Haushaltsbeschluss in Viersen Stadtrat verabschiedet Haushalt

Viersen · Im Dezember hatte Stadtkämmerer Christian Canzler den Haushaltsentwurf eingebracht, mit einigen Änderungen wurde der Plan nun beschlossen. Die Fraktionsvorsitzenden riefen in ihren Haushaltsreden zum Sparen auf.

Im Dezember brachte Stadtkämmerer Christian Canzler den Haushaltsplan-Entwurf ein. Er betont, ein stringenter Konsolidierungskurs müsse beibehalten und strategisch intensiviert werden.

Im Dezember brachte Stadtkämmerer Christian Canzler den Haushaltsplan-Entwurf ein. Er betont, ein stringenter Konsolidierungskurs müsse beibehalten und strategisch intensiviert werden.

Foto: Nadine Fischer

In seiner Sitzung am Dienstagabend im Dülkener Bürgerhaus hat der Viersener Stadtrat den von Kämmerer Christian Canzler vorgelegten Haushaltsplan für das Jahr 2023 beschlossen. Linke und AfD hatten sich bei der Abstimmg enthalten. Der Haushaltsplan weist bei erwarteten Erträgen von rund 276,9 Millionen Euro und Aufwendungen von rund 285,3 Millionen Euro ein Defizit von rund 8,4 Millionen Euro aus. Den Fehlbetrag kann die Stadt aus der Ausgleichsrücklage nehmen. Steuererhöhungen sind nicht vorgesehen.

Der Kämmerer mahnte: „Der Haushalt 2023 zeigt erneut auf, dass die Fortsetzung der bisherigen Konsolidierungsmaßnahmen erforderlich ist, um einen Rückfall in die Haushaltssicherungspflicht, die die Stadt mit dem Haushalt 2019 offiziell verlassen konnte, zu vermeiden.“ Die finanzielle Lage sei angespannt. Ein stringenter Konsolidierungskurs müsse beibehalten und strategisch intensiviert werden. Dazu hätten die Verwaltung und der Arbeitskreis Haushaltskonsolidierung erste Schritte unternommen beziehungsweise auf den Weg gebracht.

In ihren Haushaltsreden gingen auch mehrere Fraktionsvorsitzenden auf die finanzielle Lage ein: Stephan Sillekens (CDU) bezeichnete sie als „katastrophal“, Jörg Eirmbter-König (Bündnis 90/Grüne) als „ernst“. Herauszuhören war aus den Reden, dass der Stadtrat, Canzlers Mahnung folgend, künftig noch genauer darauf achten will, wofür Geld ausgegeben werden kann, wo Prioritäten gesetzt werden – und wo, zum Beispiel im Bereich der freiwilligen Leistungen, gespart werden muss.

Stephan Sillekens (CDU) Der CDU-Fraktionsvorsitzende merkte an Canzler gerichtet an: „So sehr es Sie ehrt, die Kommunalpolitik vor einem Vorschlag zur Erhöhung der Steuern vor Ort zu verschonen, so sehr glaube ich war dies ein taktischer Fehler, weil ich nicht den Eindruck habe, dass in der Breite des Rates die Notwendigkeit der Priorisierung von Ausgaben bereits vollkommen angekommen und ausgebildet ist.“ Er forderte „uns alle, also alle Fraktionen dieses Rates, aber auch die Verwaltung selbst, deutlich dazu auf, ,nice to have‘-Projekte da zu lassen, wo sie hingehören, in der Schublade“. Als Aufgaben, „die vor uns liegen“, nannte er unter anderem die Bekämpfung des Klimawandels und damit verbunden Gebäudesanierungen, die Digitalisierung an Schulen sowie die Beschleunigung des Planungsprozesses für den Verkehrsentwicklungsplan.

Manuel García Limia (SPD) Der SPD-Fraktionsvorsitzende sagte: „Der Haushalt sichert Kontinuität und Verlässlichkeit. Trotz der finanziellen Grenzen, die uns gesetzt werden, investieren wir rund 19,1 Millionen Euro in die Zukunft Viersens. Die Höhe der Investitionen zeigt, dass kein Stillstand herrscht.“ Der Kämmerer habe davon gesprochen, dass „wir auch entscheiden müssten, ob und vor allem wie man freiwillige Aufgaben erfüllt. Auch eine Grundsteuer-Erhöhung spricht er an“. Die Sozialdemokraten hätten bei beiden Themen große Bauchschmerzen. Gerade diese freiwilligen Leistungen stellten das Herzstück der kommunalen Politik dar. Womit diese sich nach Ansicht García Limias unter anderem auch befassen muss: „Es wird dringend bezahlbarer Wohnraum benötigt.“ Klimaschutz – „sozial gerecht ausgestaltet“ –, die Entwicklung des Verkehrsnetzes sowie den Ausbau der Kitas und des Offenen Ganztags nannte er als weitere wichtige Themen.

