Party Erinnerungen an den "Monte Quasselino"

Viersen · Ich hab noch jemanden mitgebracht", sagt Markus schmunzelnd an der Abendkasse des Freigeists und weist auf eine kleine Bierflasche. "Haben wir doch damals am Monte auch immer so gemacht", erklärt er.

 Bei der Monte-Party im Viersener Freigeist las Journalist und Autor Torsten Eßer (re.) aus seinem Buch über den Monte. Im Anschluss wollten etliche Besucher mit ihm über ihre eigenen Erinnerungen sprechen.

Bei der Monte-Party im Viersener Freigeist las Journalist und Autor Torsten Eßer (re.) aus seinem Buch über den Monte. Im Anschluss wollten etliche Besucher mit ihm über ihre eigenen Erinnerungen sprechen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Ich hab noch jemanden mitgebracht", sagt Markus schmunzelnd an der Abendkasse des Freigeists und weist auf eine kleine Bierflasche. "Haben wir doch damals am Monte auch immer so gemacht", erklärt er.

 Journalist Torsten Eßer besitzt einen der sieben Monte-Steine.

Journalist Torsten Eßer besitzt einen der sieben Monte-Steine.

Foto: Martin Hämig

Seine Begleiterin muss er zwar an der Kasse deponieren, aber die Atmosphäre des Monte erleidet dadurch für ihn keinen Schaden. Eine eingeschworene Gemeinschaft hat sich am Samstagabend im Freigeist eingefunden. "Das ist wie ein Klassentreffen, nur länger her", so beschreibt Walter (53) den Abend. "Wie cool, als sei die Zeit stehengeblieben", sagen die Besucher um ihn herum.

Zur "Monte Party" hatten die Betreiber des Freigeists, Claudia Steinert und Ralf Weber, gemeinsam mit dem Journalisten Torsten Eßer eingeladen. Eßer hat ein Buch über den Monte geschrieben und las zum großen Vergnügen des Publikums daraus vor.

Eßer, der übrigens mit "einem der sieben gesicherten Monte-Steine" erschien ("Ich bin stolz wie Oskar"), wie er sagte, brauchte nur ein paar Namen von Geschäften und Lokalen zu nennen, schon wurde im Publikum aufgejubelt. Hier waren tatsächlich die Insider unter sich, die, die ihre Freistunden, ihre Nachmittage auf den Stufen des "Diskutierhügels" verbracht und "das Abhängen" erlernt hatten.

Der im Volksmund schnell "Monte Quasselino" genannte spiralförmig sich in eine kleine Höhe erhebende Platz zwischen Haupt- und Lindenstraße war zwischen 1973 und 1996 eine Institution. Er war Teil der neu angelegten Fußgängerzone, übrigens eine der ersten in Deutschland, ausgedacht von dem Landschaftsarchitekten Georg Penker. Die Wahl des Standortes war kein Zufall, lagen doch zwei Gymnasien, das Humanistische und das Mädchengymnasium, in der Nähe und kreuzten sich zwei wichtige Achsen dort. Als Diskutierhügel geplant, wurde er schnell zum "Monte Quasselino" oder auch "Monte Krawallo". Denn hier fanden auch Proteste ihren Ausgang.

Christine (49) beschreibt den Monte als "Revolte gegen zu Hause", einerseits. Andererseits erlebte sie hier den Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Walter schwärmt vom südländischen Flair mitten in Viersen. Sabine (50) berichtet, wie sie ihrer bereits erwachsenen Tochter oft vom Monte erzählte und diese bedauerte, dass sie selbst so etwas nicht gehabt hat. Ob ein Monte Quasselino heute überhaupt noch angenommen würde? Die Alt-Monte-Fans finden darauf keine Antwort.

Ein weiterer Höhepunkt der Party war der Auftritt der "Liederlichen", die schon auf dem Monte Musik machten - und natürlich die Tanzparty.

Sigrid Blomen-Radermacher

(b-r)
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