Viersen Miteinander-Theater: Jede Vorstellung ein Unikat
Der Saal im Weberhaus in Süchteln ist gefüllt mit begeisterten Zuschauern. Sie sind alle für das „Miteinander-Theater“ gekommen. Dessen Ziel ist es, Inklusion auf die Bühne zu bringen. Das Lise-Meitner-Gymnasium kooperiert bei diesem Projekt mit dem „Haus Anrode“ der Lebenshilfe Kreis Viersen in Anrath.
Menschen mit geistiger Behinderung und Schüler interagieren und führen zusammen das Stück „Der Schatz von Schloss Willistein“ auf. „Wir brauchen keine Gesetze, sondern nur ein offenes Herz, um Inklusion zu leben“, erklärt Schulleiter Thomas Prell-Holthausen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2013. Christine Schierbaum, die Projektleiterin, wollte die Nachbarschaft des Hauses Anrode und der Schule stärken. „Ich fand es schade, dass es kaum Interaktion gab“, erklärt sie. Seitdem hat sich viel geändert. Die Schüler kommen regelmäßig vorbei und backen zusammen, basteln Requisiten oder schmücken den Weihnachtsbaum. Für die Proben des Theaterstücks sind die Bewohner des Hauses Anrode in die Aula des Gymnasiums gekommen. „Es wurden keine Rollen vorgegeben. Jeder durfte sich selbst aussuchen, wen er spielen will. Um diese Rollen herum habe ich das Stück geschrieben“, erklärt Schierbaum. Sie ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Am schönsten findet sie, dass es eine Begegnung auf Augenhöhe sei. Ein richtiges Drehbuch gibt es bei der Aufführung nicht. Nur Stichworte werden vorgegeben, an denen sich die Schauspieler orientieren. So ist jede Vorstellung ein Unikat. Prell-Holthausen sieht das Projekt als wichtigen Baustein, den er nicht vermissen möchte. „Das Stück hat jeden Rekord gebrochen und war lebendig und bezaubernd“, sagt er. Die Schauspieler nutzen den ganzen Raum und reagieren spontan aufeinander. „Alle durften ihre eigenen Ideen einbringen“, erzählt Schierbaum. „Die Schüler wollten zum Beispiel fetzige Musik am Ende.“ Um das Bühnenbild haben sich zwei Künstler, Beate Krempe und Waleed Ibrahim, gekümmert. Sophie (14) ist eine der Darstellerinnen des Gymnasiums. „Am Anfang war ich etwas unsicher“, erzählt sie, aber die Berührungsängste hätten sich schnell aufgelöst.