Brüggen Klaviartor auch mit behutsamen  und leisen Tönen

Brüggen · Der vielfach ausgezeichnete Lars Reichow gab im Kulturforum auf Schloss Dilborn in Brüggen ein amüsantes und hintergründiges Wunschkonzert.

 Der Künstler Lars Reichow verzauberte die Zuschauer mit seinem Flügel im ausverkauften Kulturforum in Schloss Dillborn

Der Künstler Lars Reichow verzauberte die Zuschauer mit seinem Flügel im ausverkauften Kulturforum in Schloss Dillborn

Foto: Joerg Knappe

(anw) Rechts stand der Flügel, links ein Stehtisch. Optisch schien die Konstellation die Zweiteilung von gesprochenem Wort und Musik in Lars Reichows Kabarettprogramm zu spiegeln. Doch beim Auftritt im Kulturforum von Schloss Dilborn setzte der vielfache Preisträger, Radio- und Fernsehmoderator ganz klar auf eine Vernetzung. Zwar pendelte der Kabarettist beinahe gleichmäßig zwischen den Seiten, griff aber am Flügel die Wortbeiträge im Nachgang auf und ebenso umgekehrt am Stehtisch die Themen seiner Lieder. „Wunschkonzert – Best of Klaviartor“ ist das Programm überschrieben, das im Wortspiel beinahe unweigerlich an die Brachialgewalt eines Gladiators denken lässt. Reichow aber bespielte eher eine Klaviatur der mittellauten Töne. Sparsam, doch gezielt setzte er auf erregte Steigerungen.

Die Themen waren mannigfaltig, bezogen die Familie sowie Gott und die Welt mit oftmals vertrauten Merkwürdigkeiten des Lebens ein. Dabei jonglierte der Künstler mit Widersprüchen, würzte hier und da mit boshaften Zwischentönen. Dabei ging es ums Campen, die persönliche Auseinandersetzung mit Erziehungsfragen, den Wahnsinn mit Premiumkarten und eine dramatische Entwicklung von Kaffeemaschinen mit Stressfaktor.

Am Flügel schlug er zuweilen sachte Töne an. In leichter Hinwendung zum Publikum sang Reichow das Lied vom Menschen, der von seinen Ursprüngen bis heute viele Fertigkeiten erlangte, doch das Menschliche zuweilen vergisst. Witzig begab er sich in der Karikatur der eigenen Landsleute musikalisch auf Reisen. Bei ihm gesellte sich zum Präsidenten Hollande Frau Hollandaise und der aktuelle erste Mann der Grand Nation wurde zum „Macrönchen“. Reichow gab ein Statement für Europa und vollzog in Lautmalerei von Fremdsprachen eine Persiflage auf mangelnde Sprachkenntnisse und vermeintliches Rollenverhalten. Überzeichnet, doch voller Wahrheit war das Lied über eine Liebe, bei der sich Frau Routine breitmacht. Das Finale bot in Anspielung auf Handy-Apps eine Klaviatur der Möglichkeiten.

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