Aktion Brandmelder sind wichtig — zeigt dieses Puppenhaus

Viersen · Was da in der Feuerwache Dülken an der Brabanter Straße steht, ist ein Kindertraum. Eine Puppen-Villa vom Feinsten, bis ins Detail eingerichtet. Im Kinderzimmer hockt das Baby im Bett, Spielzeug liegt auf dem Boden herum. Zwei andere Kinder sitzen vor einer Geburtstagstorte in der Küche. Oma hat es sich im Wohnzimmer auf dem Sofa mit einer Zeitung vor dem Flachbildfernseher gemütlich gemacht, ein Häschen hoppelt herum. Opa saugt im Treppenhaus Staub. Ein Idyll. Zumindest fast.

 Dülkens Löschzugführer Lars Hill präsentiert das "Rauch-Demohaus". Auf unserem Foto wird ein Foto im Erdgeschoss simuliert (links unten). Gut ist zu erkennen, wie der Rauch nach oben durch das Haus zieht.

Dülkens Löschzugführer Lars Hill präsentiert das "Rauch-Demohaus". Auf unserem Foto wird ein Foto im Erdgeschoss simuliert (links unten). Gut ist zu erkennen, wie der Rauch nach oben durch das Haus zieht.

Foto: Ahlen

Denn auf dem Badewannenrand neben der Teenie-Tochter liegt nachlässig ein Fön. Und im Arbeitszimmer ist Papa in seinen Laptop vertieft, während direkt neben ihm das Bügeleisen schon eine Tischdecke angekokelt hat.

Spielen die Dülkener Feuerwehrleute jetzt bei ihren Übungsdiensten? Natürlich nicht. Das, was wie ein Puppenhaus aussieht, ist ein Rauchdemohaus. Eine Firma im Sauerland fertigt diese Häuser, die in der Brandschutzerziehung eingesetzt werden. Wer das weiß, schaut genauer hin und entdeckt Rauchmelder in den Zimmern und kleine Öffnungen. Hier können Kinder lernen, was passiert, wenn es in einem Haus zu brennen beginnt. Löschzugführer Lars Hill, Stefan Schäfer, Uwe Bludau und Christian Raschke sind für die Brandschutzerziehung im Löschzug Dülken zuständig. Regelmäßig arbeiten sie mit acht Kindergärten zusammen. Einmal im Jahr kommen auch Grundschulklassen in die Wache. Es ist immer spannend für die Kinder, die Fahrzeuge zu sehen, die Wache anzuschauen oder zu hören, dass Feuerwehrleute unter Atemschutz nicht nur entfernt so aussehen wie Darth Vader, sondern sich auch so anhören. Die Grundschulkinder durften auch schon sehen, was passiert, wenn man brennendes Fett mit Wasser löscht - nämlich eine Fettexplosion. Feuer breitet sich rasant in der Küche aus.

Natürlich lernen die Kleinen auch, wie man die Feuerwehr ruft, wenn es zu Hause brennt und niemand anderes ans Telefon gelangen kann.

Und jetzt haben sie das Rauchhaus. Wenn die Kinder entdecken, dass es im Arbeitszimmer bereits brennt, weil Papa nicht auf das Bügeleisen geachtet hat, dann kommt der Rauch - also ein gesundheitlich unbedenklicher Nebel. Innerhalb weniger Sekunden sieht man nichts mehr in diesem Zimmer. Zuerst ist oben alles dicht, dann ganz schnell auch unten.

Selbst wenn man ganz nah herangeht, kann man nicht mehr die 40 Zentimeter bis zur gegenüberliegenden Wand schauen. Wird nun die Arbeitszimmertür geöffnet, dringt der Rauch ins Treppenhaus. Wie er sich dort verteilt, wie er in die anderen Zimmer gelangt, wann jemand im Haus etwas bemerken würde - das alles können die Wehrleute den Kindern mit diesem Haus zeigen. Natürlich auch den verheerenden Brand im Kinderzimmer, falls dort jemand mit Streichhölzern spielen würde.

Und sie können zeigen, wie es die Feuerwehr schafft, nach den Löscharbeiten den ganzen Rauch aus dem Gebäude herauszubekommen. Nämlich mit Lüftern, die außen vor der Tür positioniert werden. Diese Lüfter, die die Wehr in verschiedenen Varianten auf ihren Fahrzeugen bei sich hat, gibt es passend zum Rauchhaus auch in Miniatur.

Und tatsächlich sind die nicht nur für die Kinder da, sondern auch zur Ausbildung des Löschzugs. Denn hier sehen die Wehrleute, wie sich das Ergebnis ändert, wenn man den Winkel oder die Position des Lüfters auch nur leicht verändert.

Allein hätte der Löschzug es nicht geschafft, sich das Rauchhaus zu leisten. Mit Marco Lankes haben die Wehrleute einen Krefelder Unternehmer gefunden, der ihnen das Haus spendiert hat. Lankes ist selbst Vater von drei Kindern, und als Feuerwehrleute den Reifenhändler ansprachen, ob er sich dieses Sponsoring vorstellen könne, musste er nicht lange überlegen. "Das ist für die Feuerwehr und für die Kinder, da werden genau die Richtigen unterstützt." Heike Ahlen

(hah)
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