigen Jahr ein Workshopverfahren geplant?

Maier Richtig. Aber da hat man nicht mehr viel von gehört. Meiner Kenntnis nach hat sich da auch noch nicht viel getan.

Die Verkehrsprobleme in Süchteln sind nach wie vor nicht gelöst. Wird es jemals eine Umgehungsstraße zur Entlastung der Grefrather Straße geben?

Maier Ich glaube nicht. Das Thema ist durch. Wir müssen vielmehr im Kleinen versuchen, die besonders belasteten Straßen — dazu zählen ja auch die Düsseldorfer Straße, der Westring und die Hindenburgstraße — durch weitere verkehrslenkende Maßnahmen vom Durchgangsverkehr entlasten.

Wie stellt sich Ihrer Meinung nach die Bildungslandschaft in Süchteln dar?

Maier An Haupt- und Realschule wird hervorragende Arbeit geleistet. Doch sie sind angesichts der bundes- und landespolitisch geführten Diskussionen um das Schulsystem nicht auf ewige Zeiten gesichert. Ich glaube, dass sich das alte dreigliedrige System mit Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien und Gesamtschulen nicht mehr lange wird halten lassen. Da müssen neue Wege gefunden werden.

Was heißt das für die Süchtelner Schulen?

Maier In jedem Fall, dass wir sie erhalten müssen. Eine zweite Gesamtschule kommt für mich als Alternative nicht in Frage.

Welche Zukunft hat die Stadtteilbücherei im Weberhaus?

Maier Hoffentlich eine gute. Sie ist für unseren Stadtteil unverzichtbar. Richtig ist, dass wir sie uns aus gesamtstädtischer Sicht fast nicht mehr leisten können. Aber es wäre sehr schlimm, wenn die Bücherei geschlossen würde. Denn sie wird von vielen Familien mit Kindern regelmäßig genutzt. Sie belebt die Innenstadt. Und da wären wir dann wieder bei einem Punkt von vorhin. Die Innenstadt darf nicht aussterben! Im Gegenteil: Sie muss gestärkt werden.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Stadtteil besonders?

Maier Süchteln ist ein sehr reizvoller Stadtteil. Hier lässt sich gut leben. Der Freizeitwert ist hoch, mit den Süchtelner Höhen liegt ein wirklich tolles Naherholungsgebiet unmittelbar vor der Haustür. Der Kletterwald ist eine Attraktion. Es war wichtig, dass wir das Wildgehege gerettet haben. Nicht zu vergessen die Niers. Hier wurde mit der neuen Kanustation etwas Besonderes etabliert. Auch wenn sie umstritten war, ich halte sie für eine gute Sache, denn sie zieht auswärtige Besucher in die Stadt.

Das Gespräch mit der Süchtelner Ortsbürgermeisterin Margret Maier führten die RP-Redakteure Andreas Reiners und Joachim Nießen.

(RP)
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