Schwalmtal Stirbt die Hauptschule?

Schwalmtal · Dem Schulentwicklungsplan zufolge wird die Europaschule in den kommenden Jahren kaum genug Schüler erhalten, um zwei Eingangsklassen zu bilden. Damit steht die Existenz der Einrichtung auf dem Spiel.

 Noch ist die Europaschule in Waldniel nicht in Gefahr, doch ihr Fortbestand gilt nicht als gesichert, wenn man die Prognosen betrachtet.

Noch ist die Europaschule in Waldniel nicht in Gefahr, doch ihr Fortbestand gilt nicht als gesichert, wenn man die Prognosen betrachtet.

Schwalmtal ist die einzige Gemeinde im Westkreis, die drei weiterführende Schulen vorhält: Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Das ist ihr großes Plus, denn viele Schüler kommen aus den Nachbarkommunen. Für die Realschule haben sich für das Schuljahr 2011/2012 74 auswärtige Schüler angemeldet, sie kommen aus Brüggen, Hardt und Dülken. Damit gibt es an der Realschule mehr "Einpendler" als Schwalmtaler Schüler – ihre Zahl beläuft sich auf 56 zum neuen Schuljahr. Für das Gymnasium haben sich für 2011/2012 68 Schüler aus anderen Gemeinden angemeldet, überwiegend kommen sie aus Brüggen und Niederkrüchten. Ohne die Einpendler könnten Gymnasium und Realschule ihre gegenwärtige Größe nicht halten. Auf lange Sicht wird jedoch auch die Zahl der Einpendler sinken, der Kinderschwund trifft auch die Nachbarkommunen.

Nur eine fünfte Klasse

Die Europaschule hat zu kämpfen: Zum neuen Schuljahr 2011/2012 haben sich sieben auswärtige Schüler angemeldet. Fünf davon kommen aus Hardt. Bei 29 Anmeldungen für die Jahrgangsstufe 5 kann die Hauptschule nach gegenwärtigem Stand im neuen Schuljahr nur eine Eingangsklasse bilden. Bei weiterhin rückläufigen Schülerzahlen (laut Prognose von 211 Viertklässlern in Schwalmtal im Schuljahr 2009/2010 auf 150 Viertklässler im Schuljahr 2015/2016) sinkt in den kommenden Jahren auch die Zahl der Fünftklässler an der Hauptschule. Selbst wenn die Planer weiterhin mit einer Übertrittsquote von 12,5 (12,5 Prozent der Viertklässler melden sich an der Europaschule an) rechnen und mit einer Handvoll Einpendlern aus anderen Gemeinden, lassen sich damit in den kommenden Jahren nicht zwei fünfte Klassen bilden.

Nicht zuletzt steht die Hauptschule als Schulform politisch auf wackeligem Boden: Auch bei guter Arbeit könne sich "die Europaschule dem Strudel des Niedergangs der Schulform Hauptschule nicht entziehen", erläuterte Tilmann Bieber von der Firma Komplan im Schulausschuss. Das Bochumer Büro hat den aktuellen Schulentwicklungsplan erstellt, demzufolge für die Europaschule zwar kein akuter Handlungsbedarf besteht, man von einer mittelfristigen Sicherung der Schule aber auch nicht reden kann.

Durch den demographischen Wandel würden auch an den Gesamtschulen in der Umgebung Kapazitäten frei, warnte CDU-Fraktionschef Lothar Höckendorf, "dann kommen auch weniger Schüler, die von den Gesamtschulen abgewiesen werden, an die Europaschule". Die Gemeinde solle sich möglichst früh mit der Lage befassen. Christian Pesch (SPD) gab zu bedenken: "Mönchengladbach plant eine weitere Gesamtschule, das könnte die Sogwirkung noch verstärken."

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(RP)
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