Jörg Eirmbter-König (Bündnis 90/Grüne) „Was unsere Fraktion bis jetzt nicht erkennen kann, das sind klare Prioritäten: Wofür setzen wir unsere begrenzten Mittel ein, wenn wir nicht mehr alle Interessen gleichermaßen bedienen können?“, sagte Jörg Eirmbter-König, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Grüne. „Um den drohenden Rückfall in die Haushaltssicherung zu vermeiden, wird es entscheidend darauf ankommen, ob die Mehrheit dieses Rates Willens und in der Lage ist, über den Tellerrand der eigenen Wählerschaft hinaus auf das große Ganze zu blicken.“ Er betonte: „Wenn wir uns in Zukunft schon aus finanziellen Gründen stärker auf das Wesentliche konzentrieren müssen, dann fordern wir Bündnisgrünen einen klaren Fokus auf Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung.“

Norbert Dohmen (Fraktion Grüne im Rat der Stadt Viersen) kritisierte im Hinblick auf den vorliegenden Haushaltsplanentwurf für 2023: „Investitionen in den Bau neuer Radwege sucht man vergeblich.“ Für den Bau eines Parkhauses am Bahnhof sei eine 7,1-Millionen-Euro Investition vorgesehen – seiner Ansicht nach Geld, das besser in die wohnortnahe Versorgung der Grundschulkinder investiert werden sollte. Wie die Redner vor und nach ihm, wies auch Dohmen auf Faktoren hin, die mit Blick auf die finanzielle Lage in Viersen „das Problem noch verschärft“ haben: darunter die Kosten der Corona-Pandemie, die Aufwendungen für ukrainische Flüchtlinge, die Inflation und die explodierenden Energiepreise. Und er schaute voraus: „Da wir auf der Ausgabenseite kaum größere Einsparungen realisieren können, werden wir ernsthaft über Steuererhöhungen nachdenken müssen.“

Stefan Feiter (FDP) sagte: „Die Alternative zum Sparen, die Erhöhung der Einnahmen, wurde vom Kämmerer bereits in seiner Haushaltsrede und danach von ihm wiederholt im politischen Raum als Lösung angedacht, wir sagen angedroht: Steuererhöhungen!“ Diese hätten 2023 zwar noch verhindert werden können, „aber ob das bei dem nicht erkennbar werdenden Sparwillen der anderen Fraktionen so bleiben kann, bezweifeln wir vehement“. Feiter: „Wir werden diesen Weg nicht mitgehen und wir werden Steuererhöhungen nicht zustimmen, bevor nicht alles vorher getan worden ist, Kosten zu sparen.“ Auch, wenn der Haushaltsentwurf mit einem Defizit geplant sei: „Gerade aufgrund der noch sehr hohen Energiekosten, der weiterhin hohen Inflation und den Steigerungen bei den Personal-, Material- und Baukosten ist die heutige Zustimmung alternativlos.“

Christoph Saßen (Linke) Der Fraktionsvorsitzende sagte, nach mehr als zehn Jahren Kürzen und Streichen werde sich irgendwann die Frage stellen, „was kann und was muss Stadt? Wie wollen wir leben? Und führt ein dauerhafter Kürzungswahn uns nicht eher in eine kontraproduktive Situation, in der sich die Bürgerinnen und Bürger auf kurz oder lang von der Stadt abwenden, weil es andere Städte oder Gemeinden gibt, in denen das Leben lebenswerter ist?“ Für seine Fraktion habe dieser Haushalt nach wie vor nur wenig Zustimmungsfähiges zu bieten. „Wie bereits in der Vergangenheit erklären wir auch heute, dass wir pauschale Kürzungen bei den Personalaufwendungen sowie Elternbeiträge für die Kinderbetreuung und Mittagessen generell ablehnen.“

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