Viersen Streit um Viersens Unterwelt

Viersen · Die Niederrheinwerke beschäftigen derzeit den Düsseldorfer Landtag. Der Viersener Versorger will eine Dichtheitsprüfung der häuslichen Abwasserleitung anbieten. Die FDP ist dagegen. Sie setzt auf private Firmen.

Die Landes-FDP um ihren stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Dietmar Brockes baut mächtigen Druck im Viersener Abwassersystem auf. Ursache hierfür ist ein neues Gesetz des Landes Nordrhein-Westfalen, das jeden Grundstücksbesitzer verpflichtet, seinen privaten Abwasserkanal auf Dichtheit prüfen zu lassen.

In der Kreisstadt sollen mehr als die Hälfte aller Anschlüsse marode sein, Abwasser und Reinigungsmittel aus Toilette, Wasch- und Spülmaschine versickern ungereinigt im Boden und belasten das Grundwasser.

"Rundum-sorglos-Paket"

Niederrheinwerke und die Stadt Viersen setzten sich deshalb bereits vor Monaten an einen Tisch und erarbeiteten für die rund 22 000 Hausanschlüsse ein sauberes und für die Betroffenen kostengünstiges sowie zeitsparendes Angebot. Parallel zur Überprüfung der städtischen Kanäle bieten die Niederrheinwerke dem Bürger eine Art "Rundum-sorglos-Paket" an: Für 105 Euro Grundpreis setzt das Inspektionsfahrzeug, das auch die öffentlichen Kanäle über eine digitale TV-Kamera auf die Dichtheit prüft, seine unterirdische Filmtour bis in die privaten Rohre fort. Sechs Kontroll-Meter sind im Grundpreis enthalten, jeder weitere Kanalmeter kostet 13 Euro, eine Abzweigung 23 Euro.

Niederrheinwerke-Geschäftsführer Frank Kindervatter: "Es macht keinen Sinn, dass wir den öffentlichen Kanal überprüfen, dann aber vor der Hausanschlussleitung Halt machen. Allerdings prüfen wir nur in Ergänzung zu unseren Kontrollen." Ein weiterer wichtiger Vorteil für den Bürger: Nur die Niederreinwerke können die Dichtheitsprüfung vom Kanal aus vornehmen. Jedes private Unternehmen muss dafür ins Haus.

Die Konsequenz: Der Eigentümer muss anwesend sein, dazu kommen Dreck, mögliche Wartezeiten auf den Handwerker und nach Aussage der Niederrheinwerke ein höherer Preis für den Kunden. "Wir erledigen das quasi im laufenden Betrieb. Bei uns gibt es keine Anfahrtkosten und mit der Kamera sind wir ja ebenfalls bereits bis zum Hausanschluss unterwegs", so Kindervatter. FDP-Landtagsabgeordneter Brockes sieht das anders.

"Bei der Dichtheitsprüfung handelt es sich eindeutig um eine Aufgabe gewerblich-handwerklicher Art. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW listet insgesamt 1824 Sachkundige für die Durchführung von Dichtheitsprüfungen an privaten Abwasserleitungen auf. Angebot und Wettbewerb sind somit sichergestellt."

Und auch für Viersen und Umgebung hat Brockes gerechnet: Danach sollen in Viersen, Schwalmtal, Tönisvorst und Brüggen 16 Unternehmen Dichtheitsprüfungen anbieten. Brockes fordert die Landesregierung auf, gegen die "mittelstandsfeindliche kommunalwirtschaftliche Praxis" der Niederrheinwerke vorzugehen.

Die Niederrheinwerke überprüfen inzwischen die rechtliche Zulässigkeit ihres Angebots. "Ich bin davon überzeugt, dass diese Anbindung an unsere Kanalkontrollen zulässig ist", so Kindervatter.

(RP)
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